Lebt ihr werdenden Muttis noch?

Ich weiß halt von Leuten die solche Medikamente nehmen, dass sie die immer wieder absetzen, weil es schon belastend ist wenig(er) zu fühlen. Bis zum nächsten Gau halt... leider.

Das Problem war bisher tatsächlich nie eines. Bis jetzt empfand er persönlich es ausdrücklich als angenehmer, weniger intensiv zu fühlen. (Ausdrücklich heißt: Er hat es selbst genau so gesagt.)

Es hängt wohl davon ab, ob die störenden, also belastenden Einflüsse überwiegen (wie in der Schule allein schon der Geräuschpegel, aber auch die nervigen Mitschüler), oder die angenehmen, wie das jeweils empfunden wird.

Die Pause war therapeutisch angeordnet - vermutlich, um genau solche Effekte aufzudecken.
 
  • 26. April 2024
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Hi lektoratte ... hast du hier schon mal geguckt?
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@hundeundich

Ich sehe gerade beim Durchlesen, woher vermutlich das Missverständnis kam.

Man könnte beim Lesen meinen, ich hätte drauf bestanden, dass er mir seine neu erworbenden Fertigkeiten vorführt, nachdem wir wieder da waren.

Das habe ich aber gar nicht gemacht (und hätte das auch nicht). Er sollte es ja einfach nur in Ruhe ausprobieren, ohne dass wir ihn dabei nerven.

Ich wurde aber schon an der Haustür mir einem anklagenden: "Guck? - Guck's dir an, ich kann's!" empfangen. Und dann kam gleich hinterher: "Aber ich wollte das gar nicht können. Ich war glücklich, als ich es noch nicht konnte. Ich brauche das nicht. Wieso musste ich das lernen?..." usw usf etc pp., in Tränen aufgelöst, als wäre gerade wer weiß was passiert.

Wir hatten dasselbe Drama vor Jahren beim Lesenlernen, beim Dividieren und ganz dramatisch beim Schwimmenlernen ebenfalls.

Jeder Schritt voran ein Grund für gefühlten Weltuntergang. :(
 
Jeder Schritt voran ist auch eine Veränderung , in Abläufen , in Anforderungen , in eventuell - ganz banal - anderen Schuhen.

Das treibt einen einen in diese Verzweiflung und den "Weltuntergang" ,- aber das kann man wirklich nur nachvollziehen , wenn man selber "so ist".
 
Ja, das Leben ist nicht fair. Vor allem, wenn man mit einem Handicap wie in diesem Fall aufwachsen muss.
Und: Nicht nurdas Kind leidet, sondern die Umgebung leidet mit.

Letzlich ist es immer eine Gradwanderung, wie viel man dem Kind abverlangt und wo man Kompromisse macht. Aber ich glaube, dass eine gewisse "Härte" nötig ist, um ein Kind mit solchen Einschränkungen "überlebenstauglich" zu machen.
Fördern und Fordern eben.

Wobei ich es mir wirklich sehr schwer vorstelle bei einem Kind, das in die Depression fällt.
 
@lektoratte was genau hat der Bursche denn? Wenn das nicht zu viel gefragt ist.

Nein, ist nicht zu viel gefragt.

Er hat eine sogenannte Reizfilterstörung - das ist eine bestimmte Form von ADHS. Sprich, er kann sensorische (v.a. akustische) Reize kaum filtern, und war in der Grundschule total überfordert. (Ich habe das auch, aber lange nicht so extrem ausgeprägt. Ich kann's ihm aber durchaus nachfühlen).
Bei ihm ging das bis dahin, dass das Gehirn bei sensorischer Überforderung alle paar Sekunden einfach Dinge rauswarf und nicht mehr mitschnitt, weil der Speicher einfach voll war. Sprich, er kriegte Sachen nicht mit, oder auch, er sagte Sachen, wusste aber 2 Sekunden später nichts mehr davon und war dann ständig dezent desorientiert.

Und mitmaßlich als co-morbide Störung hatte er depressive Schübe und diverse Ängste. (Ich denke, da spielte auch noch etwas anders mit hinein, eher in Richtung PTSD, aber die andere Geschichte hat das definitiv nicht besser gemacht.)

Er war lange in psychotherapeutischer Behandlung und bekommt seit 3 Jahren (also, seit wir genau wissen, was er hat), Ritalin (bw. MediKinet).

Und bisher hat ihm das wirklich gut getan. Was er auch selbst so gesagt hat.

Im Grunde hat auch die Psychotherapie erst nach der Medikation so richtig gegriffen, als er nicht mehr ständig um sein inneres Gleichgewicht kämpfen musste.

Dass er jetzt das Gefühl hat, es geht ihm "ohne" unter Umständen besser, ist relativ neu.

Und nachdem ich mir den Rest des Abends anhören durfte, wie schrecklich sein Leben doch sei und wie furchtbar alles geworden wäre, nur weil er einen Bruder hätte, den er "einfach unerträglich" fände und der täglich schlimmer würde, und dass er sein altes Leben zurück wolle (das jetzt 6 Jahre her ist... - und das nicht etwa maulend, sondern weinend - bezweifle ich das ernsthaft.

Dass er in diesem Zustand ziemlich gehässig zu seinem kleinen Bruder ist - geschenkt. Ist nicht nett, aber für mich noch im Rahmen des normalen. Dass er mal alberner oder lauter wird oder beim Spielen das Ende nicht findet... alles erträglich, solange er später wieder runterfindet.

Aber diese rabenschwarzen Abgrundphasen, unf auch die Ängste - die gehen auf Dauer gar nicht.

(Wobei: Fixe Ideen und endloses Wiederholen von irgendwelchen Gedankengängen im Kreis hatten wir dieses Mal gar nicht! :) )

Wobei er immerhin recht offen darüber gesprochen hat, was ihn als ganz Kleiner gequält hat, als der Bruder dazu kam, und wie allein und abgeschoben er sich gefühlt hat. - Damit hat er sich selbst ein bisschen beruhigt und war nachher wieder leidlich normal. Da war ich ja schon froh, das ist an sich ein Riesen-Fortschritt.

Ich glaube, ein bisschen ist da auch real begründete Zukunftsangst dabei. Dass er nicht in den Kindergarten zurückkann, an den Gedanken hat er sich jetzt, am Ende von Klasse 5, gewöhnt. Seit dem Gymnasium geht er eigentlich ganz gern zur Schule.

Aber - er merkt schon selbst, dass er nicht so tickt, wie die anderen alle. Und ist in seiner Klasse auch noch der Jüngste. Und die anderen interessieren sich langsam für Mädchen/Jungs, komische Musik, Handy-Spiele, Klamotten und ihr Äußeres... da ist er noch lange nicht. Und "Jugendliche", mit denen er ja Bus fährt, findet er einfach furchtbar. Größ0er werden fände er gut (er ist nicht nur der Jüngste, er ist auch der Kleinste in der Klasse) - aber Jugendlicher werden... igittigittigitt. Nee. Will er nicht. Die sind alle doof. Und hässlich. Und benehmen sich schlecht.

Und er will nichts, was auch nur ein bisschen damit zu tun hat. Und wenn es Schleifebinden ist.

*Seufz*
 
Ich kenne mich mit den Medikamenten wie Ritalin/ MediKinet nicht aus.

Was ich aber von mir kenne: Ich nehme wegen einer PTBS einen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Es gab immer mal wieder Zeiten, wo ich dachte, dass ich nun locker darauf verzichten kann und ließ sie weg. Das ging immer eine erstaunlich lange Zeit gut. Bis es dann krachend gegen die Wand fuhr.
Ich denke, dass es daran liegt, weil sich der Medikamentenspiegel nur langsam abbaut und trotz Nichteinnahme immer noch ein bisschen im Körper herumschwirrt. Erst wenn der Spiegel kurz vor Null ist, so hatte ich den Eindruck, ging es schief.

Könnte das auch bei Medikinet so sein und es deswegen nun schwieriger werden?
 
Fühl dich mal gedrückt, @lektoratte

Manches wird mit vorschreitender Pubertät relativiert... Mein Sohn ist mit seinem „Best Friend“ mit ähnlicher Diagnose wie dein Sohn auf wandertour im Süden.

Best Friend war viel bei uns. Hätte man mir vor 5/6 Jahren gesagt, dass eine solche Fahrt möglich wäre, hätte ich mehr als ungläubig geguckt.

Best Friend ist weitgehend stabil, hat vor zwei Jahren beschlossen, seine Medis abzusetzen und hat seitdem keine starken Depressionen mehr, auch die psychotischen Schübe sind nicht mehr aufgetreten.

Ich wünsch dir von Herzen einen ähnlichen Verlauf ... auch wenn ich weiß, dass für dich die Zeit unendlich lang ist. Von der 5. Klasse bis zum Abi ... im Nachhinein ist das wie Welpenzeit. Kaum begonnen, schon vorbei.

Mein Sohn ist 18. Abi frisch in der Tasche. Best Friend ist genauso alt.
 
Nachklapp

Mein Sohn und meine Tochter sind neun Jahre auseinander. Sie haben sich gekloppt wie die Kesselflicker

Ich glaube, das ist gesundes Geschwisterverhalten ;)

Tochter wohnt seit 8 Jahren in Nl. Seitdem lieben sie sich und halten einen engen, liebevollen Kontakt.
 
Könnte das auch bei Medikinet so sein und es deswegen nun schwieriger werden?

Könnte sein. Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Muss ich die Ärztin beim nächsten Termin fragen.

Ich denke, dass es so ist, wie @Crabat gesagt hat: Er fühlt dann alles viel intensiver, und wenn er mal so ne Anwandlung hat, haut die ihn ohne medikamentöse Unterstützung glatt aus den Socken.
 
Mein Jüngster bekam auch Ritalin und Medikinet.
Der Facharzt riet uns damals dazu auch in den Ferien die Medikamente weiter zu geben, da sonst der Medikamentenspiegel abnimmt und man nach den Ferien wieder ganz von vorne anfangen müsste.
Was für die Schule eine reine Katastrophe gewesen ist.
Absetzen war absolut keine Option. Wir hatten das EINMAL probiert, nie wieder!
Unser Sohn war auch der Meinung, er wolle nicht mehr so "gedämpft" unterwegs sein.
 
@Heather

Das wurde uns anders erzählt - und tatsächlich habe ich diese Erfahrung „geht wieder ganz von vorn los“ in der letzten Unterbrechungsphase auch nicht so gemacht. Ist vielleicht vom Präparat abhängig?

Das Ü ist aber auch nicht der „klassische“ ADHS-Fall. Der hat im normalen Alltag kaum (noch) Verhaltensprobleme.

Übrigens meinte er gerade eben nach dem Frühstück spontan, er wolle heute schon wieder mit dem MediKinet anfangen. Er wisse nicht, wieso, aber er fühle sich heute innen so schlecht, dass es von selbst nicht besser werden kann.

Jetzt fühle ich mich schuldig, weil ich das Thema aufgebracht habe.
 
@Heather

Das wurde uns anders erzählt - und tatsächlich habe ich diese Erfahrung „geht wieder ganz von vorn los“ in der letzten Unterbrechungsphase auch nicht so gemacht. Ist vielleicht vom Präparat abhängig?

Das Ü ist aber auch nicht der „klassische“ ADHS-Fall. Der hat im normalen Alltag kaum (noch) Verhaltensprobleme.

Übrigens meinte er gerade eben nach dem Frühstück spontan, er wolle heute schon wieder mit dem MediKinet anfangen. Er wisse nicht, wieso, aber er fühle sich heute innen so schlecht, dass es von selbst nicht besser werden kann.

Jetzt fühle ich mich schuldig, weil ich das Thema aufgebracht habe.

Könnte am markierten Text liegen.
Wir hatten den klassischen Fall gepaart mit einem Hirnschaden.

Du brauchst dich doch nicht schuldig fühlen, den Mist sucht sich keiner aus.
 
Nee... natürlich nicht.

Ich hatte das Gefühl, dass ich das Thema angesprochen habe, hat evtl. Dinge in Bewegung gebracht.

Aber vielleicht ja auch nicht.

Ich hatte schon immer das Gefühl, dass diese Verstimmungen relativ unabhängig von den restlichen Symptomen kommen und gehen. Im Sommer sind sie normalerweise schwächer bis ganz abwesend, über den Winter ist es extrem.
Ich glaube, die letzten beiden Winter waren die ersten komplett ohne größer merkbare Episode.

In dem Sinne wäre ihr "Abflachen" evtl. eine positive Nebenwirkung des MediKinets. Aber wenn das so ist, ist es so. Und wenn bei ihm das der Grund ist, warum er doch wieder damit anfangen muss, dann ist das eben auch so.

Dann können wir ja eigentlich froh sein, dass es quasi zwei Fliegen mit einer Klappe erschlägt. 1. Es ermöglicht ihm, ganz normal am Schulleben teilzunehmen, ohne Mittags komplett erschöpft nach Hause zu wanken und den Rest des Tages gar nichts mehr zu können. Und 2. Es hält die Stimmung leidlich im Gleichgewicht. - Er ist ja auch mit Medikamenten kein Muster an Ausgeglichenheit und Phlegma, oder gar komplett emotionslos. Aber die Grundstimmung ist besser.

An sich bin ich mit dem Verlauf der Unterbrechung wirklich zufrieden. Mit dem Ende jetzt nicht, aber auch das gehört ja zu so einem Versuch dazu.
 
Ach wie schön! ❤️
Viel Spaß in der Schule, Herr Pirschelhuber!

Nächstes Schuljahr steht bei uns die nächste Einschulung an. Sehr zum Leidwesen von Kind Nr. 2. er wäre gern schon dieses Jahr in die Schule gegangen...
 
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