Ich fange einfach mal am verkehrten Ende an, nämlich bei der Heimfahrt.
Sie hat mich um Jahre altern lassen und wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Ich bemühe mich, die Lücke auszunutzen, in der ich zwar allmählich wieder imstande bin, klare, zusammenhängende Sätze zu formulieren, der Muskelkater in meinen Armen jedoch noch nicht sooo stark ist, daß er mich gänzlich am Schreiben hindern würde.
Inzwischen dürfte sich ja meine Orientierungslosigkeit heurumgesprochen haben, so daß allen klar sein sollte, warum ich auf keinen Fall alleine heimfahren konnte, sondern jemanden benötigte, der vor mir herfuhr.
"Fahr doch hinter Olli her, dein Auto ist doch ungefähr genau so schnell. Da hältst du doch mit und ihr habt die gleiche Richtung." Ungefähr das waren Volkers Worte, auf die ich unglückseligerweise gehört habe.
Um das klarzustellen, ich mag Olli sehr, auch wenn es während der Heimfahrt so manchen Moment gab, in dem ich ihm die Pest an den Hals gewünscht habe. Mindestens! Und das Ganze am besten noch in derselben Minute.
Zunächst einmal dauerte es seine Zeit, bis wir überhaupt aus dem kleinen Kaff herausfanden. Alzheimer meldete sich kurz zu Wort, so daß wir wieder umkehren mußten, weil Anne die Hundedecke ihres wohlerzogenen Hundes (Ihr erinnert euch doch sicher, oder?) vergeßen hatte.
Nachdem wir insgesamt dreimal in einem Affenzahn einen Mann passiert hatten, der gerade inbrünstig seine Hecke bearbeitete, und ich schon schlimmste Befürchtungen hatte, daß gleich ein Gartengerät in meiner Windschutzscheibe landen würde - der Gesichtsausdruck ließ so etwas vermuten - durchkreuzten wir diesen idyllischen Ort auf sämtlichen vorhandenen Straßen und der verzweifelten Suche nach dem richtigen Weg. Das heißt, verzweifelt war eigentlich nur Anne, die schnell nach Hause mußte. Olli saß wie ein Honigkuchenpferd über alle Backen grinsend hinter dem Steuer, um mal hier und dann mal wieder dort umzudrehen, weil, wieder falsch, während Annes Gesicht länger und länger wurde und irgendwann ganz versteinerte. Ich amüsierte mich königlich - jedenfalls noch zu diesem Zeitpunkt.
Die Autobahn kam, und damit der pure Horror. Bei 200 kmh mitzuhalten ist eigentlich weniger das Problem, das sich mir darstellte.
Aber da war diese nette Baustelle, mit den arg engen Fahrstreifen und den heimtückischen kleinen Bodenwellen. Die 80 kmh, die dort zu fahren gewesen wären, waren absolut angebracht. Bzw. wären es gewesen.
Olli knüppelte diese läppische Geschwindigkeitsbegrenzung mal so eben mit 150 nieder. Und ich saß, mit weit aufgerissenen Augen hinterm Steuer meines Opelchens und mußte ja wohl oder übel folgen, wenn ich nicht statt in Hagen in Norwegen landen wollte.
Anfangs versuchte ich noch mit Blick nach rechts abzuschätzen, ob ich denn nun auch wirklich an dem betreffenden Auto vorbeipaßte, weil, Überholverbot war da auch und unter uns : nicht ohne Grund ! Dieses Unterfangen mußte ich bald aufgrund Zeitmangel und fehlender Nerven aufgeben. Also einfach nur noch starr geradeaus schauen, Lenkrad umklammern und durch.
Aber das war ja noch ein Witz gegen die Sache mit der Überholspur.
Die irgendwann mal endete (O-Ton Olli:"Die war auf einmal zu Ende! Hab ich ja noch nie erlebt, sowas.")
Na ja, ganz so auf einmal war es nicht. Es gab da schon so ein paar Schilderchen vorher, die darauf hindeuteten. Ihr wißt schon, diese großen Dinger, wo der linke Pfeil nach rechts deutet. Eigentlich leicht verständlich und schlecht zu übersehen. Beim zweiten Schild war der Nagel meines Zeigefingers schon bis zum Nagelbett abgekaut, denn rechts war es echt voll. Tja, und irgendwann war dann die Spur zu Ende, mehr oder weniger plötzlich sozusagen, Olli erwischte noch eine Lücke...na ja, und ich sah mit 180 Sachen am Ende der Spur und ohne Lücke einigermaßen alt aus. Ich, flexibel wie ich bin, löste dieses Problem, indem ich den Fahrer rechts von mir halb in den Graben schubste und mir so meinen Platz an Ollis Stoßstange wieder sicherte. Die Wahrscheinlichkeit einer Magengeschwürs schoß dabei in schwindelerregende Höhen und mir die Tränen in die Augen.
Wilde Lichthupe hinter mir und ein Fahrer, der mir wahrscheinlich die Zähne eingeschlagen hätte, wäre er nicht geradeauf der Autobahn gewesen.
Nicht zu vergeßen unser Freund und Helfer mit den Spinatkappen.
Die trafen wir an in einem Bereich, in dem eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 galt. Olli überholte den Streifenwagen locker flockig mit 140 ("Blödsinn, das waren doch nur 130....oder?"), um direkt anschließend auf 180 zu beschleunigen. Mir brach der Schweiß aus allen Poren und ich kroch bald in den Rückspielgel, weil ich dachte, ich hab die netten Herren in grün unweigerlich hinter mir, und jammerte die ganze Zeit vor mich hin: "Mein Führerschein! Mein schöner Führerschein!"
Natürlich hatte mein kleines Töchterchen nach einigen Stunden Fahrt auch die Nase voll und machte Randale. Die Beschäftigungstherapie schlug leider fehl, und alles, was ich ihr anreichte, um sie abzulenken, wurde kreuz und quer durch den Wagen gefeuert. Der Flaschenöffner, der mich irgendwann nach einem gekonnten Wurf an der Schläfe traf, hätte beinah den Knock out bedeutet, aber nachdem ich erfolgreich gegen die Bewußtlosigkeit angekämpft und festgestellt hatte, daß ich es trotzdem und trotz Tempo 210 geschafft hatte, auf der Fahrbahn zu bleiben, schaffte ich es endlich, ein paar Minuten Ruhe zu gewinnen, indem ich meine Lieblingskassette opferte.
Nachdem sich dann mein Kind vollständig in das Band eingewickelt hatte und ich sie davon wieder befreit hatte (das war in dem Baustellenbereich und machte das Ganze noch einen Tick spannender), war ich mit meinen Nerven ziehmlich am Ende.
Irgendwann, ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, diesen Moment zu erleben, kamen wir bei Anne an. Als ich taumelnd und völlig neben mir stehend aus dem Auto kletterte, kam mir Olli entgegen, mit dem Spruch :"Na, war doch ganz gut, oder? Ich fahr doch gar nicht so schlimm."
Ich habe ihn nicht geschlagen, ich bin auch nicht in Tränen aufgelöst zusammen gebrochen.
Ich habe Olli auch immer noch sehr lieb, aber solche Aktionen werde ich in Zukunft zu verhindern wissen, ganz bestimmt !!!
Soviel zur Heimfahrt.
Gruß an alle : ich lebe noch !!!!!!
Eure Kirsten
Sie hat mich um Jahre altern lassen und wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Ich bemühe mich, die Lücke auszunutzen, in der ich zwar allmählich wieder imstande bin, klare, zusammenhängende Sätze zu formulieren, der Muskelkater in meinen Armen jedoch noch nicht sooo stark ist, daß er mich gänzlich am Schreiben hindern würde.
Inzwischen dürfte sich ja meine Orientierungslosigkeit heurumgesprochen haben, so daß allen klar sein sollte, warum ich auf keinen Fall alleine heimfahren konnte, sondern jemanden benötigte, der vor mir herfuhr.
"Fahr doch hinter Olli her, dein Auto ist doch ungefähr genau so schnell. Da hältst du doch mit und ihr habt die gleiche Richtung." Ungefähr das waren Volkers Worte, auf die ich unglückseligerweise gehört habe.
Um das klarzustellen, ich mag Olli sehr, auch wenn es während der Heimfahrt so manchen Moment gab, in dem ich ihm die Pest an den Hals gewünscht habe. Mindestens! Und das Ganze am besten noch in derselben Minute.
Zunächst einmal dauerte es seine Zeit, bis wir überhaupt aus dem kleinen Kaff herausfanden. Alzheimer meldete sich kurz zu Wort, so daß wir wieder umkehren mußten, weil Anne die Hundedecke ihres wohlerzogenen Hundes (Ihr erinnert euch doch sicher, oder?) vergeßen hatte.
Nachdem wir insgesamt dreimal in einem Affenzahn einen Mann passiert hatten, der gerade inbrünstig seine Hecke bearbeitete, und ich schon schlimmste Befürchtungen hatte, daß gleich ein Gartengerät in meiner Windschutzscheibe landen würde - der Gesichtsausdruck ließ so etwas vermuten - durchkreuzten wir diesen idyllischen Ort auf sämtlichen vorhandenen Straßen und der verzweifelten Suche nach dem richtigen Weg. Das heißt, verzweifelt war eigentlich nur Anne, die schnell nach Hause mußte. Olli saß wie ein Honigkuchenpferd über alle Backen grinsend hinter dem Steuer, um mal hier und dann mal wieder dort umzudrehen, weil, wieder falsch, während Annes Gesicht länger und länger wurde und irgendwann ganz versteinerte. Ich amüsierte mich königlich - jedenfalls noch zu diesem Zeitpunkt.
Die Autobahn kam, und damit der pure Horror. Bei 200 kmh mitzuhalten ist eigentlich weniger das Problem, das sich mir darstellte.
Aber da war diese nette Baustelle, mit den arg engen Fahrstreifen und den heimtückischen kleinen Bodenwellen. Die 80 kmh, die dort zu fahren gewesen wären, waren absolut angebracht. Bzw. wären es gewesen.
Olli knüppelte diese läppische Geschwindigkeitsbegrenzung mal so eben mit 150 nieder. Und ich saß, mit weit aufgerissenen Augen hinterm Steuer meines Opelchens und mußte ja wohl oder übel folgen, wenn ich nicht statt in Hagen in Norwegen landen wollte.
Anfangs versuchte ich noch mit Blick nach rechts abzuschätzen, ob ich denn nun auch wirklich an dem betreffenden Auto vorbeipaßte, weil, Überholverbot war da auch und unter uns : nicht ohne Grund ! Dieses Unterfangen mußte ich bald aufgrund Zeitmangel und fehlender Nerven aufgeben. Also einfach nur noch starr geradeaus schauen, Lenkrad umklammern und durch.
Aber das war ja noch ein Witz gegen die Sache mit der Überholspur.
Die irgendwann mal endete (O-Ton Olli:"Die war auf einmal zu Ende! Hab ich ja noch nie erlebt, sowas.")
Na ja, ganz so auf einmal war es nicht. Es gab da schon so ein paar Schilderchen vorher, die darauf hindeuteten. Ihr wißt schon, diese großen Dinger, wo der linke Pfeil nach rechts deutet. Eigentlich leicht verständlich und schlecht zu übersehen. Beim zweiten Schild war der Nagel meines Zeigefingers schon bis zum Nagelbett abgekaut, denn rechts war es echt voll. Tja, und irgendwann war dann die Spur zu Ende, mehr oder weniger plötzlich sozusagen, Olli erwischte noch eine Lücke...na ja, und ich sah mit 180 Sachen am Ende der Spur und ohne Lücke einigermaßen alt aus. Ich, flexibel wie ich bin, löste dieses Problem, indem ich den Fahrer rechts von mir halb in den Graben schubste und mir so meinen Platz an Ollis Stoßstange wieder sicherte. Die Wahrscheinlichkeit einer Magengeschwürs schoß dabei in schwindelerregende Höhen und mir die Tränen in die Augen.
Wilde Lichthupe hinter mir und ein Fahrer, der mir wahrscheinlich die Zähne eingeschlagen hätte, wäre er nicht geradeauf der Autobahn gewesen.
Nicht zu vergeßen unser Freund und Helfer mit den Spinatkappen.
Die trafen wir an in einem Bereich, in dem eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 120 galt. Olli überholte den Streifenwagen locker flockig mit 140 ("Blödsinn, das waren doch nur 130....oder?"), um direkt anschließend auf 180 zu beschleunigen. Mir brach der Schweiß aus allen Poren und ich kroch bald in den Rückspielgel, weil ich dachte, ich hab die netten Herren in grün unweigerlich hinter mir, und jammerte die ganze Zeit vor mich hin: "Mein Führerschein! Mein schöner Führerschein!"
Natürlich hatte mein kleines Töchterchen nach einigen Stunden Fahrt auch die Nase voll und machte Randale. Die Beschäftigungstherapie schlug leider fehl, und alles, was ich ihr anreichte, um sie abzulenken, wurde kreuz und quer durch den Wagen gefeuert. Der Flaschenöffner, der mich irgendwann nach einem gekonnten Wurf an der Schläfe traf, hätte beinah den Knock out bedeutet, aber nachdem ich erfolgreich gegen die Bewußtlosigkeit angekämpft und festgestellt hatte, daß ich es trotzdem und trotz Tempo 210 geschafft hatte, auf der Fahrbahn zu bleiben, schaffte ich es endlich, ein paar Minuten Ruhe zu gewinnen, indem ich meine Lieblingskassette opferte.
Nachdem sich dann mein Kind vollständig in das Band eingewickelt hatte und ich sie davon wieder befreit hatte (das war in dem Baustellenbereich und machte das Ganze noch einen Tick spannender), war ich mit meinen Nerven ziehmlich am Ende.
Irgendwann, ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, diesen Moment zu erleben, kamen wir bei Anne an. Als ich taumelnd und völlig neben mir stehend aus dem Auto kletterte, kam mir Olli entgegen, mit dem Spruch :"Na, war doch ganz gut, oder? Ich fahr doch gar nicht so schlimm."
Ich habe ihn nicht geschlagen, ich bin auch nicht in Tränen aufgelöst zusammen gebrochen.
Ich habe Olli auch immer noch sehr lieb, aber solche Aktionen werde ich in Zukunft zu verhindern wissen, ganz bestimmt !!!
Soviel zur Heimfahrt.
Gruß an alle : ich lebe noch !!!!!!
Eure Kirsten