Ich bin absolut davon überzeugt, dass es Kohl weniger um die Bürger im Osten ging als um seine Wiederwahl.
Es gab durchaus Stimmen, die in der schnellen Wiedervereinigung weitblickend Probleme gesehen haben.
Eben weil viele Dinge nicht bedacht wurden.
Dass es einem Politiker um die Wahl oder um einen Platz in der Geschichte geht, ist ja nix Unübliches. Aber wenn man im Nachhinein eine langsamere Wiedervereinigung fordert hab ich ganz arge Bedenken, dass das damals überhaupt möglich gewesen wäre. Sonst hätten die in Berlin gerufen "Die Mauer müsste irgendwann mal weg!" und in Leipzig "Wir würden gern mal das Volk sein!"
Mit dem "nicht genügend bedacht" meinte ich zum Beispiel die Eigentumsfagen, was Grundstücke und Häuser anging.
Ich fand es übel, wie Westler ihr "Eigentum" geltend machen durften.
Und ich bin sicher, hätte man diese Dinge vorab fair geklärt, wäre nicht so eine Kluft entstanden.
Ebenso die Abwicklung diverser Firmen und auch der NVA.
Von der letzteren habe ich hautnah einiges mitbekommen, weil mein Vater für eine Dienststelle zuständig war und empört war, wie dort mit den Leuten umgegangen wurde.
Natürlich ist klar, dass die Wiedervereinigung nicht jahrelang hinausgezögert werden konnte.
Letztlich aber haben sowohl der Westen als auch der Osten darunter gelitten, dass es eben nicht um die Menschen ging, sondern um die persönlichen Interessen eines nicht sauberen Politikers, der sich unbedingt in den Geschichtsbüchern verewigen wollte.
Und ich bin sicher, dass damit den Leuten kein Gefallen getan wurde.