Wolfsmonitor: Mal eine Frage zu einem konkreten Ereignis: Zuletzt gab es in der Region Cuxhaven vermeintliche Übergriffe des Cuxhavener Wolfsrudels auf Kälber und Jungrinder. Was wäre Ihrer Erfahrung nach eine angemessene professionelle Reaktion darauf?
Meine erste Frage ist immer: War es überhaupt ein Wolf? Die Medien bauschen ja gerne etwas auf, bevor es überhaupt bestätigt ist. Soweit ich informiert bin, ist die Auswertung der DNA-Proben noch nicht abgeschlossen. Eine Bestätigung, dass diese Nutztierrisse auf das Konto eines Wolfs gehen, steht noch aus. Darum sage ich eigentlich ungern etwas, bevor es keine Gewissheit gibt.
Als Nächstes müsste ich wissen, welche Schutzmaßnahmen der betroffene Nutztierbesitzer ergriffen hat. Wenn bekannt ist, dass in diesem Gebiet Wölfe leben, dann sollte man grundsätzlich keine hoch trächtigen Kühe oder frisch geborene Kälber OHNE Schutz allein lassen. Das wäre so, als würde der Bauer die Wölfe „füttern“. Die Frage ist also, ab wann wurden Schutzmaßnahmen eingesetzt und welche. Ein einmaliger Angriff kann vielleicht noch erklärt werden. Wenn es aber „immer wieder“ vorkommt, dann hat der Halter der Rinder offensichtlich nichts unternommen, um seine Tiere vor weiteren Angriffen zu schützen.
In den lokalen Medien steht (sofern man den Medien glauben kann), dass es im Elektrozaun „eine Lücke mit größeren Abständen“ gegeben habe und versucht wurde, den Zaun „wolfssicher mit zusätzlichen Drähten und Strom zu verstärken. Offensichtlich mit geringem Erfolg.“ Ja, ganz offensichtlich. Es reicht nicht, einfach nur mit Drähten und Strom zu verstärken. Vielmehr müssen echte wolfssichere Zäune her wie beispielsweise hier demonstriert:
Der Wolf ist intelligent und nutzt jede Gelegenheit, um an Futter zu kommen. Eine Lücke im Zaun? Prima. Die finden wir und da gehen wir doch durch! Leider leider geht es im Wolfsgebiet nicht ohne Schutzmaßnahmen. Und damit meine ich Elektrozaun UND Herdenschutzhund. Jede Nachlässigkeit wird bestraft.
Dort, wo es Wölfe gibt,
müssen die Tierhalter aufrüsten. Punktum. Ich weiß, dass das teuer ist und Mühe macht, aber den Wolf gibt es nicht für lau. Und dass Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde wirken, sollte ja inzwischen überall bekannt sein. In unserem neuen Buch, das 2017 auf den Markt kommt, wird dies ein großes Thema sein.