@lektoratte: Die Anforderungen sind in Teilbereichen unterschiedlich, für den Dienst braucht man mehr Härte als für den Sport, dafür ist z.B. Griffverhalten recht egal.
Es gibt viele Überschneidungen, so dass Hunde, die für den Sport nicht tauglich sind, tolle Diensthunde werden können - und umgekehrt. Einige sind so genial, dass sie in beiden Bereichen außergewöhnlich sind. Die werden dann zur Zucht eingesetzt (und springen selbstverständlich auch durch Autoscheiben, sowie von hohen Gebäuden etc. Allerdings nur, wenn ihr Hundeführer sie lässt.
Vergleichbar vielleicht mit wildernden Hunden, die einfach auf die Autobahn laufen, obwohl sie doch genau wissen, dass das gefährlich ist
).
Gemeinsamer Nenner (es gibt natürlich weit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede) in Sport und Dienst ist das typische Wesen der Rasse: Robustheit, Arbeitswille, Gesundheit, Härte, Intelligenz, Beute- und Aggressionsverhalten - eben all das, was die anderen 400 Rassen (Anzahl variiert je nach Experte)
in dieser Kombination nie hatten, oder was ihnen abhanden gekommen ist.
Letzteres vermutlich, weil zu viele Menschen (leider auch die "Kunden") sagten: "Oh, die sind aber viel zu verrückt, da sollte man in der Zucht mehr auf Alltagstauglichkeit und friedliches, ruhiges Wesen achten, schließlich will ich einen Therapie-/Kinder-/Spaziergeh-/Agility-Hund"...
. Und die Züchter haben sich darauf eingelassen.
Wieviele Rottweiler, Dobermänner, Riesenschnauzer, Bouviers, Airdale-Terrier, Hovawarte, Boxer, AmStaffs (auch die hatten mal eine Arbeitsprüfung und waren durchaus sport- und dienstgeeignet) oder andere Belgier (Groenis, Tervueren, Laeken) gibt es eigentlich (noch) im Polizeidienst...?
Ich schätze ihren Anteil (alle zusammen) auf unter 1%. Und wo sind die Mankos? Zu weich, zu friedlich, zu wenig Beute, zu krank. Dafür aber lieb...
Nur der Mali ist noch übrig, und auch ein paar DSH-Leute haben es geschafft, "ihren" Hund zu retten (die sind echt wieder im Kommen
).
Ich behaupte mal, der Mali steht im Moment auf der Kippe, wie seine Leidensgenossen vor ihm: Weil zuviele Idioten einen allzeit ruhigen, lieben, netten, leicht zu händelnden Familienhund daraus machen wollen.
Klar, wenn man heute ein tolles, gesellschaftlich akzeptiertes Bild abliefern will, dann muss der Hund zur Couch passen, vom Superfrauchen ausschließlich mit Geduld und Leckerlie auszubilden sein, und vor allem: immer nett sein.
Rüdenaggression? Nicht akzeptabel. Aggression gegenüber Fremden, die am Hund herumtatschen? Nicht akzeptabel. Aggression bei Schmerzen? Nicht akzeptabel. Beuteaggression, Futterneid, Postbotenhass, Territorialaggression? Nicht akzeptabel. Härte, Durchsetzungsfähigkeit, Trieb, der Konflikte überbrückt? Alles behandlungsbedürftig, quasi eine Verhaltensauffälligkeit
.
Kommissar Rex gibt's nicht, gewünschte bzw. benötigte Eigenschaften lassen sich nunmal nicht nach Belieben ab- und anschalten.
LG
Mareike