Nein. Könnte es gar nicht.
Aus dem ganz einfachen Grund, dass eine bessere Leistungsfähigkeit auf einem bestimmten Gebiet in der Regel an bestimmte körperliche Merkmale gekoppelt ist. Längere Beine, leichterer Körperbau, tiefer Brustkorb = besserer Sprinter
Kurze Beine, schlanker Körperbau - passt in den Fuchbau
Stämmiger Körperbau. großes Stockmaß = gutes Zugtier, notfalls auch verzehrbar.
Auf diese Weise sind tatsächlich im Laufe der Zeit die einzelnen Schläge/Landrassen entstanden. In Gegenden mit viel Schafzucht und Raubwild Herdenschutzhunde, in Gegenden mit wenig Vegetation Sichtjäger, im Wald eher Fährtensucher...
Und weil man die Hunde gern noch leistungsfähiger haben wollte, hat man den Genpool vermindert und gezielt die besten Exemplare (teils verwandt, teils nicht) gekreuzt - so sind dann die Rassen im heutigen Sinne entstanden.
Problematisch wird das da, wo der Genpool sehr klein ist (das ist aber nicht bei allen Rassen so) - oder wo einzelne "Musterexemplare" überdurchschnittlich häufig eingekreuzt wurden, sodass ihre Erbanlagen überdurchschnittlich häufig wieder auftauchten (der Genpool wurde also, zB bei den Dobermännern künstlich verkleinert).
Das hatte aber nicht immer nur mit "Zucht auf Aussehen" zu tun. "Zucht auf bestimmte Charaktereigenschaften" (wie beim Dobermann) kann ganz genau denselben Effekt haben.
Problematisch ist meist auch nicht, dass der Genpool "zu klein" ist. Sondern dass bestimmte rassetypische Eigenschaften unglücklicherweise mit bestimmten Krankheiten/Störungen assoziiert auftreten. Entweder, weil das eine das andere verursacht (niedrige Reizschwelle beim Dobermann - Schilddrüsenprobleme) - oder weil beide im Erbgut dicht nebeneinander liegen, und also gehäuft miteinander gemeinsam vererbt werden.
Teils auch, weil man früher nicht wusste, dass bestimmte Merkmale mit Krankheiten/Problemen assoziiert sind.
Der Genpool sehr vieler Rassen ist aber eigentlich groß genug, weitgehend gesunde Hunde hervorzubringen. Die Möglichkeiten, das sicherzustellen, sind heute dank diverser Gentests was viele monogene Erkrankungen angeht (also Krankheiten, wo nur ein Gen die Ursache ist) deutlich besser als noch vor 20 Jahren. In der Tat gibt es in den Zuchtpopulationen viele für rassetypische Erkrankungen voll durchgetestete Zuchttiere, sodass durch die Partnerwahl sichergestellt ist, dass die Krankheit nicht auftritt. "Gesunde Mischlinge" hingegen müsste man erst testen - und zwar einmal quer durch den Garten auf alles, was in allen Rassen vorkommen könnte, wiel man ja nicht weiß, was drinsteckt. Bei einer Rasse hingegen weiß man es weitestgehend.
Denn das tückische sind eben die "rezessiven" (nicht "heterozygoten") Erbgänge, wo heterozygote
Genträger, die die defekte Erbanlage nur einmal (neben einer funktionsfähigen Variante) tragen, nicht oder so gut wie nicht erkranken und die Krankheit erst ausbricht, wenn der Betroffene die defekte Erbanlage zweimal trägt. Abgesehen von dominanten Erkrankungen (jeder Genträger erkrankt, auch wenn nur eine Kopie des Gens defekt ist), die erst ausbrechen, wenn der Hund aus dem zuchtfähigen Alter schon wieder raus ist... In beiden Fällen sind die potenziellen Zuchttiere körperlich absolut gesund, vererben aber trotzdem uU Erbkrankheiten. Es gibt auch Krankheiten/Störungen, wo homozygote Genträger trotz allem nicht krank erscheinen. Die haben dann eventuell andere Erbanlagen im Hintergrund, die den ersten Defekt kompensieren. Siehst du dem Hund aber alles nicht an.
Sehr viele Krankheiten oder Probleme, die Rassehunde (und auch Mischlinge) kriegen können, vererben sich zudem weder dominant noch rezessiv, sie sind multifaktoriell. Sprich: Es spielen mehrere Gene eine Rolle, von denen idR nicht alle bekannt sind. Und je nach Kombination derselben miteinander, genetischem Hintergrund UND Umwelteinflüssen tritt die Krankheit stärker oder weniger stark auf (so ist es bei HD).
HD aus einer Rasse herauszuzüchten, dürfte mit heutigen Kenntnissen fast unmöglich sein, uns ist es mutmaßlich auch in 15 Jahren noch. HD extrem in eine Rasse
hineinzüchten kann man - in dem Moment, wo HD nicht unwesentlich zum Schönheitsideal beiträgt, wie beim DSH.
Solange DSHs aber so gezüchtet wurden, dass sie gebrauchsfähig waren UND eine bestimmte Optik hatten, die jedoch der Gebrauchsfähigkeit nicht vällig zuwider lief - hatte die Rasse diese Probleme auch nicht im Übermaß.
Die Auswahl nach Aussehen allein macht eine Rasse nicht krank. Es sei denn, das Aussehen selbst macht krank (Möpse, Showlinien-DSH, Merle-Hunde, blaue Hunde, evtl. Bullterrier). Oder der Genpool ist schon klein und wird durch Übergewicht einer bestimmten Linie (die unglücklicherweise zwar schön, aber nicht gesund ist) künstlich noch verkleinert, wie beim Dobermann.
Aber normalerweise hat man theoretisch nirgends so gute Chancen, zumindest monogene Erbkrankheiten zu vermeiden, wie bei gut untersuchten Rassehunden. Weil da zumindest für die häufigsten rassetypischen Erkrankungen der genetische Status bekannt ist.