Haarlosigkeit wird beim Hund als autosomal rezessives (SPONENBERG et al. , 198
oder autosomal dominantes (GOTO et al., 1987; KIMURA et al., 1993; WEGNER, 1995) Merkmal vererbt. Die bekanntesten haarlosen Hunderassen sind der mexikanische Nackthund, der Xoloitzquintle und der Chinesische Nackthund, der Chinese Crested.
Die Haarlosigkeit dieser Hunderassen ist eine Defektmutante mit rezessiver Letalwirkung. Bei der Paarung zweier Nackthunde ergeben sich 25% Nachkommen, die das Gen für Haarlosigkeit in doppelter Dosis tragen. Diese Welpen sind nicht lebensfähig, sie sterben kurz vor oder nach der Geburt (WEGNER, 1995). Aber auch die Vitalität der heterozygoten haarlosen Hunde ist herabgesetzt. Die Überlebensrate haarloser Welpen ist basierend auf der fehlenden Temperaturegulation durch das Fell deutlich niedriger als die von behaarten und kann allenfalls durch Erhöhung der Raumtemperatur auf mindestens 25 Grad verbessert werden (KIMURA et al., 1993).
Japanische Untersuchungen zeigten Unterschiede in immunologischen Parametern zwischen haarlosen und behaarten Hunden. So zeigten haarlose Hunde (Mexikanische Nackthunde) eine geringere IgG - Antwort auf Immunisierung mit Schaferythrozyten. Histologische Untersuchungen des Thymus zeigten Thymusatrophie mit Ersatz des Parenchyms durch Fettgewebe, Fehlen von Lymphozyten und Dysplasie des Epithelgewebes im Bereich der Medulla (HIROTA et al., 1990).
In einer anderen Studie wurden Mexikanische Nackthunde mit Beagles gekreuzt und bei den Nachkommen die haarlosen mit den behaarten verglichen. Bis zum Alter von 2 Monaten zeigte sich kein Unterschied im Thymus, bei älteren Nackthunden kam es zur Atrophie des Thymus, zu einer Lymphozytenverarmung der Milz und der Mesenteriallymphknoten (FUKUTA et al., 1991).
In einer weiteren Studie wurden Cortison-, Progesteron- und Testosteronspiegel von haarlosen und behaarten Hunden verglichen (IWAMURA et al., 1992). Während beim Progesteronspiegel kein Unterschied zwischen haarlosen und behaarten Hündinnen nachzuweisen war, war der Testosteronspiegel der haarlosen Rüden signifikant niedriger als der der behaarten. Der Kortisonspiegel der haarlosen Welpen im Alter von 4 bis 5 Wochen war höher als der der behaarten. Eine Untersuchung von Serum- und hämatologischen Parametern zeigte mit Ausnahme der Erythrozytenzahl, der Hämoglobinkonzentration und des Hämatokrits, die bei haarlosen Hunden geringfügig höher waren, keine Unterschiede zwischen haarlosen und behaarten Hunden (KIMURA et al., 1992).
Die Haut der haarlosen Hunde zeigt typische Veränderungen gegenüber behaarten Hunden (FUKUTA et al., 1991; KIMURA und DOI, 1994). Beim neugeborenen Welpen ist die Epidermis dick, der Übergang zwischen Dermis und Epidermis ungleichmäßig. Mit zunehmendem Alter wird die Epidermis dünner und die Zahl der Haarfollikel und der apocrinen Schweißdrüsen, die auch beim jungen Hund deutlich niedriger ist als bei behaarten Tieren, nimmt weiter ab. Die Haut behaarter Hunde ist von Geburt an relativ dünn und zeigt keine wesentlichen Veränderungen mit zunehmendem Alter. In der Haut von haarlosen Hunden finden sich zudem weniger Mastzellen als in der von behaarten.
Ein besonderes Kennzeichen der haarlosen Hunde ist ihr mehr oder weniger zahnloses Gebiß (CLARK und STAINER, 1994; VALADEZ AZUA, 1995; WEGNER, 1995) in dem nicht nur die Prämolaren fehlen sondern auch Schneidezähne und Canini.
Haarlose Hunde wurden in diversen Untersuchungen als Tiermodell für die Auswirkung von Sonnenbestrahlung bzw. Sonnenschutzpräparaten für den Menschen verwendet (YANKELL et al., 1970; KIMURA und DOI, 1994; KIMURA und DOI, 1994; KIMURA und DOI, 1995; WEGNER, 1995; ISHII et al., 1997). Sie zeigen ähnlich wie der Mensch Bräunung und Sonnenbrand. Eine weitere Analogie zum Menschen ist die Disposition zur Entstehung eitriger Komedonen (KIMURA und DOI, 1996).