So, ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht und bei Welt-online alle 300 möglichen Fragen des Einbürgerungstests durchgeackert. Ich gestehe: Ich hatte drei Fehler. Zwei selten dämliche und bei all den Neubeitritten in die EU hatte ich zwei Mitgliedstaaten übersehen. ...da kann man ja auch mal den Überblick verlieren...
Immerhin: Ich bin eine gute Deutsche. Und wenn ich jemals die Staatsangehörigkeit wechseln und dann doch wieder Heimweh bekommen sollte, habe ich jetzt die Sicherheit, dass ich den Test bestehen würde. ...wobei ich den einen oder anderen "guten Deutschen" kenne, der bei der Beantwortung so mancher Frage ins Schleudern käme.
Jetzt, wo ich die ganzen Fragen kenne, frage ich mich ernsthaft, was das Ganze denn soll.
Will man, dass angehende Staatsbürger sich mit dem politischen System und der Gesellschaftsordnung auseinander setzen? Dann bezweifle ich, dass ein solcher Test irgendwas bewirkt. Man hat 300 mögliche Fragen und paukt stupide die richtigen Antworten. Ähnlich wie bei der Theorie zum Führerschein. Und genau so, wie viele Führerschein-Frischlinge trotz bestandender Prüfung offenbar den Sinn und Zweck von Geschwindigkeitsbegrenzungsschildern (solche Wortmonster erschaffen nur wir Deutschen) nicht kennen werden viele Neu-Eingebürgerte - wenn sie kein ernsthaftes Interesse haben - hinterher alles wieder zügig vergessen. Da wären Pflicht-Kurse zur Staatsbürgerkunde vielleicht sinnvoller (und evtl. sollte man auch alle Erstwähler vor der Wahl da hinschicken).
Und wenn es um unser System und unsere Werte geht, was haben dann Fragen im Test zu suchen wie: "Zu welcher Gelegenheit zieht man in Deutschland bunte Kostüme an und trägt Masken?" (die richtige Antwort ist übrigens "Rosenmontag", nicht etwa "Karneval" oder "Fasching". Die Ba-Wü'ler müssen jetzt glauben, sie gehörten nicht zu Deutschland, weil sie schwerpunktmässig nicht Rosenmontag sondern Faschingsdienstag mutieren.) oder (so in etwa) "Welchen Brauch haben die Deutschen zu Weihnachten?" Nein, sie verstecken keine bunten Eier, sondern schmücken einen Tannenbaum. Ja, sowas auch! Das machen sie ähnlich heimlich wie das Verkleiden zu Fasching. Die richtige Antwort muss garantiert jeder Deutschen-Anwärter pauken.
...wobei, wenn es sich um einen amerikanischen Basketball-Spieler handelt, dem Deutschland am A.rsch vorbei geht, der keinerlei Interesse daran hat, die deutsche Sprache zu lernen, aus dessen Ahnengalerie man aber mit Gewalt deutsche Urgroßeltern vorgezerrt hat, damit er unsere Basketballmannschaft pünktlich zu den Olympischen Spielen als frischgebackener Deutscher unterstützen kann - ja dann sollte man ihm bezüglich des Rosenmontags vermutlich einen kleinen Tipp geben (in New Orleans ist es ja dummerweise auch der Dienstag...).
Aber mal ganz ehrlich und nüchtern: Von der Politik wird bedauert, dass die Einbürgerungszahlen rückläufig sind. Es besteht also nicht gerade ein Run auf die deutsche Staatsbürgerschaft. ...so ein Test wird das bestimmt ändern... Und wer will denn Deutscher werden? Bei uns bedeutet das ja zwangsläufig, dass man seine bisherige Staatsbürgerschaft aufgeben, sich von seinem Herkunftsland lossagen muss. Wer macht das denn? Schließlich haben die Einwohner der meisten anderen Länder (wenn nicht aller) ein deutlich ungebrocheneres und innigeres Verhältnis zu ihrer Nationalität als wir Deutschen. Die kommt der Bruch mit dem Herkunftsland wirklich hart an. Wer sich trotzdem zur deutschen Staatsbürgerschaft entscheidet, ist hier ziemlich wahrscheinlich wirklich angekommen. Der braucht dann aber keinen Test mehr. Und derjenige, der - aus welchen dunklen Gründen auch immer - Deutscher werden und trotzdem innerlich nicht hier ankommen will, den wird der Test nicht abhalten. Er kann ihn nämlich so oft machen, bis er ihn besteht.
Irgendwie kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass das ganze sinnlos ist.
Viele Grüße
Petra
Immerhin: Ich bin eine gute Deutsche. Und wenn ich jemals die Staatsangehörigkeit wechseln und dann doch wieder Heimweh bekommen sollte, habe ich jetzt die Sicherheit, dass ich den Test bestehen würde. ...wobei ich den einen oder anderen "guten Deutschen" kenne, der bei der Beantwortung so mancher Frage ins Schleudern käme.
Jetzt, wo ich die ganzen Fragen kenne, frage ich mich ernsthaft, was das Ganze denn soll.
Will man, dass angehende Staatsbürger sich mit dem politischen System und der Gesellschaftsordnung auseinander setzen? Dann bezweifle ich, dass ein solcher Test irgendwas bewirkt. Man hat 300 mögliche Fragen und paukt stupide die richtigen Antworten. Ähnlich wie bei der Theorie zum Führerschein. Und genau so, wie viele Führerschein-Frischlinge trotz bestandender Prüfung offenbar den Sinn und Zweck von Geschwindigkeitsbegrenzungsschildern (solche Wortmonster erschaffen nur wir Deutschen) nicht kennen werden viele Neu-Eingebürgerte - wenn sie kein ernsthaftes Interesse haben - hinterher alles wieder zügig vergessen. Da wären Pflicht-Kurse zur Staatsbürgerkunde vielleicht sinnvoller (und evtl. sollte man auch alle Erstwähler vor der Wahl da hinschicken).
Und wenn es um unser System und unsere Werte geht, was haben dann Fragen im Test zu suchen wie: "Zu welcher Gelegenheit zieht man in Deutschland bunte Kostüme an und trägt Masken?" (die richtige Antwort ist übrigens "Rosenmontag", nicht etwa "Karneval" oder "Fasching". Die Ba-Wü'ler müssen jetzt glauben, sie gehörten nicht zu Deutschland, weil sie schwerpunktmässig nicht Rosenmontag sondern Faschingsdienstag mutieren.) oder (so in etwa) "Welchen Brauch haben die Deutschen zu Weihnachten?" Nein, sie verstecken keine bunten Eier, sondern schmücken einen Tannenbaum. Ja, sowas auch! Das machen sie ähnlich heimlich wie das Verkleiden zu Fasching. Die richtige Antwort muss garantiert jeder Deutschen-Anwärter pauken.
...wobei, wenn es sich um einen amerikanischen Basketball-Spieler handelt, dem Deutschland am A.rsch vorbei geht, der keinerlei Interesse daran hat, die deutsche Sprache zu lernen, aus dessen Ahnengalerie man aber mit Gewalt deutsche Urgroßeltern vorgezerrt hat, damit er unsere Basketballmannschaft pünktlich zu den Olympischen Spielen als frischgebackener Deutscher unterstützen kann - ja dann sollte man ihm bezüglich des Rosenmontags vermutlich einen kleinen Tipp geben (in New Orleans ist es ja dummerweise auch der Dienstag...).
Aber mal ganz ehrlich und nüchtern: Von der Politik wird bedauert, dass die Einbürgerungszahlen rückläufig sind. Es besteht also nicht gerade ein Run auf die deutsche Staatsbürgerschaft. ...so ein Test wird das bestimmt ändern... Und wer will denn Deutscher werden? Bei uns bedeutet das ja zwangsläufig, dass man seine bisherige Staatsbürgerschaft aufgeben, sich von seinem Herkunftsland lossagen muss. Wer macht das denn? Schließlich haben die Einwohner der meisten anderen Länder (wenn nicht aller) ein deutlich ungebrocheneres und innigeres Verhältnis zu ihrer Nationalität als wir Deutschen. Die kommt der Bruch mit dem Herkunftsland wirklich hart an. Wer sich trotzdem zur deutschen Staatsbürgerschaft entscheidet, ist hier ziemlich wahrscheinlich wirklich angekommen. Der braucht dann aber keinen Test mehr. Und derjenige, der - aus welchen dunklen Gründen auch immer - Deutscher werden und trotzdem innerlich nicht hier ankommen will, den wird der Test nicht abhalten. Er kann ihn nämlich so oft machen, bis er ihn besteht.
Irgendwie kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass das ganze sinnlos ist.
Viele Grüße
Petra