Ja, sicher. Das stimmt schon, Cons. Wer weiß, was es hatte.
Aber für mich als Laien klang es nicht wie ein klägliches "Mir-geht-es-nicht-gut-Schreien", sondern eindeutig nach "Ich-bin-bockig-und-das-können-ruhig-alle-hören"
. Für letzters spricht ja auch die einzige erkennbare Reaktion des Vaters, daß er es mehrfach am Arm hinter sich hergezogen hat - während Junior sich hängen ließ, wie ein nasser Sack...
Mal ganz davon abgesehen, was nun der Auslöser war. Da komme ich mal wieder zum Thema Rücksicht - wobei ich ja eigentlich weiß, wie die Muttis größtenteils dazu eingestellt sind.
Ich habe es früher immer so erlebt, daß man mit einem dermaßen schreienden Kind einfach mal raus gegangen ist. Aus der Kirche, aus einer Veranstaltung, oder eben aus dem Kaufhaus. Um es zu beruhigen, aus der Situation heraus zu nehmen, oder ganz einfach auch, um andere Menschen ein wenig zu schonen. Warum wird das eigentlich heute nicht mehr so "gern" praktiziert?
Gegen ein schreiendes Kleinkind, welches aus "Bockigkeit" tobt (weil es z.B. irgendetwas will oder nicht will), kannst Du erst einmal nicht viel machen (ausser sein Bedürfnis zu befriedigen, was aber durchaus mehr als kontraproduktiv sein kann - je nach Situation. Reden bringt in der Regel nichts, erklären nichts, brüllen auch nichts - das kommt gar nicht erst an bzw. mangelt es bei kleineren Kindern schlicht an Verständigkeit).
Da kaum Frustrationstoleranz und noch weniger Verständnis für die Bedürfnisse anderer (von Kausalität, Notwendigkeiten etc. ganz zu schweigen) vorhanden ist, ist es der "Job" eines Kleinkindes (bis etwa 3 Jahre), bei jedem Frust erst einmal lauthals zu protestieren (die einen mehr, die anderen weniger). Frustration (etwas nicht zu bekommen oder etwas tun zu müssen, was man nicht möchte oder etwas nicht tun zu dürfen) auszuhalten, muss jeder Mensch erst lernen - und das tut er in den ersten Lebensjahren (im Idealfall. Mit zunehmendem Alter wird das immer schwieriger und auch gefährlicher für alle anderen - man denke mal an Jugendliche und junge Erwachsene mit geringer Frustrationstoleranz, die schlagen dann auch gerne mal zu. Dann doch lieber ein brüllendes, aber lernendes Kleinkind
).
Wenn wir mal davon ausgehen, das der Vater einkaufen
musste damit am Abend Essen auf dem Tisch steht, das Kind aber nicht in das Geschäft
wollte weil es die Notwendigkeit nicht verstehen konnte, kann es durchaus zu einer ähnlichen Situation kommen. Verlasse ich dann das Geschäft, erreicht das Kind (je nach Alter) durch das sich gebärden, das Papa macht was es will, wenn es nur laut genug brüllt UND es hätte kein Abendbrot auf dem Tisch (was wiederum zu Brüllerei führen würde, da leere Kinderbäuche weh tun).
Nur jetzt mal als Beispiel (ohne zu wissen, was da wirklich abgelaufen ist und warum).
Interessiert mich in solchen Fällen persönlich auch nicht, ob sich da andere "gestört" fühlen - ich habe ein Kleinkind an der Hand, welches gewisse Dinge (noch) nicht können
kann und erst lernen muss und das kann es nur, wenn ich ihm die Möglichkeit dazu gebe (und es auch mal vor die symbolische Mauer "auch wenn ich Deinen Frust verstehe - wir werden dies oder jenes nun trotzdem tun, einfach weil es notwendig ist" laufen - und entsprechend brüllen, meint Frust/Wut/Trauer zulassen - lasse).
Man lobt mich übrigens häufig für meine wohl erzogenen Kinder, die sich zu benehmen wissen und bereits gute Frustrationstoleranzen aufgebaut haben (ich schlage übrigens niemals, zerre an keinem der Kinder herum und brülle sehr sehr selten). Kann also nicht so falsch sein.
Wenn eines meiner Kinder bei einer Veranstaltung schreit oder laut ist, wo es
wirklich stört (bei der Trauung meines Cousins letzte Woche z.B. hat Hetti "mit gepredigt" - nicht mal gebrüllt, nur sehr laut gebrabbelt und "gesungen"), gehe ich mit ihm raus. Aus einem Kaufladen, einem öffentlichen Gebäude oder sonstigem würde ich niemals gehen!
Vergleiche es meinetwegen mit einem Hund, der laut fiepend bei Tisch bettelt. Dem gibst Du doch auch nix, nur weil er rum nervt - im Gegenteil: Du übst mit ihm bei Tisch sitzen, bis er es kann. Er soll ja lernen, es nicht zu tun. Vermeidung von Frustsituationen bringen nur in der Situation etwas, nicht im Gesamten betrachtet (hinkt nun natürlich ein bisschen, aber Du weißt schon, wie ich meine).