Mein Paps, früher auf dem Land lebend, hat auch jede Menge Kaninchen und Enten, Hühner, Tauben usw. geschlachtet. Dann zogen wir in die Stadt - lange Zeit nur zu Besuch auf dem Dorf. Irgendwann zogen die Eltern wieder auf's Dorf, nun wurden wieder Tiere angeschafft. Zunächst Nutria, lohnte sich in der DDR noch. Anfangs lief das Schlachten wie gewohnt und früher, mit Knüppel betäubt, dann mit Messer getötet und gut. Irgendwann stellten sich bei ihm Hemmungen ein, die Tiere so zu töten. Er versuchte es "unpersönlicher", mit einem Luftgewehr, was natürlich auch eher unbefriedigend war. Im Endeffekt schaffte er die Nutrias ab.Daraus folgt automatisch, für wie naiv, lächerlich oder "baumkuschlerisch" du persönlich das auch halten magst, dass Tiere, zu denen man einen persönlichen Bezug hat, achtsamer behandelt werden als andere, von deren Existenz man nur Abstrakt Kenntnis hat, ohne beim Gedanken an "Schnitzel" gleich die zugehörigen Schweine vor Augen zu haben...
Dann kamen 3 oder 4 Schafe, da auch Fan von Lamm - Braten. Die wurden so zahm und zutraulich, daß sie aus der Hand fraßen, ihm auf Schritt und Tritt folgten und sich freuten, wenn er auf die Koppel kam. Das Verbringen in den Schlachthof war eine Katastrophe, die Folge, es gibt dort nun auch keine Schafe mehr.
Und ab und zu führen wir Gespräche über vegetarische Ernährung.
So etwas kann sich also auch entwickeln und die Nähe der früheren Bauern zu den Nutztieren war sicher auch nicht so stark, wie man das heute teilweise, sieht. Eine gewisse Distanz ist da schon mitunter hilfreich, wenn man Tiere töten will oder muß.
Bei meinem Vater war es sehr ähnlich. Er ist durch seine harte Kindheit und Jugend sehr empathielos gewesen und hat im Laufe seines Lebens gelernt, mehr Gefühle zuzulassen.
Am Ende hat er so gut wie kein Fleisch gegessen und sich sehr viele Gedanken zu diesem Thema gemacht.