Hundehaltung früher und heute

Claudy&Joey

KSG-Fragezeichen™
20 Jahre Mitglied
Logisch, dass sich ein (guter) Hundehalter Gedanken, macht, wie er seinem Vierbeiner das Leben so schön wie möglich gestalten könnte. Aber dazu gibt 's etliche Möglichkeiten, die u. A. auch von der Zeit abhängen, in der die beiden leben.

Ich will mal versuchen, zwei vllig unterschiedliche Hundeleben miteinander zu vergleichen - weil ich ehrlich gesagt beim besten Willen nicht sagen kann, dass das "frühere" so viel schlechter war (Hund auf Bauernhof, keine moderne Erziehung und Ausstattung) als das "heutige" (z. B. von Joey). Ich denke dabei an Bobby, den Mischling von meinen Verwandten.

Er lebt mit meinen beiden Großonkeln (zwei Brüder, beide nicht verheiratet) auf einem Bauernhof in einem winzigen Kaff oben am Berg mitten im Bayerischen Wald. Er wird wohl nie in seinem Leben eine Fußgängerzone oder auch nur ein Auto (von innen) sehen. Soweit ich weiß war er auch noch nie bei TA; ist nichtmal geimpft (*duck* Bitte nicht empören, ich weiß, dass DAS nicht richtig ist, aber sagt das mal meinem Großonkel, hmpf!)! Er kennt nur sein Dorf, seine Hundekumpels, den Hof, die Wälder und Wiesen drum rum und natürlich seine Herrchens und deren Verwandte/Bekannte. So ist er aufgewachsen.

Ab und zu schafft er 's, aus dem Garten auszubüchsen, dann rennt er im Dorf rum, wenn wo 'ne Haustür offen steht, geht er rein, mal kurz hallo sagen, oder er trifft Rex oder Birko zum Spielen und Schnuffeln, und dann geht er wieder heim.

Anfangs hatte Bob gar kein Halsband, und das, das er mittlerweile dran hat, schaut aus, als hätten es schon mindestens drei oder vier Hunde vor ihm gehabt. Seine Leine ist denk ich auch Eigenkreation. Er hat zum Schlafen keinen Korb und keine "spezielle Hundedecke", sondern eine Kiste.

Beim Spazierengehen wird auch nicht peinlichst drauf geachtet, wo Hundchen hinrennt. Jagen tut er nicht, und er geht halt mit Herrchen mit, wenn der in den Wald zum arbeiten geht und schnuffelt dann dort rum, bis Herrli wieder heim geht. Nix Leine! Und weglaufen tut der Bob nicht; der weiß schon, zu wem er sich gehört!!

Das ist es ja eben: Nur weil Bob nicht den "Luxus" hat, wie z. B. unsere Hunde, sondern weil er mehr oder weniger lebt wie hund im 19. Jahrhundert, heißt das deswegen, dass es ihm schlechter geht als z. B. Joey?

Er hat doch, was er zum Leben braucht: Ein Dach Über 'm Kopf, Fressi (O Wunder, ihm wird sogar Hundefutter gekauft, Essenreste mag er außerdem gar nicht
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!) und Gesellschaft: Zwei Herrchen, die anderen Tiere auf dem Hof, seine Nachbarshunde Rex und Birko und ab und zu Besucher von Herrchens.

Was er NICHT hat, das ist: Chip oder Tätowierung, Begleithundeprüfung, fünf verschiedene Leinen und Halsbänder (wie Joey
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), zehn unterschiedliche Fellbürsten, Hundeshampoo, Zeckenschutzmittel, ...

Meine Frage jetzt: Brauch ein Hund das alles wirklich, um GLÜCKLICH zu sein? Klar, zu seiner Sicherheit und für seine Gesundheit sind diese Sachen sehr nützlich.

Aber Bobby hat sie nicht - und ist trotzdem einer, denkst du dir, man hat einfach alle Lebensfreude und Natürlichkeit der Welt gepackt und in diesen kleinen Hund gesteckt!! Wenn wir da sind, der kommt mir entgegen, springt auf meinen Schoß, "seift" mich von oben bis unten ein und japst vor Freude, weil er weiß, gleich geht 's raus. Dann rennt er wie blöd, besucht kurz seine Kumpels, springt mal schnell in den Teich, macht mit Joey Wettrennen um den Ball und kommt aber auch immer brav her, wenn man ihn ruft (was aber auch schon so ziemlich das einzige ist, was er erziehungsmäßig kann: "Bobby, komm her!"). Einfach ein verspielter, zu allem und jedem freundlicher und vor allem ganz natürlicher junger Hund (jetzt ca. 1 - 1,5 Jahre).

Zu seinen Herrchens muss ich noch sagen, dass sie natürlich auch nicht dieselbe Beziehung zu Hunden (Tieren allgemein) haben, wie z. B. ich. Der Hund is' eben da, weil er auch da ist; wenn mein Großonkel den Bob damals nicht geschenkt gekriegt hätte, hätte er jetzt eben keinen Hund. Aber gut, er ist da, er wohnt mit im Haus, geht mit in den Wald, ist aber weitgehend sich selbst überlassen. Mein Großonkel hat sogar schon gesagt, wenn ich Bob haben will, kann ich ihn gern mitnehmen, aber ich glaub, das meint er doch nicht ernst, er liebt ihn schon (Bobby MUSS man ja auch lieben!!!!), er gibt 's nur nicht so zu.

Allerdings, das muss man auch betonen, Bobs Schlafkiste steht neben Herrchens Bett, der Kleine ist sooft wir kommen wunderbar gepflegt (obwohl er relativ langes, weiches Fell hat) und wirklich immer gut drauf. Dabei hab ich schon befürchtet, er würde vielleicht so ein "grimmiger Bauernhofhund" werden, an der Kette und immer am Bellen und knurren. Das ist überhaupt nicht so. Er ist einfach voll und ganz in und mit der Natur aufgewachsen; ich seh in Bobby die "reinste" Hundeseele, die ich kenne: Einfach total unbeeinflusst, er kennt weder Angst noch Schmerz und weiß natürlich auch nicht, dass er Zähne hat.

Nochmal zu dem von oben, dass ich Bobby auch nehmen dürfte, wenn ich ihn wollte: Ich würde das nicht wollen (es sei denn natürlich es kommt irgendwas dazwischen, dass sie ihn hergeben MÜSSEN), weil ich Bob damit sicher keinen Gefallen tun würde. Die Welt, in der unsere Hunde leben, ist anders als die seine, und DAS würde ihm Angst machen.

Aber: Wenn er sein ganzes (hoffentlich langes) Leben da oben mit seinen Herrlis und Freunden in dem kleinen Dorf mitten im Wald verbringt, kann man dann sagen, dass es ein glückliches Leben war, das er geführt hat. Auch ohne den "Luxus" von unseren Hunden...

Sorry, dass das jetzt so lang geworden ist, aber jetzt bin ich echt mal gespannt auf eure Meinungen!
 
*mal rauf schieb* Würd mich echt interessieren, was ihr dazu sagt.
 
Früher wurden die Hunde eher als "Zweckmittel" eingesetzt.
Sie durften Hund sein, mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Dabei denke ich an Selbstversorgung, Kettenhunde etc..
Aber sie waren nicht so vom Menschen abhängig wie heute.
Andererseits war die tierärztliche Versorgung noch nicht so prickelnd.

Heute beschäftigen sich Verhaltensforscher mit Hunden.
Sie bekommen die beste ärztliche Versorgung.
Ihr Futter wird wissenschaftlich untersucht.
Sie sind fast rund um die Uhr beim Menschen.

Claudy, frag einen Hund was ihm besser gefällt
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Es wird sich immer etwas ändern im Lauf der Welt. Das nennt man Fortschritt. Ob es tatsächlich einer ist, liegt immer im Auge des Betrachters und der evtl. Betroffenen.

watson
 
Man darf einen Hund nicht vermenschlichen, wie andere Tiere auch nicht. So ist ein Hund auch dann glücklich, wenn er nicht gepflegt wird, Hauptsache ist für ihn als Rudeltier nur, mit Artgenossen oder den Menschen zusammen zu sein, dann ist er glücklich.
Folgerichtig ist es ihm egal, ob sein Herrchen reich ist oder unter einer Brücke schläft, Hauptsache er ist nicht allein.
Und wie schon angesprochen war damals die Hundehaltung anders, und da war es eben üblich, entweder einen Hofhund, einen Hütehund oder einen Jagdhund zu halten. Und damals hatten die Menschen noch nicht so viel Zeit, um sich ernsthaft mit der Hundeerziehung und Freizeitbeschäftigung mit dem Hund zu kümmern. Die Menschen waren so von ihrem Leben gefordert, dass der Hund ganz einfach an zweiter Stelle war und seinen Zweck zu erfüllen hatte. Der Hund fand das meist nicht schlimm, solang er nicht weggesperrt war. Dass die Hunde damals kein Hundefutter hatten, sondern meistens mit Essensabfällen gefüttert wurden, ist übrigens nicht immer eine todsünde: damals wurde das Essen kaum oder gar nicht gewürzt, und oft bekamen die Hunde sogar die Knochen und Reste was von der Fleischzubereitung abfiel (also Rohfutter), was ja wiederum sehr gesund ist.
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Auch waren die Hunde damals nicht so oft verhaltensgestört, ganz einfach weil die Hunde meist sich selbst überlassen waren und so nicht falsch geprägt wurden.
Alles in allem hatten die Hunde von damals es nicht immer schlechter, aber auch nicht besser als heute. Heute hat man ja das Glück, mehr Zeit, Geld und Gelegenheiten zu besitzen, sich voll mit seinem Hund auseinander setzen zu können, außerdem wird heute das bestmögliche für seine Gesundheit getan.
Seelisches Verkümmern ist für einen Hund schlimmer als Körperliches Verkümmern.
 
Kein Hund braucht 'Luxus' um glücklich zu sein (Attila hat auch keine fünf verschiedenen Halsbänder und Leinen).

Aber wenn du schon die Begriffe 'früher' und 'Bauernhof' anbringst: So wie dieser Bobby lebt, das war nicht unbedingt das übliche.
Hunde waren Nutztiere, die, z.B. als Hof/Wachhunde, ihre Aufgabe zu erfüllen hatten. Bedeutete: Der Hund lag den ganzen Tag im Hof an der Leine, wenn er Glück hatte gab's noch eine Hundehütte. Hatte er extremes Glück durfte er einmal am Tag etwas herumlaufen. Zu fressen gab's abends das, was so vom Tisch der Menschen übrig geblieben war. Wurde er krank, hat er Pech gehabt. Wurde er sehr krank wurde er getötet und der nächste Hund wurde angeschafft. Und was das 'hoffentlich lange' Leben angeht: So lang war das meistens nicht. Tag für Tag, Jahr für Jahr bei jedem Wetter draußen, dazu kaum Bewegung plus unzureichende Ernährung...nicht gerade Garanten für ein langes Leben.

Sorry Claudy, aber das Bild das du da von 'arm aber froh und frei' zeichnest ist einfach romantisch/unrealistisch.
Wie gesagt: Luxus im eigentlichen Sinne braucht kein Hund (hatten meine auch nie). Aber Erkenntnisse über die Bedürfnisse von Lebewesen zu erfahren und sich dann danach zu richten sehe ich nicht als Luxus an. Und zwischen einem armen Hund wie in meinem Beispiel und einem verweichlichten vermenschlichten Luxushündchen gibt's zum Glück noch eine Menge Abstufungen!

Alexis

<small>[ 26. Oktober 2002, 09:22: Beitrag editiert von: Alexis ]</small>
 
Ihr habt schon recht, der Vergleich war bisschen blöd: Bobby führt nicht direkt das Leben wie damals. Er ist weder Wach- noch Hüte- noch Jagdhund, sondern er ist eben einfach "da".

Alexis, als "romantisch" würde ich es auch nicht bezeichnen (Was ist versteht ein Hund unter Romantik?). Er ist auch nicht "frei", sicher hat er mehr Freiheiten als unsere Hunde, aber hat ein festes Zuhause bei Menschen. "Frei" wäre ja, wenn er wild leben würde. Ich denke, die Zutreffendste Bezeichnung für Bobby bzw. sein Leben ist Natürlichkeit.

Und was ich vor allem sagen will: Nur weil Bobbys Besitzer sich nicht so um ihn kümmern, wie wir es z. B. mit unseren Hunden tun, deswegen kann man ihnen aber auch keinen Vorwurf machen, denn der Hund ist glücklich! Jeder der ihn kennt, merkt das sofort, dass Bob ein einziges Bündel Freude ist sonst nix.
 
Hm... Claudy, einen Unterschied zwischen "früher" und "heute" sehe ich bei den von Dir geschilderten Lebensweisen und/oder irgendwie nicht.

Jedenfalls nicht aus der Sicht eines Hundes (der ja gar nicht weiß, wie viele Hundehalsbänder Frauchen/Herrchen für ihn kauft oder ob sein Futter aus der Dose/Tüte oder vom Tisch kommt). Insofern wäre dieser Punkt eher die Frage des Glücklichseins von "Herrle" oder "Fraule" (bzw. des Herstellers/Handels), was -wie gesagt- dem Hund wiederum recht wurscht ist.

Ansonsten: &lt;&lt;Hund wird angeschafft und keiner kümmert sich drum, weil er doch "den Garten" hat&gt;&gt;, ist doch eigentlich eine recht verbreitete Art der "Hundehaltung" sowohl "früher" als auch "heute".

Sabine
 
Original erstellt von SabineW:
Ansonsten: &lt;&lt;Hund wird angeschafft und keiner kümmert sich drum, weil er doch "den Garten" hat&gt;&gt;, ist doch eigentlich eine recht verbreitete Art der "Hundehaltung" sowohl "früher" als auch "heute".
Leider <img border="0" alt="[SoAngry]" title="" src="graemlins/soangry.gif" /> . Und deswegen finde ich eigentlich schon, dass Bobby ein schöneres Leben hat als ein Hund, der nur den ganzen Tag im Garten hockt und gar keinen / kaum Kontakt zu seinem Rudel hat. Dafür ist Bobs Leben halt risikoreicher, er rennt z. B. auf der (wenn auch kaum befahrenen) Straße ohne Leine rum, ist wie gesagt nicht geimpft und sein Leben ist eben nicht so sicher, wie das eines "Gartenhundes". Und darum geht 's mir hauptsächlich: Der eine hat ein sicheres Leben, weil erim "goldenen Käfig" hockt, der andere lebt mehr oder weniger frei, aber mit tausend Gefahren.
 
Original erstellt von Claudy&Joey:
Und darum geht 's mir hauptsächlich: Der eine hat ein sicheres Leben, weil erim "goldenen Käfig" hockt, der andere lebt mehr oder weniger frei, aber mit tausend Gefahren.
...ach du liebe Zeit...
Siehste Claudy, das meine ich mit 'Romantik' (wenn auch eine etwas verquere Form). Wenn ich dafür sorge daß mein Hund nicht völlig unnötigen Gefahren ausgesetzt ist indem ich ihn z.B. nicht auf der Straße laufen lasse und ihn jährlich impfen lasse heißt das noch lange nicht daß er im 'goldenen Käfig' sitzt. Ich finde es im Gegenteil wenig tierfreundlich und verantwortungslos, so mit einem Hund zu verfahren wie von dir beschrieben!

Alexis
 
Wer sagt denn, dass Bobby Besitzer ihm gegenüber verantwortungsvoll sind? Nein, das sind sie nicht, das weiß ich
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. Aber trotzdem geht 's dem Hund gut. Mit "goldener Käfig" mein ich um Himmelswillen nicht die Art, wie wir Attila und Joey halten!!!! Sondern a) den Kettenhund, der so gut wie keinen Gefahren ausgesetzt ist; er hat seine Hütte und kriegt sein Fressen und b) das verzärtelte Schoßhündchen, dem es zum Überleben auch an nichts fehlt, aber das kaum mal selber laufen darf, weil ja ein Schmutzpartikelchen ans Fell gelangen könnte.
 
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