Hier gibt (oder gab - er dürfte inzwischen sehr alt oder schon gar nicht mehr da sein) einen Terriermix, den ich vor mindestens 10 Jahren mal auf den Feldern aufgegabelt habe. Er war verstört und ließ sich nicht ohne weiteres einfangen, ich war gefühlt "stundenlang" beschäftigt, bis ich ihn endlich hatte. Aufgeben konnte ich nicht, weil dort eine beliebte Abkürzung über die Wirtschaftswege geht, wo die Einheimischen entlang rasen wie irre, rechts und links des Sträßchens hohe Getreidefelder. Ich war sicher, der Hund würde dort früher oder später überfahren.
Als ich ihn endlich zu fassen bekam, entdeckte ich gleich eine gravierte Plakette mit seinem Namen am Halsband, auf der Rückseite eine Telefonnummer. Also rief ich dort an, freundliche Frauenstimme, die sich freute und mir versicherte, sie käme sofort um ihren Hund in Empfang zu nehmen. Also steckte ich den total verdreckten Kerl vorne in mein Auto (hinten hinter'm Gitter brummte der Meinige vor sich hin...) und wartete. Lange...
Schließlich kam die Halterin, bedankte sich überschwänglich und zog mit ihrem Ausreißer vondannen.
Ein paar Tage später, der Fundhund war schon fast vergessen, klingelte mein Handy und die Hundebesitzerin lud mich zum Kaffee ein - zum Dank für meinen Einsatz.
Naja, man will ja nicht unhöflich sein, also traf ich mich mit ihr in einem Cafe.
So. Thema erledigt - dachte ich.
Doch einige Zeit später meldete sie sich wieder und lud mich mitsamt dem Scheich zu ihrem "jährlichen Sommerfest" ein.
Zum Dank, und so...
Naja, man will ja nicht unhöflich sein...
Und bei diesem Sommerfest waren nicht nur wahnsinnig viele Leute, sondern es stellte sich relativ schnell heraus, daß den älteren Jäger und die Walkerinnen und den Mountainbiker und diverse andere Hundebesitzer etwas mit mir verband: wir ALLE hatten schon mal diesen Terrier in der Prärie eingesammelt.
Von da an wurden wir jedes Jahr zum Sommerfest eingeladen, sind dann aber nicht mehr hin gegangen - obwohl das Buffet ganz gut war...
Der Scheich hat den Hund dann Jahre später nochmal eingefangen, da war er schon grau und offenbar taub (also, der Hund), Nummer auf der Plakette angerufen, gleich von der Besitzerin zum Kaffee eingeladen worden, usw....
Jetzt könnte man das nett finden, daß die Dame sich immerhin bei all den Immer-wieder-Findern mit Kaffee und Festivitäten bedankt, man könnte es allerdings auch ziemlich verantwortungslos finden, daß sie dem Tier immer wieder die Möglichkeit zum Streunen und Jagen gab, ihn sogar im hohen Alter noch den Gefahren aussetzte, und man könnte, wenn man böse ist, wie ich, auch das Gefühl bekommen, daß da womöglich eine Masche dahinter steckt, um den Bekanntenkreis zu erweitern und Kontakte zu knüpfen...
So oder so - nicht das, womit ich innig verbunden sein möchte.