Interessant wie die Meinungen auseinander gehen können und wahrscheinlich führen wie häufig mehrere Wege zum Ziel.
Meiner Meinung nach ist jede Form der Maßregelung bzw. Zurechtweisung bei so einem unsicheren und verunsicherten Hund mit wahrscheinlich sehr geringem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ein absolutes No Go.
Genauso glaube ich persönlich auch, dass es keine gute Idee ist, den Hund mit seiner Angst bzw. Unsicherheit allein zu lassen, in dem man ihn am Platz festmacht oder in eine Box gehen lässt und sich entfernt und den Besuch empfängt.
Vielleicht geht man hier zu schnell voran und erwartet am Anfang doch zuviel von ihm, wenn man ihn wie einen verunsicherten Hund behandelt, der seine Verunsicherung durch falsche Erziehung oder mangelnde Sozialisierung erlernt hat bzw. sich daraus Strategien entwickelt haben.
Es klingt so, als ob der Hund bisher keine gute Zeit hinter sich hat und ihm entsprechend Vieles an "Urvertrauen" fehlt. Dazu müsste man vielleicht auch mehr über seine Vergangenheit wissen. Ist er bei seinen Geschwistern und der Mutter als Welpe aufgewachsen? Hat er in Isolation gelebt und/ oder ist er in einer sehr reizarmen Umgebung aufgewachsen? Hat er Misshandlungen erlebt und sehr schlechte Erfahrungen gemacht? Fehlt ihm in seiner Entwicklung die Erfahrung, spielerisch Selbstbewusstsein aufzubauen und fehlt ihm die Nestwärme, die allen Lebewesen Stärke und Selbstbewusstsein für das weitere Leben gibt?
Ich persönlich würde, wenn es an der Tür klingelt, mit dem Hund etwas abseits gehen bzw. auf Abstand gehen, aber trotzdem so, dass er den Besuch sieht und mich zu ihm runter auf die Knie begeben und ihn mit den Armen bei mir halten bzw. leicht umarmen, aber nicht drücken. Dabei würde ich ihm nicht ansprechen wenn er bellt, sondern nur weiter bei mir halten. Wenn er kurze Pausen macht, ihm ruhig gut zureden und bei mir halten bis er sich beruhigt hat.
Den Besuch würde ich normal, aber ruhig und zügig ins Haus bitten und sich, wenn es Freunde der Kinder sind, auf das Zimmer begeben lassen, so dass sie zügig wieder aus dem Blickfeld des Hundes verschwinden.
Ich denke, dass zwischen Bemitleiden und dadurch Ängste verstärken und dem Hund einfach beistehen und Sicherheit bzw. Geborgenheit geben, doch ein Unterschied ist und ein Hund, der sehr neu in der Familie ist und noch gar kein Vertrauen in die Leute hat und selber kein Selbstbewusstsein hat, erst einmal lernen kann, dass er einem selber vertrauen kann und die Erfahrung macht, dass er bei einem sicher ist und einem vertrauen kann.
Ich bezweifle einwenig, dass er kompliziertere Vorgänge und Methoden im Moment richtig kanalisiert und man von ihm bereits erwarten kann, dass er die Stärke und Sicherheit hat, den Anforderungen gerecht zu werden, die man an ihn stellt, wenn man zum Beispiel sein Verhalten korrigiert und ein besseres Verhalten einfordert, oder von ihm erwartet, dass er sich auf seinem Platz von selber beruhigt und damit selber klar kommt.
Ich denke, dass der Hund bisher nicht allzu gute Sachen erlebt hat und vieles bisher nicht so gelaufen ist, was zu einem selbstsicheren Hund führt, der sich selber und anderen vertraut und die normalen Maßstäbe gelten.
Erst einmal benötigt er vielleicht etwas Wärme, Geborgenheit, Unterstützung und Selbstwertgefühl und dann kann man weiter sehen.
Aber das ist nur meine Meinung aus der Ferne, ohne den Hund zu kennen. Vielleicht passt es auch gar nicht zur Situation, weil ich entscheidende Punkte nicht weiß. Es ist nur ein Denkanstoß.