Hintergrund war die Aussage, es kommt "so oft", dass HH von ihren Hunden behaupten, dass sie so reagieren, wie sie es tun, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, obwohl das gar nicht stimmt und der Hund meist "gar nichts" erlebt hat.
Letztendlich wissen wir alle nicht, ob die betreffenden Halter mit den Angaben zur Vorgeschichte ihres Hundes richtig liegen oder nicht. Bei einem Hund, der z.B. zuvor in einer spanischen städtischen Perrera war (oder z.B. ein spanischer Jagdhund ist) oder aus einem rumänischen staatlichen Shelter stammt, halte ich persönlich die Variante, dass diese nur oder vorwiegend Kontakt zu weiblichen Personen hatten, tatsächlich für unwahrscheinlicher als die „Schlechte-Erfahrungen-mit-Männern-Variante“. Ist aber nur meine Einschätzung, belegen kann ich das nicht.
Mag sein, dass es Hundehalter gibt, die mit der traurigen Vorgeschichte ihres Hundes ihr Ego aufpolieren. Solche Leute gibt es vermutlich in allen Bereichen. Dass dies in dem hier gemutmaßten Umfang der Fall ist, wage ich persönlich zu bezweifeln und frage mich, ob da nicht von den Empfängern ein wenig zu viel reinprojiziert wird (und sie solche Angaben einfach nerven, weil sie Auslandstierschutz kritisch sehen). Ausführliche Angaben zur Vorgeschichte des Hundes können ja z.B. auch ihre Ursache darin haben, dass die Leute die Vorgeschichte ihres Hundes oder ggf. die Situation der Hunde in dem jeweiligen Ursprungsland (im Falle eines Auslandshundes) einfach anfasst. Oder man spricht so drüber wie man drüber redet, wenn der eigene Hund eine Krankheit, einen Unfall, eine Beißerei, whatever hatte. Gehört halt irgendwie zur Geschichte des Tieres dazu und man kommt im Gespräch drauf. Ich weiß so was z.B. von den Hunden aus meinem Umfeld und so kennen deren Halter auch die Vorgeschichte meiner Hunde (und bei einem gehört eben auch die Vergangenheit als Straßenhund dazu (die neben Dingen, die ggf. als dramatische Ego-Booster ausgelegt werden könnten, auch so Lappalien umfasst, wie die, dass sie am Anfang alle Mülleimer leergeräumt hat)). Auslöser für die Kommunikation solcher Angaben zur Vergangenheit eines Tieres kann auch schlicht und einfach die Freude darüber sein, dass ein Hund, der einen schlechten Start hatte, nun eine Chance bekommt (und ggf. auch der Gedanke, das Gegenüber könnte sich auch einfach für den Hund freuen). Ich werde z.B. auch immer mal wieder gefragt, warum es denn ein Auslandshund sein musste. Dann antworte ich wahrheitsgemäß und erwähne auch die missliche Lage der Tiere vor Ort. Halter von vom Züchter stammenden Hunden tauschen sich doch z.B. auch mit anderen Hundehaltern drüber aus, warum es die betreffende Rasse sein musste, wie schwer es war, die richtige Verpaarung zu finden o.Ä. Ist mir auch schon passiert, dass ich da im Gespräch schon mal (aus meiner Sicht) too much information bekam (weil’s mich halt dann auch nicht wirklich interessiert, bei wie vielen Ausstellungen die Eltern, Großeltern wie abgeschnitten haben oder wie lange man warten musste, bis die Wunschhündin aufnahm oder, oder, oder). Ist für den betreffenden Halter eben eine relevante Information. So what? Dass das in einer direkten Beziehung zu dessen Ego stehen müsste, sehe ich weder beim Halter des vom Züchter stammenden Hundes noch beim Halter des aus dem Tierschutz stammenden Hundes so.
Dass jetzt Leute mit (Auslands)Tierschutzhund andere quasi überfallen und völlig ohne Kontext oder Nachfrage runterbeten, wie arm ihr Hund dran war o.Ä., kommt im realen Leben wie oft vor?