Also, soo toll ist es auch hier im Knast nicht. Und sicher nicht besser als draußen.
Und ich glaube wie Alpha, dass du dich irrst. Im Grunde ist es egal, welche Strafe es gibt: Der Straftäter geht in der Regel davon aus, dass er sowieso nicht erwischt wird. Und sie ihn also sowieso nicht betrifft.
Stimmt,aber in der zeit in der er/sie/es eine strafe absitzt kann er/sie/es niemand außerhalb des Gefängnis überfallen/vergewaltigen/ermorden…
Ich meine übrigens, mal gelesen zu haben (vielleicht kann Lana noch was dazu sagen?), dass unser Rechtssystem auf zwei verschiedenen Gesetzeswerken basiert, die noch aus der Kaiserzeit stammen.
Beide waren zu ihrer Zeit sehr fortschrittlich. Und beide sind voneinander völlig unabhängig entstanden. Das eine behandelt Straftaten in Bezug auf Sachen, das andere in Bezug auf Personen.
Unglücklicherweise galt zu der Zeit, als die Gesetze gemacht worden, das Recht auf Eigentum mehr als das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Dadurch kommt es zu diesen eklatanten Unterschieden in der heutigen Rechtsprechung, denn die muss sich an die bestehenden Gesetze halten, und die basieren eben auf veralteten Prioritäten. Sozusagen.
Das liegt aber weniger an unserem heutigen System als an dem, was wir (bzw. unsere Vorfahren) vor vielen Jahren mal hatten.
Hier liegt (wenn es denn so stimmt, ich krieg es nicht mehr genau zusammen) für mich der wesentliche Fehler in unserem Rechtssystem, und ich denke, es müsste dringend das Strafrecht überarbeitet werden - und einfach den Prioritäten angepasst, die die heutige Gesellschaft hat.
mag sein, weiß ich nicht, ist aber höchstens ausschlaggebend wenn es um die Höchststrafe geht. wenn dem Richter vom gesetzlichen Strafrahmen möglich ist mehrjährige Haftstrafen zu verhängen und er nur ein antiagressionstraining auferlegt lässt sich das wohl kaum mit veralteten Gesetzen begründen.
Das ist aber rein um Umfang der existierenden Gesetze her schon nicht so einfach. Schon Versuche, Gesetze zu "entschlacken" und weniger davon zu haben, sind wohl in erster Linie daran gescheitert, dass niemand wusste, wo man mit einer solchen Reform am besten anfangen sollte.
(Etwa so wie wenn ich meinen Schreibtisch aufräume...)
Zu einem Rechtssystem gehört aber viel mehr als die Gesetze - es gehört die Art und Weise dazu, wie Recht gesprochen wird, die Möglichkeiten, die jemand, der anklagt oder angeklagt hat, hat, um Einfluss zu nehmen usw usf etc pp., und auch, ob und unter welchen Umständen einem Mitglied der Gesellschaft die Menschenrechte aberkannt werden dürfen. (Was für mich absolut gar nicht geht. Gar nicht. Weil es im Alltag, davon bin ich überzeugt, sehr schwer ist, die nur ganz Bösen Bösen zweifelsfrei zu identifizieren. Aber das ist ein anderes Thema grade)
Und da stehen wir in der Tat nicht so schlecht da.
Stimmt, aber trotzdem gehören die anderen Bereiche nachgebessert.
beim aussortieren von den ganz ganz bösen könnte man zB bei der Menge der begangen schweren Straftaten ansetzen, wer mehr als ein Dutzend (zB) Vorstrafen wegen Körperverletzung, schweren raub, oä hat gehört für mich definitiv dazu.
Alphas Argument hat übrigens durchaus was für sich, wenn sie schreibt: Leute, die einfach nur weggesperrt werden, werden sicher weitermachen, wenn sie aus dem Knast wieder raus sind. DIe sind halt paar Jahre aus dem Verkehr gezogen, aber ansonsten ändern sie sich nicht. Es gibt keinen Grund dafür.
Die meisten Täter denken wohl tatsächlich: Aber MICH kriegen sie nicht (wenn sie nicht im Affekt gehandelt und gar nicht drüber nachgedacht haben - dann ist aber auch die Rückfallquote nicht so hoch). Und wenn sie aus dem Knast wieder raus sind, denken sie: "Beim nächsten Mal kriegt ihr mich nicht."
Natürlich ändern sich auch nicht alle Täter, die da "Resozialisierungsmaßnahmen" erhalten - aber wenn es nur ein paar tun, ist das schon eine besser Bilanz als beim einfach Wegsperren.
ok, ist einzusehen, bei der ersten Körperverletzung noch antiagressionstraining, ggf Bewährung halte ich auch für angemessen.
aber was macht man mit denen die dann wieder straffällig werden?
immer so weiter und nach dem zehnten erfolglosen Resozialisierungsversuch wieder auf die Gesellschaft los lassen, jedes Mal mit opfern bei der „normalen“ Bevölkerung?
wie schützt sich die Gesellschaft vor Straftäter die einfach nicht wollen?
Wenn sich das nicht rechnen würde, würde das doch niemand machen...
In den USA ist man jahrelang einen anderen Weg gegangen (und wird das jetzt wohl auch aus wirtschaftlichen Gründen weiterhin tun) - da wurde jeder, der 3 mal wegen irgendwas verknackt wurde (und sei es Autodiebstahl oder Taschendiebstahl), in vielen Staaten lebenslang weggesperrt, und zwar als "Gewohnheitsverbrecher", der die Gesellschaft nicht mehr schädigen können sollte.
Hat an der Kriminalitätsrate insgesamt nichts geändert, nur die Gefängnisse wurden voller und voller - so haben die USA am Ende durch ein Hintertürchen die Sklaverei wieder eingeführt, denn die Häftlinge müssen dort dafür arbeiten, dass sie im Knast sind, und wenn sie dort nicht genug erwirtschaften, wird ihnen am Ende der Haftzeit mancherorts der Fehlbetrag für Kist und Logis in Rechnung gestellt.
An der Arbeit dieser Leute verdienen wiederum recht viele andere sehr gut. Müssen sie auch, denn die Gefängnisbetreibung ist zu großen Teilen privatisiert worden. Das heißt, aus einem Gefängnis wurde ein gewinnorientiertes Unternehmen. Bei dem niemand Interesse daran hat, zu Unrecht Verurteilte oder Leute, die sich wirklich am Riemen gerissen haben und sich gut führen, zu früh zu entlassen, denn man braucht ihre Arbeitskraft.
versteh den absatz nicht, plädierst du dafür alle Gefängnisse abzuschaffen, nur noch Resozialisierung im offenen Vollzug oder auf was willst du hinaus?
Das die USA nicht mit D zu vergleichen ist hab ich schon mehrfach geschrieben, überhaupt von welchen Staaten reden wir hier? Die haben immerhin 50 davon. In wie vielen wird diese 3fach regelung angewandt?
Aber als gegenvergleich können wir ja auch mal die Situation und Kriminalitätsrate von China, Russland und vllt noch den Iran nehmen, natürlich in Verbindung mit den jeweiligen zuständen in den Gefängnissen…
"Selbstjustiz" wird dort übrigens nach wie vor dennoch groß geschrieben, und den Eindruck, der Staat schütze "die Bürger" nicht gut genug vor den kriminellen "Nicht-Bürgern", scheint auch weit verbreitet zu sein.
Fazit: Hat alles nix genutzt, und vieles eher schlimmer gemacht.
und wo kommt den der Eindruck nicht ausreichend geschützt zu werden her? doch nicht nur wenn der nachbar mal auf den rasen pinkelt…
Ich bleibe daherinsgesamt dabei: Selbstjustiz (was etwas anderes ist als Selbstverteidigung) wird nichts in diesem Land besser machen. Sie wird auch an den Mängeln im Rechtssystem nichts ändern.
stimmt
Um die zu beseitigen, muss man bei den Gesetzen selbst ansetzen, nicht bei ihrer Umsetzung.
nö, seh ich anders. Die Gesetze sind ok, sie müssen nur angewandt werden
Und wie soll das gehen?
- Man könnte sich ja vor der nächsten Wahl mal informieren, für welche Gesetzesausrichtung die jeweiligen Parteien stehen. Oder man könnte Petitionen im Bundestag einreichen, und zwar immer wieder, die einen Umbau des Strafrechts fordern.
wäre mal n anfang
Das wird sicher Jahre dauern, die Versuche, hier etwas zu ändern (und die gibt es auch auf Juristenseite, die Richter sind ja mit den Gesetzen auch nicht immer glücklich) gibt es ja auch schon seit Jahren - aber ob mit oder ohne Selbstjustiz, wird bei der Dauer keinen Unterschied machen.
naja, wie schnell Politiker Gesetze/Verordnungen erlassen können wenn n bissel nachgeholfen wird sollten wir alle seit 2000 wissen, was dabei rauskommt ist ne andere sache
Ich finde schon, dass sich beim Höchtsmaß der Strafen teilweise etwas ändern muss. Aber ich finde die negativen Auswirkungen der "Selbstjustizbefürwortung" viel zu krass, um mich da anschließen zu können.
absolut!! du übst selbstjustiz weil ich auf deinem parkplatz steh, ich übe selbstjustiz weil du mein auto verkratzt hast… wo das endet kann sich hoffentlich jeder selbst ausrechnen!
.