Ganz vorweg. Auch wenn ich dich jetzt persönlich zitiere, soll das kein persönlicher Angriff sein, sondern deine Aussagen sind exemplarisch, weil sie in der Form häufiger zu lesen sind.
Generell nervt mich das man manchmal wie auf Eiern geht um ja nichts falsches zu sagen.
Ich werd mich auch ganz bestimmt weder beim Mohrenkopf noch beim Zigeunerschnitzel umgewöhnen.
Ich kann das Genervtsein um den momentanen Eiertanz absolut verstehen. Im Moment herrscht eine bescheidene Diskussionskultur von allen Seiten. Den größten "Fail" sehe ich dabei, dass man momentan meint alles diskutieren zu müssen. Einfach mal die Klappe zu halten und es "gut sein" zu lassen scheint durch den immer größeren Anteil von Social Media und der eigenen Wahrnehmung nicht möglich.
Also ich verstehe das Genervtsein an sich. Auch das man sich "genötigt" fühlt jetzt vermehrt auf seine Aussagen zu schauen - niemand möchte bevormundet werden und man kann auch ein wenig davon genervt sein, dass "die Gegenseite" recht hat.
Was ich dann aber nicht verstehe ist diese typische bockige Haltung, ala "ich werd mich nicht mehr umgewöhnen". Ich finde es nicht schlimm, wenn einem im normalen Sprachgebrauch ehemalige Begriffe durchrutschen. So ist das mit Sprache. Aber ein "Ups" oder "Tschuldigung", bzw ein innerliches "verdammter Mist" und ein daran Arbeiten, es besser zu machen, sollte drin sein. Ein Anerkennen, dass es verletzend ist und nur Wandel eine Veränderung bringt.
Nehmen wir mal etwas fernab dieser "Klassiker" - wir gewöhnen uns ganz unemotional daran, nicht mehr zum "Jugoslawen" zu gehen, weil das Thema heikel und für die Betroffenen richtig übel ist. Rutscht uns vielleicht noch raus, aber wir akzeptieren es.
In Bezug auf männl., weibl., divers. nervt mich das es jetzt divers. als Geschlechtsangabe gibt, sondern das das ungenau ist.
Wenn ich einem Geschlecht angehöre, dann finde ich eine genaue Bezeichnung richtig.
Was soll divers. sein? Sammelbegriff für alles Mögliche?
Ich erkenne an, das die Installation einer dritten Bezeichnung ein wichtiger Schritt für die Betroffenen war, aber divers.?
Möchte ich nicht sein. Ich würde lieber das sein was ich bin und das auch als offizielle Bezeichnung.
Deutsche Bürokratie. Divers., das passte, dann nehmen wir das halt.
Das ist ein sehr schwieriges Feld.
Viele "diverse" Menschen hätten es gerne gehabt, wenn sie sich mit genau der passenden Bezeichnung im Personalausweis, in Stellenanzeige und in der gesamten deutschen Bürokratie wiederfinden würden. Da du es mal erwähnt hast, nicht aktiv bei Facebook zu sein, hast du vielleicht nicht den "Shit storm" mitbekommen, als FB ihre Kategorien um mehrere "gender queere" Bezeichnungen erweitert hat. Damals ging es glaube ich auch in die deutsche Presse, aber das war noch vor der Zeit, als Twitter, FB und Co Nachrichten wert waren.
"Divers" ist ein schaler Kompromiss. Aber für den "radikalen" Schritt - einfach gar keine Geschlechter zu verwenden - sind wir noch nicht soweit. Es wird aber besser werden. Langsam und mit vielen Reibereien und Diskussionen. Aber es wird besser werden.