Marion, es ergab sich mehr oder minder automatisch. Meine Oma war nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt und schwerst pflegebedürftig, mein Opa ist dement. Die erste Zeit lebten sie noch zuhause und wurden da gepflegt und freuten sich immer über Besuche mit den Hunden. Vor etwa 2 Jahren sind sie dann in eine Demenzwohngruppe mit Pflegemöglichkeit gezogen (ist sowas wie ein kleines, ziemlich persönlich geführtes Altersheim) und wir haben sie einfach ohne groß nachzufragen auch dort mit den Hunden besucht und keiner hat je was dagegen gesagt bzw. alle Pfleger waren immer freundlich zu den Mädchen. Man ist dort Tieren gegenüber sehr aufgeschlossen, es gibt dort Wellensittiche, die oft frei fliegen und es gibt wohl auch noch einen anderen kleinen Wuschel-Besuchshund.
Anfangs war ich nur in den Zimmern meiner Großeltern (nach dem Tod meiner Oma dann nur noch bei meinem Opa), und dann saß er einmal im Fernsehraum und die Gelegenheit hab ich ohne große Rücksprache genutzt, um die anderen Bewohner zu fragen, ob sie auch mal streicheln wollen - und die meisten wollten. Ja und seit dem gehe ich eigentlich immer - auch wenn mein Opa in seinem Zimmer ist - mit den Mädchen auch in die Fernsehraum bzw. frage am Eingang, ob die dort sitzende das möchten. Meistens sind sie ganz begeistert und rufen schon, wenn sie mich sehen "Die Kinder sind wieder da!"
Irgendwann haben mich dann die Pfleger angesprochen, dass gerade im Essensraum auch Leute sitzen, die Hunde sehr mögen und ob ich da nicht auch mal rein möchte - also geht die Runde jetzt immer zu meinem Opa (er ist das auch auf den Fotos, weil da weiß ich ja nicht, ob andere mit der VÖ einverstanden wären und bei Demenzkranken ist das mit mündlichen Zusagen ja auch so eine Sache), dann länger in den Fernsehraum, wo die Hunde auch auf die Sofas dürfen und dann in den Essensraum. Wenn einzelne Leute, von denen bekannt ist, dass sie sich freuen würden, gerade in ihren Zimmern sind, sagen mir das die Pfleger und ich klopfe da auch an.
Hab da nie nen offiziellen Antrag gestellt, hab einfach die Besuche bei meinen Großeltern, die eben sehr positiv aufgenommen wurden, erweitert und das stieß auf große Gegenliebe bei den Betreibern.
Ich finde es faszinierend uns schön zu sehen, wie sehr die alten Menschen sich freuen und wie sie lächeln, obwohl sie es sonst nie tun. Es ist schön, aber andererseits auch traurig. Mein Opa z.B. war schon immer, seit seiner Demenzerkrankung noch mehr, ein ziemlich cholerischer Greisgram, dem man es schwer rechtmachen konnte. Seite Töchter reißen sich ein Bein aus, um ihm zu helfen und ernten meist nur Kritik und Unwillen. Mit den Hunden ist er ein völlig anderer Mensch! Er lächelt, er ist so nachsichtig und liebevoll. Er vergisst sooo viel - aber noch nie hat er die Hunde vergessen! Er fragt immer nach ihnen, wenn ich ohne sie komme! Es ist mehr als beeindruckend, wie selbst eher verschlossene Menschen einen so tiefen Zugang zu Tieren haben können... Das haben die Pfleger auch für andere Bewohner, die ich ja nur von den Besuchen mit Hund kenne, bestätigt.