Antisemitismus in Deutschland

Den "Looser" hat sie sich aber bewusst ausgesucht - ist ja nicht so, als wenn Friedmann als Ausgeburt der Nettigkeit und sympathischen Art zu Ruhm gekommen ist.

Das er es als Paolo Pinkel richtig hat krachen lassen, dürfte auch keine Unbekannte gewesen sein, wenn sie da aus allen Wolken fiel - ja nun.

Aber könnten wir das Thema Friedman mal aus dem Thema "Antisemitismus" auskoppeln?
Als wenn dieser eine Schmierkopp repräsentativ wäre, um den zu "haten" braucht er kein "Jude" zu sein.
 
  • 30. April 2024
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Hi Coony ... hast du hier schon mal geguckt?
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Um zum Thema zurück zu finden, auch wenn es über Friedman sicher noch viel zu sagen gäbe. :D @HSH-Halter bist du schon einmal offen angefeindet worden? Im ZDF sah ich vor einiger Zeit einen Bericht, in dem sie einen Selbstversuch mit Kippa wagten und leider wirklich ein paar dumme Sprüche zu hören bekamen. :(
 
Was mir hier in Luxemburg sehr gut gefällt, ist, dass es egal ist, welcher Religion man angehört oder auch nicht. In Chris Firma arbeiten mindestens 30 Nationen und da spielt die Religion keine Rolle. Wenn man es nicht am Outfit erkennt (was eher selten ist), weiß man oft gar nicht, ob und welche Religion der Kollege/in hat. Das ist in den Schulen/Vereinen und in den Nachbarschaften usw. ähnlich und liegt wohl mit daran, dass es einerseits eine strikte Trennung von Religion und Staat gibt und Luxemburg andererseits ein Einwanderungsland ist.
Wobei 98% der Bevölkerung römisch-katholisch sind.
In unserer Straße leben Menschen von allen 5 Kontinenten. Ich habe von keinem eine Ahnung, ob und welche Religion er hat, obwohl ich oft mal mit Nachbarn plaudere.

Es gibt in Luxemburg-Land 2 jüdische, recht große Gemeinden und eine der besten und deshalb immer überlaufenen Brasserien in Lux-Stadt ist koscher. :)
Antisemitismus ist mir hier noch nicht begegnet, in Deutschland hingegen schon.
 
@Meizu

Schwer zu sagen. Da muss ich nachdenken. Das Übliche, würde ich sagen. Ich bin nicht repräsentativ, das darfst du nicht vergessen. Ich bin nicht gläubig. 'Religiös' ist für mich kein Alltagslook. Was ich tat, tat ich meiner Frau zuliebe. In den Jahren meiner Ehe habe ich an höchstens 2 Tagen in der Woche Kippa getragen und das meist nur vom Parkplatz der Gemeinde bis zur Gemeinde. Manchmal 2 Straßen weiter, wenn ich beim Krankenhaus parken musste. Aber wer Oldenburg kennt, der weiß, dass das nicht Neukölln ist.
Eigentlich bemerkte ich nur Blicke. Oder wie beschrieben, Menschen sagen "Jude". Wenn das nervte habe ich einen Hut getragen. Nicht anstelle der Kippa, sondern darüber. ;)

Ich glaube das hat viel mit der Ausstrahlung zu tun. Mein ältester Sohn hatte eine sehr 'offenkundige' Phase, in der er viele verbale Übergriffe erlebt hat. Er ist ein sehr feinfühliger, empathischer Mensch und das spüren die Leute. Ich weiß nicht ob es handfester Antisemitismus war. Oder ob es zumeist nur dumme Halbstarke waren, die sich bei ihm trauten eine Bemerkung zu rufen, die sie in einer anderen Konstellation nicht gerufen hätten und von der sie eigentlich nicht im tiefsten Herzen überzeugt sind.

Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich nur negative Erlebnisse in Bremen hatte. Ob das etwas über die Stadt aussagt? :gruebel: :lol:
 
Was mir hier in Luxemburg sehr gut gefällt, ist, dass es egal ist, welcher Religion man angehört oder auch nicht. In Chris Firma arbeiten mindestens 30 Nationen und da spielt die Religion keine Rolle. Wenn man es nicht am Outfit erkennt (was eher selten ist), weiß man oft gar nicht, ob und welche Religion der Kollege/in hat. Das ist in den Schulen/Vereinen und in den Nachbarschaften usw. ähnlich und liegt wohl mit daran, dass es einerseits eine strikte Trennung von Religion und Staat gibt und Luxemburg andererseits ein Einwanderungsland ist.
Wobei 98% der Bevölkerung römisch-katholisch sind.
In unserer Straße leben Menschen von allen 5 Kontinenten. Ich habe von keinem eine Ahnung, ob und welche Religion er hat, obwohl ich oft mal mit Nachbarn plaudere.

Es gibt in Luxemburg-Land 2 jüdische, recht große Gemeinden und eine der besten und deshalb immer überlaufenen Brasserien in Lux-Stadt ist koscher. :)
Antisemitismus ist mir hier noch nicht begegnet, in Deutschland hingegen schon.

Klingt sehr angenehm.

Im ländlichen Raum erlebe ich es ähnlich. Im Schützenverein, der Nachbarschaft oder bei einer Gesellschaftsjagd fragt niemand danach. Man kann jemanden seit Jahren kennen und sehr schätzen, aber nicht wissen welcher Konfession er angehört. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass viele einfach davon ausgehen, dass man evangelisch ist. :lol:
Leider erlebe ich im ländlichen Raum sehr viel Unwissenheit. Wenn das Thema Judentum doch einmal aufkommt und niemand um dich weiß, das ist schon interessant, was man dann hört. Vor allem nch dem 3. Bier.
 
Luxemburg ist halt ein Dorf :)
500.000 Einwohner im ganzen Land. In der Hauptstadt leben ca. 90.000 Menschen.

Was hier natürlich noch hinzu kommt, ist, dass die Erinnerung an die Befreiung Luxemburgs durch die Amerikaner unter General Patton sehr wachgehalten wird. Überall stößt man auf Erinnerungen: Viele Straßennamen erinnern daran, ein echter Panzer mit einem Monument von Patton, ein Friedhof...
Auch das Leid der Luxemburger Juden zu der Zeit wird deutlich gemacht. In unserer Gemeindeverwaltung liegt eine kostenlose Druckschrift aus und beschreibt, welche Ettelbrücker deportiert wurden und was ihr Schicksal war.

Sowohl die nichtjüdische Bevölkerung als auch die jüdische Bevölkerung waren Opfer des Naziregimes.

Es gibt eine rechte Partei hier, die aber eher müde belächelt wird. Ihr Programm richtet sich gegen die Überfremdung von Luxemburg und macht sich nicht an einer Bevölkerungsgruppe fest. Eine ihre Forderung ist, dass alle luxemburgisch sprechen müssen, die bleiben wollen. Es gibt hier 2 Amtssprachen (französisch und deutsch) und eine Landessprache (luxemburgisch).

Ich spreche französisch und deutsch und fand das bisher ausreichend, um mich gut zu integrieren. Aber es ist schon richtig, dass viele ältere Zugewanderte luxemburgisch nicht sprechen und das eigentlich die Alltagssprache ist. Um sich einzubürgern, muss man allerdings einen Sprachkurs machen und Kurse über die Luxemburger Geschichte, Politik, Gemeinwesen besuchen.
Zum Schluss gibt es eine Prüfung vor ein paar "Richtern", die dann entscheiden, ob die Sprachkenntnisse den Vorgaben genügen. Wenn ja, wird mann oder frau eingebürgert.

Was hier wirklich sehr gut ist, ist das Schul-und Betreuungssystem. Schulpflicht beginnt mit 4 Jahren und es wird überlegt, das sogar auf 3 Jahre herunter zu setzen. Wenn die "richtige" Schule mit 6 Jahren beginnt, haben alle Kinder ein gutes Sprachniveau.
Luxemburg ist halt ein Einwanderungsland und hat sich gut darauf eingestellt.
 
Klingt sehr angenehm.

Im ländlichen Raum erlebe ich es ähnlich. Im Schützenverein, der Nachbarschaft oder bei einer Gesellschaftsjagd fragt niemand danach. Man kann jemanden seit Jahren kennen und sehr schätzen, aber nicht wissen welcher Konfession er angehört. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass viele einfach davon ausgehen, dass man evangelisch ist. :lol:
Leider erlebe ich im ländlichen Raum sehr viel Unwissenheit. Wenn das Thema Judentum doch einmal aufkommt und niemand um dich weiß, das ist schon interessant, was man dann hört. Vor allem nch dem 3. Bier.
Unwissenheit spielt bei uns auch mit.

In unserer nächst grøßeren Stadt gab es einen Ort an dem manchmal Leute mit Käppchen rumliefen. Klar, Juden, dachte ich.

Einer unserer Pferdepfleger interessierte sich für andere Religionen und insbesondere das Judentum. Ich sagte ihm, ich weiß wo es eine jüdische Gemeine gibt und kann mit ihm hingehen.

Na ja, wir gingen hin und ich fange an "Hallo, der Z. interessiert sich für euren Glauben. Ich sah, dass hier jüdische Leute rumlaufen. Kann er sich das mal anschauen?"

Es kam heraus, dass es Moslems waren, die aber auch Käppchen trugen. Der Z. zieht mich bis heute damit auf, wir doof die Männer da geschaut haben und nicht wussten ob ich es ernst meine oder sie veräppeln will......
 
Unwissenheit spielt bei uns auch mit.

In unserer nächst grøßeren Stadt gab es einen Ort an dem manchmal Leute mit Käppchen rumliefen. Klar, Juden, dachte ich.

Einer unserer Pferdepfleger interessierte sich für andere Religionen und insbesondere das Judentum. Ich sagte ihm, ich weiß wo es eine jüdische Gemeine gibt und kann mit ihm hingehen.

Na ja, wir gingen hin und ich fange an "Hallo, der Z. interessiert sich für euren Glauben. Ich sah, dass hier jüdische Leute rumlaufen. Kann er sich das mal anschauen?"

Es kam heraus, dass es Moslems waren, die aber auch Käppchen trugen. Der Z. zieht mich bis heute damit auf, wir doof die Männer da geschaut haben und nicht wussten ob ich es ernst meine oder sie veräppeln will......

:lol:
Die Gesichter hätte ich gerne gesehen.

Ich hoffe, du bewahrst dir diese Unbefangenheit. Nur wenige Menschen trauen sich zu fragen. In Deutschland ist das besonders schlimm.
Ich höre das immer wieder. Menschen würden ihren muslimischen Nachbarn oder jüdischen Arbeitskollegen gerne etwas zu Kultur und Religion fragen, aber fürchten taktlos zu sein.
Ich frage gerne, wenn mich etwas interessiert. Wenn jemand das taktlos findet, muss er das sagen. Die ersten Zeugen Jehovas an meiner Tür wurden ausgefragt. Die dachten vermutlich, ich wolle übertreten. :lol: Mich hat das als junger Mann sehr interessiert, warum sie tun, was sie tun.
Wirklich unbefangen in solchen Fragen habe ich bisher nur einzigen Menschen erlebt, meine bessere Hälfte. Was der mich alles gefragt hat :lol: Ich wusste gar nicht, dass Menschen sich darüber Gedanken machen. Wie eine Kippa hält und nicht wegweht, etc.pp.
 
Luxemburg ist halt ein Dorf :)
500.000 Einwohner im ganzen Land. In der Hauptstadt leben ca. 90.000 Menschen.

Was hier natürlich noch hinzu kommt, ist, dass die Erinnerung an die Befreiung Luxemburgs durch die Amerikaner unter General Patton sehr wachgehalten wird. Überall stößt man auf Erinnerungen: Viele Straßennamen erinnern daran, ein echter Panzer mit einem Monument von Patton, ein Friedhof...
Auch das Leid der Luxemburger Juden zu der Zeit wird deutlich gemacht. In unserer Gemeindeverwaltung liegt eine kostenlose Druckschrift aus und beschreibt, welche Ettelbrücker deportiert wurden und was ihr Schicksal war.

Sowohl die nichtjüdische Bevölkerung als auch die jüdische Bevölkerung waren Opfer des Naziregimes.

Es gibt eine rechte Partei hier, die aber eher müde belächelt wird. Ihr Programm richtet sich gegen die Überfremdung von Luxemburg und macht sich nicht an einer Bevölkerungsgruppe fest. Eine ihre Forderung ist, dass alle luxemburgisch sprechen müssen, die bleiben wollen. Es gibt hier 2 Amtssprachen (französisch und deutsch) und eine Landessprache (luxemburgisch).

Ich spreche französisch und deutsch und fand das bisher ausreichend, um mich gut zu integrieren. Aber es ist schon richtig, dass viele ältere Zugewanderte luxemburgisch nicht sprechen und das eigentlich die Alltagssprache ist. Um sich einzubürgern, muss man allerdings einen Sprachkurs machen und Kurse über die Luxemburger Geschichte, Politik, Gemeinwesen besuchen.
Zum Schluss gibt es eine Prüfung vor ein paar "Richtern", die dann entscheiden, ob die Sprachkenntnisse den Vorgaben genügen. Wenn ja, wird mann oder frau eingebürgert.

Was hier wirklich sehr gut ist, ist das Schul-und Betreuungssystem. Schulpflicht beginnt mit 4 Jahren und es wird überlegt, das sogar auf 3 Jahre herunter zu setzen. Wenn die "richtige" Schule mit 6 Jahren beginnt, haben alle Kinder ein gutes Sprachniveau.
Luxemburg ist halt ein Einwanderungsland und hat sich gut darauf eingestellt.

Nationalistische Bestrebung und Denkmuster in Eigen- vs. Fremdgruppe sind in einem Zuwanderungsland sicher schwierig umzusetzen.
Gibt es diese ausgrenzenden Gedanken gegenüber nicht europäischer Menschen? Das erlebe ich in Ländern die zwar von Zuwanderung geprägt, aber westlich orientiert sind. Wenn man schon nicht in Nationen und Religionen abgrenzen kann, dann zumindest in Kontinenten und Rassen.
In der aktuellen Flüchtlingsdebatte sorgt das in manch einer multikulturellen Gesellschaft für Fremdenfeindlichkeit. Man hat nichts gegen die jüdische Gemeinde der Stadt, den französischen Nachbarn oder den thailändischen Restaurantbesitzer. "Aber diese ganzen Schwarzen, die müssen ja nun wirklich nicht hier her." Gibt es das in Luxemburg?
 
Luxemburg ist halt ein Dorf :)
500.000 Einwohner im ganzen Land. In der Hauptstadt leben ca. 90.000 Menschen.

Was hier natürlich noch hinzu kommt, ist, dass die Erinnerung an die Befreiung Luxemburgs durch die Amerikaner unter General Patton sehr wachgehalten wird. Überall stößt man auf Erinnerungen: Viele Straßennamen erinnern daran, ein echter Panzer mit einem Monument von Patton, ein Friedhof...
Auch das Leid der Luxemburger Juden zu der Zeit wird deutlich gemacht. In unserer Gemeindeverwaltung liegt eine kostenlose Druckschrift aus und beschreibt, welche Ettelbrücker deportiert wurden und was ihr Schicksal war.

Für das Erinnern wird in Deutschland auch viel getan. Ich weiß manchmal nicht, ob das wirklich so hilfreich ist. Ich glaube der Bezug zur heutigen Zeit fehlt.
Für mich war das in meiner Schulzeit befremdlich und schlimm. Ich bin nicht religiös aufgewachsen. In meiner Kindheit gab es eine Mischung aus Atheismus und gesellschaftlichem Zwang. Insbesondere nachdem meine Mutter verschied, die zumindest noch einen Hauch Religion und Bewusstsein für eine religiöse Zugehörigkeit in unsere Familie brachte. Lange Rede kurzer Sinn; es hatte keine Bedeutung, aber ich wusste natürlich was meine Mutter war. In der Schulzeit war das für mich dann gestorben. Holocaust, damit konnte und wollte ich nichts anfangen.

Ich will das Erinnern nicht abschaffen. Aber vielleicht wäre es sinnvoller statt dem 10. Mal 2WK im Geschichtsunterricht ein paar Juden kennenzulernen. An Sukkot sind die meisten jüdischen Gemeinden offen. Das Fest ist bunt und lebensbejahend. Das wäre einen Besuch mit einer Schulklasse wert.
 
Nationalistische Bestrebung und Denkmuster in Eigen- vs. Fremdgruppe sind in einem Zuwanderungsland sicher schwierig umzusetzen.
Gibt es diese ausgrenzenden Gedanken gegenüber nicht europäischer Menschen? Das erlebe ich in Ländern die zwar von Zuwanderung geprägt, aber westlich orientiert sind. Wenn man schon nicht in Nationen und Religionen abgrenzen kann, dann zumindest in Kontinenten und Rassen.
In der aktuellen Flüchtlingsdebatte sorgt das in manch einer multikulturellen Gesellschaft für Fremdenfeindlichkeit. Man hat nichts gegen die jüdische Gemeinde der Stadt, den französischen Nachbarn oder den thailändischen Restaurantbesitzer. "Aber diese ganzen Schwarzen, die müssen ja nun wirklich nicht hier her." Gibt es das in Luxemburg?

Nein, das habe ich bisher noch nicht gehört. Allerdings haben wir durch die "Größe" des Landes nur sehr wenig Flüchtlinge und da hauptsächlich Familien, die sehr gut betreut werden.
 
Ich bin da nicht so im Bilde.
Ich will das Erinnern nicht abschaffen. Aber vielleicht wäre es sinnvoller statt dem 10. Mal 2WK im Geschichtsunterricht ein paar Juden kennenzulernen.

Das eine schließt das andere ja nicht aus.

ME ist es sogar so, dass beides ohne das jeweils andere relativ unsinnvoll ist.
 
@Nune hat doch vor Kurzem erst berichtet, dass es heute (leider) nicht mehr so ist, dass WW 2 und NS-Zeit bis zur Erschöpfung in der Schule durchgenommen werden. Die obligatorischen Besuche bei KZ-Gedenkstätten sind größtenteils aus Kostengründen gestrichen. Da ist also enorm viel Luft nach oben, was den Unterricht betrifft.
 
Jup. Mein Sohn hatte 3x die Französische Revolution, 3 Semester das Römische Reich aber WW2 samt Holokaust wurde in ein paar Wochen Schulzeit abgehandelt. Es gab keine KZ-Besuche wie noch zu meiner Zeit, der hat nicht mal den Begriff Reichskristallnacht im Unterricht gehört. Musste also ich alles mit ihm nachholen. Dokus über den Krieg und die diversen Konzentrationslager, Geographie, Politik, Buchenwaldbesuch. Im Unterricht kamen nur die Eckdaten rum. Beginn, Ende, wer gegen wen (aber auch da hauptsächlich der europäische Teil) und ja, tote Juden. Aber was willste den Kids auch mehr beibringen wenn fürs Dritte Reich 4 Schulwochen eingeplant werden mit nur einer Doppelstunde in der Woche.
Dafür wurden Kalter Krieg und die Teilung Deutschlands komplett ausgelassen und man ging zur aktuellen Politik über. :rolleyes:
 
Dann tue ich dem deutschen Bildungssystem unrecht.
Bei meinen Kindern war es anders. 1x Integrierte Gesamtschule, 2x Gymnasium. 2WK und Holocaust bis zum abwinken, inklusive Geschichtsverklärtheit (Stauffenberg ein Held) und mehrerer Gedenkstättenbesuche. Eine bei der ich am nächsten Tag beim Rektor war. Viel zu früh meiner Ansicht nach, 5. oder 6. Klasse, Bergen-Belsen, sagt der Lehrer zu meinem Sohn, dort habe man "Menschen wie ihn" ermordet.
Davor etwas Französische Revolution, danach ein wenig unreflektiert RAF und dann der Sprung in die heutige Zeit. Gewaltenteilung, Bundestag. Kein Wort zum kalten Krieg oder der DDR.
Bei den Zwillingen am Gymnasium waren sie ganz versessen auf die Weimarer Republik. Aber sehr versteift auf die Eckdaten. Ich erinnere mich an eine Klausur, vor der meine Tochter geweint hat, weil sie das Gefühl hatte, all die Daten nicht auswendig lernen zu können. Es ging nur um Daten. Wann, was, welche Gebiete gingen an wen, Zahlungen in welcher Höhe, an welchem Tag, in welcher Stadt.
 
Ich hab ja erst einen soweit, aber da wars auch Gymnasium, genauer 11. Klasse. Der Mittlere kommt jetzt in die 8. und steckt irgendwo beim Prager Fenstersturz. Da er auf ein anderes Gymnasium geht als der Große bleibt abzuwarten wie es dort ist, aber die Schulpläne sehen ja recht einheitlichen Unterricht vor.
Ich finde 11. Klasse allerdings deutlich zu spät. Alle Haupt- und Realschüler behandeln so das 3. Reich nämlich gar nicht, weil mit der Weimarer Republik in der 10. der Geschichtsunrerricht aufhört.


Dem letzten Teil kann ich aber nur zustimmen. Es ging nur um Eckdaten die gewusst werden mussten.
 
In meiner Schulzeit war es wie eine Mischung aus beidem. Wir hatten durchaus in mehreren Schuljahren den Zweiten Weltkrieg zum Thema und haben Gedenkstätten besucht. Bei uns wurde auch das davor, also Weimar und das danach, 50er, 60er durchgenommen. Trotzdem war es sehr sehr faktenbasiert. Ich erinnere mich auch, dass ich viele Zahlen auswendig lernen musste.

Bücher die in Gedanken bleiben, die einen zum Innehalten anregen und einen Bezug zur jetzigen Zeit bieten, habe ich erst im Studium gelesen. Wie kann man das 3. Reich und Weimar durchnehmen und nicht "Arbeiter und Angestelte am Vorabend des Dritten Reiches" von Erich Fromm lesen?

Wirklich sinnvoll wurde es bei uns erst durch einen Politiklehrer in der Oberstufe, der sehr engagiert war. Der, weil wir in Geschichte in dem Halbjahr den zweiten Weltkrieg durchnahmen, kurzerhand seinen Lehrplan über Bord warf und mit uns "Die Welle" schaute und viel über Gruppenzwang, die Bildung von Vorurteilen, Ausgrenzung, "Wutbürger" und all das sprach. Da war dann endlich mal ein Bezug da zwischen Holocaust und unserem heutigen Leben. Aber nicht weil der Lehrplan es so wollte, sondern wegen diesem einen vernünftigen Lehrer.
 
Dann tue ich dem deutschen Bildungssystem unrecht.
Bei meinen Kindern war es anders. 1x Integrierte Gesamtschule, 2x Gymnasium. 2WK und Holocaust bis zum abwinken, inklusive Geschichtsverklärtheit (Stauffenberg ein Held) und mehrerer Gedenkstättenbesuche. Eine bei der ich am nächsten Tag beim Rektor war. Viel zu früh meiner Ansicht nach, 5. oder 6. Klasse, Bergen-Belsen, sagt der Lehrer zu meinem Sohn, dort habe man "Menschen wie ihn" ermordet.
Davor etwas Französische Revolution, danach ein wenig unreflektiert RAF und dann der Sprung in die heutige Zeit. Gewaltenteilung, Bundestag. Kein Wort zum kalten Krieg oder der DDR.
Bei den Zwillingen am Gymnasium waren sie ganz versessen auf die Weimarer Republik. Aber sehr versteift auf die Eckdaten. Ich erinnere mich an eine Klausur, vor der meine Tochter geweint hat, weil sie das Gefühl hatte, all die Daten nicht auswendig lernen zu können. Es ging nur um Daten. Wann, was, welche Gebiete gingen an wen, Zahlungen in welcher Höhe, an welchem Tag, in welcher Stadt.

Taktloser geht es ja wohl kaum :(
 
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