Moin
Meinen allergrößten Respekt für euren Umgang mit den Defiziten, die das Leben so bietet. Ich glaube mir würde so etwas völlig den Boden unter den Füßen weg ziehen. Da komme ich mir mit meinen Zipperlein geradezu lächerlich vor.
Ich bin seit 34 Jahren Diabetiker Typ 1 und seit über 15 Jahren Pumpenträger, habe also 24/7 spitzen Stahl im Körper. So langsam gehen mir die Stellen aus, wo ich noch den Katheter setzen kann. Da ich ja nur ein Strich in der Landschaft bin (65kg bei 1,82 Körpergröße), fehlt es einfach an ausreichend Unterhautfettgewebe. Allgemein heißt es zwar, heutzutage kann man den Zucker gut einstellen, aber meine Erfahrungen sind andere. Jede noch so kleine Infektion würfelt die Einstellung durcheinander und wer schon mal nen Zucker von 500+ hatte, weiß wie bleiern sich das anfühlt. Jede noch so kleine Bewegung wird sowas von anstrengend... Dazu kommt noch eine merkwürdige Unberechenbarkeit. Stimmt die Einstellung mal für ein, zwei Tage, kommen garantiert auch wieder Tage, an denen ich dreimal den Katheter wechseln muss, weil das Insulin einfach nicht wirkt. Als Folge des Diabetes hat hat sich eine Polyneuropathie gebildet. Wenn ich den Kerl erwische, der mir immer wieder ein Messer in den Körper jagd. Das blöde ist, man weiß nicht wann und wo.
Eine weitere Baustelle sind Arthrosen im rechten Daumen. Und das mir, als Rechtshänder und Handwerker. Das Daumengrundgelenk (Stufe 3) wurde schon operiert. Konnte mich ja nicht mehr schmerzfrei anziehen. Geblieben sind motorische Einschränkungen, an die ich mich noch gewöhnen muss. Es betrifft aber auch das Daumensattelgelenk (Stufe 1). Da geht mir doch echt die Muffe. Eine Op dort und die Hand ist kaum noch zu gebrauchen. Was bleibt, ist wohl die Berufsunfähigkeit.
Letzte Woche gab es dann einen klitzekleinen Hirninfarkt. Hab noch Glück gehabt. Keine Lähmungen, kein Sprachausfall. Es betrifft nur die Sehfähigkeit. Im unteren Gesichtsfeld mit Tendenz nach links sehe ich Doppelbilder, sowohl horizontal als auch vertikal. Das wirkt sich auch auf den Gleichgewichtssinn aus. Ich laufe rum, als wenn ich ständig 1,8 im Kessel hätte. Naja, die Neurologen machen mir Hoffnung, dass das Gehirn leistungsfähiger ist, als man vermuten könnte. Ich warte jetzt erstmal auf die Reha. Im Rahmen der Untersuchungen wurde auch ein kleiner Herzfehler entdeckt, der wohl gar nicht so selten ist. Die Membran zwischen den Vorhöfen hat sich nicht richtig geschlossen, sodass das kleine Loch ein erhebliches Risiko für einen großen Schlag darstellt. Am liebsten wollten die Ärzte mich gleich mit Marcumar versorgen, was ich aber dankend abgelehnt habe. Zum einen will ich kein Rattengift schlucken und zum anderen gehe ich ja mit spitzen und sehr scharfen Werkzeugen um. Da könnte es schnell passieren, dass ich ausblute. Alternativ wurde mir eine minimalinversive Op angeboten. Mittels Katheter wird das Loch verschlossen mit einer Art Doppelschirm, nur dass sich an beiden Enden des Stiels ein Schirm befindet. Habe zugestimmt und gleich für nächsten Mittwoch einen Termin bekommen.
Tja soweit meine kleinen Höllen. Danke dafür, dass ich mich mal auskotzen durfte.
LG Markus