Ich war schon immer recht selbstständig und mutig
Auf einer Schülerreise nach Moskau, da war ich 16, habe ich ein Studentenpaar kennengelernt. Mein Lehrer hat mir erlaubt, zwei Tage bei ihnen zu wohnen. Die beiden wohnten mit ihrer Mutter in einem Zimmer in einer 5-Zimmer-Wohnung. Die anderen Zimmer wurden von anderen Familien bewohnt. Im Plattenbau. Das war ein guter Einblick in den real existierenden Sozialismus
Ich bin in Moskau auch ohne Probleme getrampt.
Als Deutsche in Israel war auch für mich ein merkwürdiges Gefühl. Das war 1982. Ich habe da durchaus manchmal noch Antipathien gespürt, wenn ich mich als Deutsche zu erkennen gegeben habe. Aber genauso das Gegenteil und das wesentlich öfter. Ich erinnere mich immer noch schmerzhaft an ein wunderbares Gespräch mit einer älteren Frau. Sie hatte eine Tätowierung auf dem Unterarm.
Ein aus Frankreich emigrierter Bäcker, der das KZ überlebt hat, hat uns 3 Tage in seiner Wohnung in Haifa beherbergt. Ich erinnere mich noch an den praktischen Milchkaffee, den er uns morgens gemacht hat: Heiße Milch mit ein paar Löffeln Instant-Kaffee. Lecker
Auf dem Masada haben wir niederländische Juden in unserem Alter kennengelernt und sind abends gemeinsam ziemlich versackt.
Wobei ich früher wohl weltoffener war als heute. Ich bin gerne in die Türkei und nach Ägypten gereist und das war in den 90ern auch sehr locker. Zumindest habe ich das so empfunden. Mein Exmann und ich haben Bekanntschaften geschlossen, sind abends mit Angestellten in die Shishabar gegangen und haben die Familie von einem Kellner kennengelernt. Ich bin auch allein nach Ägypten gereist und hatte nie die Anmach-Probleme, von denen andere alleinreisende Touristinnen oft berichten. Allerdings bin ich auch nicht so empfänglich für Geschmeichele und bekam bei blumigen Komplimenten wie "Deine Augen sind wie Sterne am Himmel" einen Lachanfall.
Ich hatte dann vor ein paar Jahren das Gefühl, dass sich da was verändert. Der Umgang war meinem Gefühl nach nicht mehr so locker.
Seit ein paar Jahren bin ich viel wählerischer in der Wahl meiner Urlaubsziele und die Türkei und Ägypten stehen nicht mehr auf der Liste.
Dabei vermisse ich vor allem Ägyptem, weil ich unglaublich gerne schnorchele.
Mein Mann und ich sind allerdings auch mehrfach knapp einem Anschlag entgangen. In Sharm el Sheik waren wir in der Touristenzone, um einzukaufen. Ich fand es gruselig und meinte, dass wenn ein Anschlag, dann hier. Wir sind schnell ins Hotel zurück. Ein paar Stunden später knallte es dann da.
In Kenia gingen wir für 3 Tage auf Safari und haben noch Touristen aus einem anderen Hotel aufgepickt. Ich habe mir da noch ein Wasser geholt, weil ich meins vergessen hatte. Wir waren grade weg, da erschütterte eine Explosion mit vielen Toten das Hotel. Tja, und da meine Eltern uns wegen der Safari nicht erreichen konnten und sich große Sorgen machten, landeten wir für 3 Tage auf der Vermisstenliste des auswärtigen Amts. Die waren heilfroh, als wir uns wieder meldeten, wobei wir von dem Anschlag erst nach der Safari erfuhren.