Das letzte was sie von mir mitbekam war Hektik und Ignoranz...
Das sehe ich anders, und das wird auch sie in dem Moment anders gesehen haben. Ihr habt doch schon so lange zusammengelebt. Die wusste genau wie du, dass es gute Tage gibt, aber auch mal hektische Tage. Und sie hat - auch wenn das jetzt vielleicht im ersten Moment nicht tröstend klingt - doch genau gewusst, dass du an solchen Tagen spätestens nachmittags wieder da bist und dann extra viel Zeit für sie hast.
Es ist so nicht mehr gekommen - das ist wahr - aber sie hat es in dem Moment auch nicht vermisst.
Das tust jetzt nur
du. Ich denke, es ist wichtig, sich das vor Augen zu führen.
Und seit dem das im März war, war ich SO DERMAßEN bedacht darauf, mit jeden Tag vor Augen zu führen, dass es der letzte sein könnte. Ich war viel nachsichtiger mit ihr, schimpfte kaum noch, egal was sie tat, nahm mir noch viel mehr Zeit mit ihr, genoss so viele Momente ganz bewusst - aber gerade die beiden Tage bevor sie ging waren eben wieder so voller Stress. Ich würde das so gerne wieder gut machen...
Natürlich willst du das. Das ist doch klar. Und ich bin mir sehr sicher, wenn sie dich von irgendwoher beobachtet, dann
weiß sie das. Aber sie würde dir sehr vermutlich sagen: "Das ist nicht nötig. Ich weiß ganz genau, was ich an dir hatte!"
Warum passiert so eine ******* IMMER wenn ich gerade beruflich so arg eingespannt bin???
Ich weiß es nicht, ob es dich tröstet, aber das geht anderen auch so. Und nicht nur bei Hunden.
Ich denke, vielleicht übersieht man in solchen Phasen kleine Warnsignale eher, die man ansonsten rechtzeitig erkannt hätte, sodass eine Sache nicht so ausgeartet wäre.
Oder man macht eben auch mehr Fehler, die an sich nicht schlimm sind, aber in der Summe - oder sich eben unter ungünstigen Umständen tragisch auswirken können. Weil man sich nicht zerreißen kann. Weil man nicht ganz bei der Sache ist. Weil man nicht nur eine Sache auf dem Schirm hat, sondern zig verschiedene. Das passiert einfach. Egal, wie sehr man sich bemüht, egal wie gut man plant, oder ob überhaupt - es
ist einfach so.
Und jetzt in Mannheim, wo ich zeitlich total eng getaktet war, durch die Hitze und die Fahrt zusätzlich KO. Nach einem der mit Sicherheit an 2 Händen abzählbaren Morgen in fast 6 Jahren, an dem ich mich NICHT anständig verabschiedet habe?
Natalie, diese Frage hast du dir selbst in einem früheren Beitrag schon beantwortet. Du weißt (denke ich) selbst, wo in diesem Fall dein "Denkfehler" gelegen hat.
Bitte nicht als Vorwurf verstehen: Ich verstehe angesichts der Vorgeschichte sehr gut, wie du auf die Idee gekommen bist, sie trotz ihrer jüngeren Krankengeschichte (ja gerade
wegen derselben) unbedingt mitnehmen zu wollen, und es tut mir von Herzen leid für dich, dass es so ausgegangen ist.
Die Reise war eine physische Belastung für sie, genau wie für jeden anderen auch, und sie hatte aufgrund ihrer Krankengeschichte noch nicht wieder ausreichend Reserven aufgebaut. Alles, was weiter passiert ist, hätte ihren Organismus auch zuhause überfordern können, hat es aber nach der Reise erst recht getan. Und es wäre möglicherweise dort nicht in dieser Form passiert.
Reisen sind eine Belastung, Reisen neigen dazu, unplanmäßige Ereignisse hervorzurufen, und üblicherweise geht es dort hektisch zu und man hat wenig Zeit füreinander. Damit ist deine Frage im Grunde beantwortet, "warum das Ganze an einem Tag passiert ist, als ich keine Zeit für sie hatte." Zumindest auf der Sachebene.
Ist man zuhause, ganz bei sich - macht man bestimmte Fehler einfach mit geringerer Wahrscheinlichkeit und kann auch besser drauf reagieren, wenn sie einem doch passieren. Sprich, sie gehen eher gut aus. Das ist tragisch, aber einfach nicht zu vermeiden.
Wenn jemand Shiwa da oben unbedingt bei sich haben will, warum muss er dafür (und auch für seine früheren Vorstöße) immer Tage wählen, die mich mit Schuldgefühlen zurück lassen? Warum kann er mir keine Erinnerung an schöne letzte Stunden lassen? Und war IMMER so total unvorbereitet, dass einem gar keine Chance auf Abschied bleibt. Das ist so unfair... Und das macht mich schrecklich fertig...
Sieh es einfach mal so: An
anderen Tagen hätte derjenige gegen dich
gar keine Chance gehabt... da hätte, wer immer Shiwa hätte holen wollen, erst an dir vorbei gemusst. Metaphysisch gesehen war das durchaus ein ernstzunehmendes Hindernis, wenn ich das von hier aus richtig beurteilen kann.
Vermutlich musste derjenige irgendwann tricksen, weil es gar nicht anders ging.
Ja, das mag unfair erscheinen - aber von einem anderen Standpunkt aus bist du es vielleicht, die sich in gewisser Weise "unfair" verhalten hat, weil du dich so hartnäckig dem Schicksal in den Weg gestellt hast...
Stell dir vor, Shiwa sollte wiedergeboren werden und war schon lange überfällig - sie wurde
anderswo dringend gebraucht. Und solange du in der Nähe und voll auf dem Posten warst, war nix zu machen... auch, weil ihr
beide so aneinander gehangen habt... und es
musste etwas passieren. Für Eleganz und Rücksichtnahme war keine Zeit mehr.
Ihr habt eine so lange, so schöne Zeit miteinander gehabt - das ist auch nicht "nichts." Im Grunde hast du großes Glück erleben dürfen,
das nicht selbstverständlich ist.
Das Ende war traurig, aber du hast sogar noch einen langen, schönen Aufschub erhalten, bevor es endgültig gekommen ist, und sie auch. Du hast ihn dir durch deinen Einsatz hart erkämpft. Und ihr habt ihn gut genutzt.
Sollte "irgendwo da oben" gerade jemand diese deine letzten Zeilen lesen, fragt er sich vermutlich etwas verständnislos, was du eigentlich jetzt noch möchtest... schließlich ist man dir doch schon sehr entgegengekommen.
Ich weiß, im Moment wirst du das schwerlich genauso sehen können, und ich verstehe das gut. Aber im Grunde - da bleibe ich dabei - hast du es gut mit ihr gehabt. - Und "nur" weil das Ende dem nicht hundertprozentig entsprochen hat, so mit dem Schicksal zu hadern... wird der
ganzen Shiwa und ihrem Leben bei euch absolut nicht gerecht.
Geh nochmal in dich. Denk mal drüber nach, wie du die letzten Jahre mit ihr leben und was du mit ihr
erleben durftest, schau mal ein wenig nach rechts und links, wie es anderen Leuten so ergeht, ob nun mit oder ohne Hund, und dann schau nochmal, ob du
grundsätzlich sagen kannst, das Leben sei "nicht fair" zu euch beiden gewesen.
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