Soll ich sowas überhaupt noch schreiben? Das wird jetzt wohl die reine Dokumentation eines Sterbens hier...
warum solltest Du es nicht schreiben? Es gibt kein Leben ohne Sterben, ohne den Tod ...
ich könnte jetzt philosophische Anwandlungen kriegen und mich darüber auslassen, dass in früheren Zeiten Menschen zu Hause im Kreis ihrer Familien ihre letzten Monate, Wochen, Tage und Stunden verbrachten und dass wir mittlerweile den Tod tabuisiert haben, Menschen in Hospizen und Krankenhäusern sterben, auf eine gewisse Weise ausgegrenzt, weil wir den Tod ausgegrenzt haben....
Genau das ging mir vorhin so durch den Kopf Biggy.
Über den Tierschutz und das viele Elend, das einem dabei begegnet, hab ich zu dem Thema mittlerweile eine ganz andere Art von Beziehung bekommen. So wie du oben geschrieben hast, es gibt das eine ohne das andere nicht.
Aber ich weiss, dass es vielen Menschen nicht so geht, sondern dass man das nach Möglichkeit immer möglichst weit weg von sich schiebt und nicht damit konfrontiert werden möchte. Und jetzt sind es auch gerade die Kinder, die hier ganz mutig den Stier bei den Hörnern packen und sich nicht "vertreiben" lassen. Wie unterschiedlich auch immer sie ihre Trauer jeweils verarbeiten, aber eines ist ihnen gemeinsam - sie grenzen nicht aus. Einen Teil der Eltern kenne ich auch gar nicht gut genug, um zu wissen, wie sich das dann bei den Kinder zu hause gestaltet. Soweit ich es mitbekomme, lassen sie die Kinder das aber wirklich weitgehend selbst entscheiden und ermutigen sie zum Teil auch. Zum Teil reagieren aber die Erwachsenen in ihrem Umfeld auch etwas arg "robust" (na, wie geht es dem totem Hund"?), bestimmt auch nur Ausdruck ihrer Hilflosigkeit - aber "ihren geliebten Panino" mit solchen Begriffen belegt zu wissen, das verstehen sie natürlich überhaupt nicht. Und ich kann es dann auch nicht gut einsortieren.
Ich glaube, die Kinder spüren auch deutlicher als viele Erwachsene, dass uns eigentlich die Hunde hier den Weg zeigen: So lange wir zusammen sind, ist alles gut. Den Kindern geht es keineswegs schlecht, wenn sie her kommen, sie brechen nicht in Tränen aus, gar nichts. Sie sind einfach da.
Eines der Mädchen, Anna, war für mich zuerst am schwersten einzuordnen. Aber ich konnte heute mit ihr darüber reden und da sagt doch dieser Knirps nicht zu mir: mach dir keine Sorgen. Ich weiss, dass ich manchmal so ein "Gesicht" ziehe - aber das vergeht schon wieder und am besten von alleine. Sprich mich gar nicht nicht groß darauf an, ignorier das einfach. Ich weiss, dass es den Hunden gut tut - und du brauchst auch jemanden. Und mir geht es dann auch besser, wenn ich hier bin.
Die Lebensgefährtin von Natascha's leiblichem Vater hat mich heute sogar angerufen und sich auch noch bei mir bedankt. Ich bin echt aus allen Wolken gefallen. Sie findet es gut, dass ich mir die Kinder auch noch "antue". Als ich geschildert habe, was Natascha hier für wertvolle kleine Dienste leistet, war sie doppelt froh und auch sehr stolz auf sie. Sie hat die jetzige Situation ähnlich wie du beschrieben, es gehört einfach dazu und es ist wichtig, dass Natascha das mit erlebt, so weit sie das eben verkraftet.
zu begleiten und zu lindern, Dinge zu tun, die man - rein theoretisch - für sich vielleicht vorher abgelehnt hätte, das ist nichts, was man/frau für sich behalten, im Verborgenen tun muss
Okay - hast recht. Wer es nicht mitlesen will, muss es ja schließlich auch nicht...
wir leben mit unseren Hunden und wenn wir es können, dann sollten wir dies auch bis zum Ende so beibehalten -
Genau das hab ich mir felsenfest vorgenommen. Die Kraft muss ich einfach haben, das erwarte ich einfach von mir selbst.
Mindestens drei mal täglich frage ich mich, ob ich nicht besser gestern abend schon alles hätte beenden sollen. Aber letztendlich - das wäre lediglich für
mich der einfachste Weg gewesen. Und - der TA hat uns diese Option ja noch nicht einmal angeboten! Weder direkt, noch in irgendwelchen zarten Andeutungen.
Auch wenn uns mitunter die schwere Aufgabe zu fällt, die Deadline im Leben eines Tieres festzusetzen....
Bisher bin ich bei all meinen Tieren dieser Entscheidung immer noch ausgekommen und deshalb hatte ich davor auch heftig Angst. Jetzt hab ich nur noch Angst, ich könnte nicht genügend vorbereitet sein oder zu lange zögern. Bin aber sehr froh, dass der Arzt gestern sich hier so absolut klar und deutlich ausgedrückt hat.
aber das sind wir ihnen schuldig, denn meist sind es unsere Bemühungen, unsere Medikamente, die sie über den Zeitpunkt hinaus am Leben erhalten, den sie erreicht hätten, wenn wir und unsere modernen Möglichkeiten nicht gewesen wären
*lächel*
Ich will bestimmt nicht undankbar sein! Panino war wirklich ein absoluter Notfall, er sollte auf die Straße ausgesetzt werden. Dann wäre er - samt seinen Tumoren - binnen Sekunden oder Minuten auf den Straßen Istanbuls überfahren worden. So dermaßen unbedarft wie er war, hatte er sicher nicht den Hauch einer Überlebenschance.
So hatte er - auch mitsamt seinen Tumoren - noch drei wirklich sehr sehr gute Jahre, was ohnehin schon viele ganz grundsätzlich erstaunt hat. Er litt manchmal ein bißchen unter Cara's "dominanter Fuchtel" - aber wenn es darauf ankam, liess sie wiederum auch nichts auf ihn kommen. Wehe demjenigen, der sich ihm auch nur in "unpassender" Weise näherte. Sie war schon immer eine sehr gestrenge, aber auch sehr gerechte "Hundemama". Und in Situationen wie diesen hier, spielt sie ohne mit der Wimper zu zucken, die allerletzte Geige. Als ich sie vorhin mit einem Pansen ablenken wollte, hat sie mich richtig zornig angefunkelt und das Pansenstückchen weggeschleudert.
Und gerade diesen Sommer haben wir noch so einige wirklich schöne Ausflüge mit den Kindern machen können, die Panino so abgöttisch liebt.
Das, was er jetzt durchmacht, hat er seinem eigenen Durchhaltewillen und seiner Liebe zum Leben verdanken. Das versuch ich mir immer klar zu machen - und auch zu respektieren. Auch wenn ich immer denke - jetzt und auch die ganzen drei Jahre schon - ich hätte viel mehr für ihn tun müssen, für ihn war es ganz offensichtlich genug. Genug, um so lange durch zu halten. Er tut es ja noch immer...
wir Menschen brauchen allerdings oft das Gefühl, das Richtige im richtigen Moment getan zu haben, jederzeit alles versucht zu haben und wo, wenn nicht in einem Hundeforum, soll man sich genau darüber austauschen, wenn es um die letzten Meter eines Hundelebens geht?
*seufz* Ja, ein bißchen auch das. Das Gefühl, ein bißchen "abgesichert" zu sein. Dass ich nichts "ausgelassen" habe, was ihm hätte helfen können. Aus Panik oder schierer Unwissenheit. Das "Richtige" zu tun - oder zumindest nichts, was man absolut nicht verantworten könnte. Hast schon recht: wenn nicht hier, wo denn dann?
Ganz ganz lieben Dank euch allen. Auch denen, die vielleicht nur still mitlesen und ihre guten Gedanken schicken. Es kommt alles, alles hier an.