Ach, auch wenn bei mir bei der Anschaffung eines Hundes eher die Frage "wer braucht 'nen Gnadenplatz" als "was will / erwarte ich von meinem Hund" im Vordergrund steht, so ist das eigentlich gar nicht "selbstlos" von mir, glaube ich. Ich nehme von jedem der Senioren auch schon eine ganze Menge mit. Und die Frage "was will / erwarte ich von einem Hund" habe ich für mich ja schon lange mit "nichts / keinen Stress / er soll es sich hier gut gehen lassen und mir keine sportlichen Höchtstleistungen abverlangen" beantwortet. Da liegt die Anschaffung eines älteren Semesters einfach nahe.
Ich hab auch immer gedacht, so sehr wie bei meinen wunderbaren Rex wird es nie wieder weh tun (weil dieser Hund einfach mein ganz besonderer Herzenshund war). Darum fühlte ich mich gewappnet für all die Hundesenioren, die noch kommen würden. Doch als Klein-Nelly dann ihr Beauty-Case packte, um über die Regenbogenbrücke zu hüpfen, hat es mich fast wie ein Schlag getroffen, dass es wieder so verdammt weh tat und die kleine eine so riesige Lücke hinterlassen hat. Aber die Bekanntschaft dieser kleinen Hundedame möchte ich um nichts auf der Welt missen und die hätte ich halt nie gemacht, hätte ich mich von ihrem Alter abschrecken lassen.
Als ich mich kürzlich für die Aufnahme eines 12-jährigen Hundes entschieden habe (nächste Woche kommt er dann endlich), war dieser eigentlich schon durch mein Raster gefallen, weil "zu jung", aber da er diverse andere Malessen hat und ich noch mal mit der Nase auf ihn gestupst wurde, wird es dann jetzt doch eher ein "junger Alter".
Für mich fängt "alt" bei Hunden eigentlich erst so ab 15 Jahren an. Meine Tiffy mit ihren 3 Jahren passt ja eigentlich so gar nicht in mein Raster, aber es waren besondere Umstände damals (eine andere und lange Geschichte) und nun gehört sie hier einfach hin...
Und doch ja, als Nelly gegangen war, habe ich auch erst gedacht "Nein, das machst du so schnell nicht wieder. Das schaffst du nicht". Und das liebe Umfeld liegt einem dann ja auch immer wieder in den Ohren, dass man doch einmal an sich denken solle und wenigstens einmal 'nen jungen und gesunden Hund (tiffy ist zwar jung, aber auch irgendwie gehandicappt) nehmen solle, damit man nicht ständig Abschied nehmen muss usw. usf. Na ja, und dann erschien im Hundehimmel wieder ein Nachruf für einen der unzähligen Hunde, der es als Senior nicht mehr auf eine Couch geschafft hat, und dann denke ich wieder so bei mir "Aber einem kannst du genau das ersparen. Einen schaffst du schon noch. Bis zum Abschied ist es ja noch ein Weilchen und das machst du dir mit dem Hund dann so richtig nett."
Und außerdem wurde ich an diesem Tag, an dem ich mit dem Gedanken spielte, meinen "Hospizplatz" unbesetzt zu lassen, dreimal völlig nassgeregnet - und in letzter Zeit habe ich bei Regen immer diese schrecklich schöne, völlig irrationale und alberne Bild vor Augen, wie Nelly, Schmock und Milly da oben ihr Wettpieseln abhalten... Ich hab's als eine Art Zeichen gewertet, dass diese meine Idee bei den nicht mehr unter uns weilenden Senioren keinen Anklang findet (albern, ich weiß, aber eine sehr tröstliche Vorstellung). Na ja, und so wird dann nächste Woche aller Voraussicht nach wieder ein Senior hier Einzug halten.