Ich will nicht auf jeden Punkt einzeln eingehen, aber es tut sich in vielen Bereichen etwas. Nur ist das System schwerfällig und Veränderungen brauchen ihre Zeit.
Und bei manchen Punkten wie beim Punkt Ärztemangel auf dem Land ist es schwer einen geeigneten Hebel für Veränderungen zu finden.
Das System kann auf Dauer so nicht funktionieren. Das ist nicht schwerfällig, sondern einfach überholt. Um im medizinische Begriffen zu bleiben:
Das System ist todkrank und man versucht lebensverlängernde Maßnahmen, anstatt die Krankheit anzugehen.
Funktionieren kann es auf Dauer nur, wenn radikal umgestellt wird. Und zwar so, dass sich niemand der Versicherungspflicht in der GKV entziehen kann, egal welchen Beruf er hat (Beamte) und wieviel Geld er verdient.
Durch die Überalterung der Menschen in unserem Staat wird die Krankenkasse extrem gebeutelt, denn es liegt in der Natur der Sache, dass Ältere in der Regel mehr medizinische Versorgung brauchen. Um das jetzige System zu halten, bräuchten wir jede Menge Jüngere, die gut verdienen und entsprechend einzahlen. Die haben wir aber nicht.
Als ich noch in Deutschland versichert war, wartete ich lange auf einen Termin bei einem Orthopäden. Wartezeiten von 6 Wochen waren normal, andere nahmen gar keine neuen auf.
Ich hatte also einen Termin, nahm den aber nicht mehr wahr, weil ich irgendwann in der Notaufnahme gelandet bin. Dort wurde festgestellt, dass ich eine OP an der HWS brauche, inklusive Einsetzen eines Metallteils.
Es waren aber schlicht keine OP- Termine frei. Folglich musste ich erst mal 10 Tage in der Klinik für ein Heidengeld liegen, weil sie mich nicht nach Hause schicken konnten. Nach 10 Tagen herumliegen wurde ich operiert und musste weitere 10 Tage bleiben. Volkswirtschaftlich saudumm.
Hier in Luxemburg hatte ich vor 2 Jahren Morbus Preiser (relativ selten, erkennt nicht jeder Orthopäde auf Anhieb). Ich wurde eine Woche probeweise konventionell auf Sehnenscheidenentzündung behandelt, bekam, weil es nicht funzte, sofort danach den Untersuchungsmarathon im hiesigen Krankenhaus mit MRI, Handgelenkspiegelung etc, wurde danach sofort weiterverwiesen an den Handchirurgen in Luxemburg-Stadt und wurde eine Woche später ambulant operiert.
Mein Exmann in D hat viel mit der dortigen Psychiatrie zu tun, weil er in einem Wohnheim für psychisch Kranke arbeitet. Er ist entsetzt, wie in diesem Bereich die Therapiemöglichkeiten verschlechtert haben. In der Beschäftigungstherapie gibt es kaum mehr vernünftiges Material. Die Filzstifte sind ausgelutscht, für neue ist kein Geld da (Aussage der Beschäftigungstherapeutin). Körbeflechten geht aber noch, weil das Material dafür vergleichsweise billig ist.
Oder frag mal
@Manny, wie es mittlerweile für die Kinderversorgung und Entbindungsstationen in ihrem Gebiet aussieht. Sie hat da schon öfter von Problemen geschrieben, weil ganze Abteilungen zumachen müssen.
Was im Moment gemacht wird, ist, um in den Begrifflichkeiten zu bleiben, maximal ein Herumdoktern an Symptomen. Was es aber braucht, ist eine komplette Umgestaltung des Systems. Es gibt genügend Fachleute, die dies seit Jahren anfordern und darauf hinweisen, dass wir mit dem bisherigen System nicht weiterkommen. Es ändert sich aber grundsätzlich nichts, außer ein paar kosmetische Korrekturen.
Noch schlimmer betrifft es die Pflegeheime, die mit der Alterspyramide noch mehr zu kämpfen haben. Entweder Du packst Deine Eltern in so ein Teil und siehst zu, wie sie in der eigenen Shice liegen, weil es kein Personal gibt. Oder aber die Eltern waren clever, haben entsprechend vorgesorgt und können ein vernünftiges Heim mit wesentlich höherer Zuzahlung finanzieren.
Womit sich der Kreis schliesst, denn dadurch, dass wir es zulassen, dass Pflegepersonal so mies bezahlt wird und unter üblen Arbeitsbedingungen schaffen muss, ist der Beruf alles andere als attraktiv. Und selbst der engagierteste Pfleger ist irgendwann schlicht ausgebrannt.