So, nun will ich mal...
Heute war der Abend nach einem sehr anstrengenden Tag nun gerade eben zwar wieder nicht so gut. Aber ich denke, ich kann trotzdem berichten:
Es hat sich beim großen Kind einiges getan und in der Folge wurde die Medikation grundlegend geändert:
Es wurde vor einiger Zeit eine tatsächliche (milde) Depression diagnostiziert (ich weiß nicht, ob ich das hier schon geschrieben hatte). Wir haben es ein Mal tatsächlich geschafft, einen Termin auszumachen, und die Diagnostik zu einer Zeit zu machen, wo der Schub noch nicht vorbei war.
Zweitens wurde nun doch noch eine milde Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert. Dafür warten wir allerdings noch auf einen Platz für eine entsprechende unterstützende Therapie. Genehmigt ist sie mittlerweile, nur nen Platz müsste man jetzt noch haben.
Therapeutisch derweil:
1. Es bekommt seit letzter Woche ein angstlösendes Antidepressivum (dessen Spiegel sich aber erst aufbauen muss) zusätzlich zum MediKinet Retard.
Zu den "rabenschwarzen" Anfällen waren nämlich noch solide Panik-Attacken dazu gekommen, inklusive halbe Nächte nicht schlafen und so weiter schon Tage vor potenziell aufregenden Ereignissen (zB Lateinunterricht; oder Klassenfahrt.)
2. Er bekommt für den Nachmittagsunterricht seit dieser Woche noch zusätzlich 5 mg MediKinet unretardiert, die er in der Mittagspause einnehmen muss.
Vorteil: Dazu muss er was essen, und das macht er dann auch.
Ergebnis bis jetzt:
Er verträgt beides sehr gut. Einzige Ausnahme: Die KJP empfahl, er solle das Antidepressivum abends einnehmen, etwa die Hälfte der Betroffenen würde davon müde. Er war dann bis morgens um 04:00 wach und guter Dinge...
Wär ja auch zu schön gewesen.
zum Glück waren noch Ferien.
Also, das war nichts. Davon abgesehen aber bis jetzt überhaupt nichts. (Das war das Medikament mit 2 DIN A3 Seiten Beipackzettel). Nur die Grundstimmung ist - nicht euphorisch, aber doch jetzt schon deutlich besser als zu Beginn. (Das ist auch anderen Leuten aufgefallen, die ihn nicht so oft sehen). Er redet auch deutlich seltener so leierig und monoton. (Jetzt gerade eben doch wieder, aber an sich schon über eine Woche nicht.
)
Er hatte zu Ferienende auch erst am letzten Abend Angst vor der Schule, nicht schon drei Tage vorher... das lässt vorsichtig hoffen.
Und das MediKinet am Nachmittag ist ebenfalls ein voller Erfolg. Ohne das fallen diese Stunden genau in die Zeit, wo die Wirkung nachlässt und der Körper sich umstellen muss, und dann noch Unterricht mit zu machen, muss sehr anstrengend sein.
Montag habe ich ihn an der Schule abgeholt (der Bus fährt leider erst 45 Minuten nach Unterrichtsschluss), und da winkte er mir schon, war guter Dinge, hat sogar nen Witz gemacht. Statt sich dumpf stöhnen zum Auto zu schleppen und dann erstmal Nonstop für die nächste halbe Stunde über alles zu beklagen, was an der Welt und an
seiner Welt gerade doof ist...
Okay, es stellte sich heraus, dass in der Lernzeit Latein, in die er für dieses Halbjahr gewechselt ist, nur noch
eine andere Mitschülerin ist. Alle anderen hatten keine Lust mehr und sind nicht mehr da (vorher war er der einzige, der nicht hingegangen ist). Es war also sehr gemütlich und nett und hat ihm sogar Spaß gemacht.
Und da kamen denke ich mehrere Punkte zusammen: Die verbesserte Grundstimmung, das MediKinet und die absolute Kleingruppe - auf jeden Fall kam er da raus wie jeder andere Schüler auch und nicht wie ein theatralisch (oder auch nicht theatralisch, aber nervig) stöhnendes Wrack.
Nun sollte man vermutlich keine Wunder erwarten, aber bislang lässt sich alles sehr positiv an.
Heute war ein Rückschritt, aber heute war auch extrem schwierig, nach einer anstrengenden Woche. Montag Nachmittags-Lernzeit. Dienstag: Ausnahmweise vormittags raus aus dem Unterricht wegen EKG. Dann über eine Stunde gewartet, weil wie im Computer übersehen wurden.
Mittwoch Nachmittagsunterricht (ausgerechnet Musik - immer recht laut), und abends noch einen neuen Sport angefangen, worüber er sich den ganzen Tag Gedanken machte. Den fand er sogar noch gut, aber zuhause war dann der Ofen aus. Für den netten Umgang mit dem kleinen Bruder hat es nicht mehr gereicht.
Ja, das ist hier so der Ist-Stand. Mal sehen, wie es weitergeht.
Problem: Das Antidepressivum