STADTBILD
Kampfhunde ins letzte Abteil
Mechthild Henneke
Die kampfhundfreien Zeiten für U-Bahn-Nutzer nähern sich ihrem Ende.
Schade. Seit einem Monat bleibt Menschen im öffentlichen Nahverkehr
der Anblick von Kampfhunden erspart. Seit Anfang März dürfen sie nicht
mehr mitfahren. Ende April wird der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg
vermutlich entscheiden, dass dieses Verbot aufgehoben wird, weil es
der BVG inzwischen als zu rigide erscheint. Dann können die Zahnreihen
von Staffordshire-Bullterriern und Pitbulls wieder aus der Nähe
besichtigt werden. Voraussetzung für die Mitnahme der Tiere ist, dass
sie einen Maulkorb tragen und angeleint sind.
Im Sommer werden sie dann also voraussichtlich wieder durch ihre
Maulkörbe auf fremder Leute Lederschuhe sabbern und vielleicht auch
mal ein wenig an der Leine reißen, wenn es im Waggon unruhig wird. So
sehen das all diejenigen, die beim Anblick eines Kampfhundes ein
ungutes Gefühl befällt. Sicher, da sind die Beteuerungen vieler
Halter, dass ihr Bullterrier der liebste Kerl der Welt sei. Doch ist
der, der da vor uns sitzt, jetzt der liebe Kerl, von dem wir gehört
haben, oder doch eher einer von der Art, die kleine Kinder zerreißen?
Maulkorb und Leine können das Unbehagen nicht auflösen, denn der Hund
ist am Ende meist allemal stärker als sein Herr- oder Frauchen.
Um die Kampfhundeliebhaber nicht weiter zu diskriminieren, den
Kampfhunde-nicht-Liebhabern aber ihre Ruhe zu lassen, könnte eine
einfache Regelung helfen: Kampfhunde ins letzte Abteil. Müssten die
Viecher und ihre Halter auf Anordnung der BVG grundsätzlich hinten
einsteigen, könnten sich alle dazusetzen, die daran ihre Freude haben.
Wen die Tiere stören, der müsste nicht gegen seinen Willen mit ihnen
U-Bahn fahren. Allen wäre gedient.