So, kurz mal Zeit:
Zur Information - ich geh mit einigen der Helferlinge Gassi, einen der Flüchtlinge hat mein Bruder gerade bei sich aufgenommen.
In unserem Dorf mit knapp 1000 Einwohnern, werden im Dezember zwischen 100 und 200 Flüchtlinge erwartet. Das Dorf hat eine funktionierende Gemeinschaft, allerdings geht die Infrastruktur eher gegen Null. Wir haben einen Dorfladen, Grundschule, Kindergarten. Keinen Arzt, keine wirkliche Busanbindung. Die Flüchtlinge werden in der Turnhalle untergebracht, die zentral im Dorf, direkt neben Kindergarten und Grundschule steht und direkt an der Bushaltestelle für die Schüler. Wir haben keine Ahnung, woher die Flüchtlinge stammen. Und obwohl eigentlich fast alle im Dorf Ausländern und Asylbewerbern im allgemeinen offen gegenüber stehen, haben viele Angst, was da auf uns zukommen wird. Alle hoffen auf Familien aus Syrien. Was aber, wenn auch wir überwiegend Männer im Alter von 18 - 30 Jahren bekommen? Was können sie bei uns im Dorf tun, außer den ganzen Tag im Dorf umherstreifen? Da sind Konflikte vorprogrammiert.
Das ist an sich schon eine Zahl. So viele sind bei uns nicht untergekommen. Darf ich fragen, warum ihr auf Syrer hofft? Bei uns sind es überwiegend junge Männer aus Afrika. Sowas von freundlich und hilfsbereit. Wenn irgendwo Hilfe gebraucht wird, packen sie sofort mit an.
Der Helferkreis bemüht sich um alles. Es werden Fahrer gestellt, die die jungen Männer zu Behörden begleiten, zum Arzt. Mindestens 1x die Woche gibt es einen Deutschkurs. Es werden Spenden gesammelt, Fahrräder zur Verfügung gestellt. Alles, was gebraucht wird, wird versucht, zur Verfügung zu stellen. Hätte ich Platz über, würde ich auch jemanden aufnehmen. Denk daran, es sind in erster Linie Flüchtlinge.
Achso, bei uns arbeiten die jungen Männer (wahrscheinlich 1-Euro-Jobber? - muss ich mal nachfragen). Es wurden alle untergebracht.
Ein gehbehinderter Flüchtling wird nun, nachdem ein umgebautes Fahrrad keinen Erfolg brachte per Fahrdienst zu seinem Job gebacht und abgeholt. Da das natürlich auf Dauer nicht geht, wird gerade ein anderer Job ganz in der Nähe der Unterkunft gesucht.
Übrigens sind die afrikanischen Flüchtlinge überwiegend Christen
Ein militärischer Militärpfarrer sammelt einige junge Männer jeden Sonntag morgen ein, um in der nächsten Kleinstadt in einer freien Kirchengemeinde den Gottesdienst zu ermöglichen. Beim katholischen Gottesdienst hier im Dorf ist einer der Flüchtlinge nach eigenen Aussagen fast eingeschlafen
Eine Freundin meiner Tochter (16 J. alt) wurde mittags in einem Nachbarort um kurz nach 13 Uhr von einem Asylbewerber direkt an der Bushaltestelle abgepasst und er versuchte sie zu vergewaltigen. Das Mädchen kam davon und hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Aussage des Polizisten war, sie solle froh sein, dass der Mann es nur versucht hat. Es könne nichts unternommen werden. Ein Bekannter von mir ist Polizist und ich habe ihm das erzählt. Er sagt, dass sie direkt "von oben" die Anweisung hätten, solche Fälle nicht zu dokumentieren, da es sonst nur noch mehr Aggressionen gegeben Asylbewerber geben würde. Was soll man da noch sagen. Ich habe keine Bedenken mehr - ich habe Angst.
Sei mir nicht bös, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe ein massives Vorurteil der bayerischen Polizei gegenüber (gehört hier aber nicht her), aber das eine versuchte Vergewaltigung nicht verfolgt wird, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das sie, wie Matti schon erwähnte, nicht unbedingt an die grosse Glocke gehängt wird, ok.
Ich bin mit Ausländern aufgewachsen und hatte nie Probleme mit dieser Offenheit ihnen gegenüber. Was jetzt aber kommen wird, kann niemand absehen.
Kann man nicht. Aber Angst haben sollte man auch nicht. In erster Linie sind es Menschen. Ein Beispiel eine Freundin von mir. Bevor die Flüchtlinge kamen, gab es massive Bedenken, man hat ja viel gehört, dass sie komisch hausen, mitunter Feuer im Wo-Zi machen usw. Nachdem diese Freundin die jungen Männer (und ihre Hilfsbereitschaft) näher kennengelernt hat, würde sie mit Freude, dem einen oder anderen Mann selber ein Zimmer vermieten - so sie denn dürfte.