Ganz im Ernst?
Ich fürchte, wenn der loslegt, kann ich ihn auch dann nicht halten. Vor allem nicht, wenn er noch zwei Meter Leine frei hat.
Die Flexileine kann ich da auch nicht dran festmachen. (Oder? Bin ich bloß zu vernagelt und seh es einfach nicht?)
Weiteres Problem: Vor mir läuft entweder der Hund oder ich schieb den Kinderwagen. Läuft der Hund am Joggergurt schräg vor mir (also neben dem Kinderwagen), ist das mit Sicherheit wieder so ne ätzende rotatorische Belastung und die Bandscheibe streikt.
Oder wenn uns wer entgegen kommt, müsste ich schnell den Kinderwagen abstellen, Hund irgendwie beiseite kriegen (wofür ich dann das Halti bräuchte, aber man kann doch nicht Führleine und Haltileine am Joggergurt einhängen, oder doch?
) - bin ich nicht schnell genug, macht Garri schlimmstenfalls seinen kettensprengenden Kavalierstart und ich lieg auf dem Bauch...
So nen Joggergurt hat mir vor Jahren schon mal ein Krankengymnast empfohlen, aber ich hab mich nicht mal ohne Kinderwagen getraut (aber eben, wenn der Hund gerade direkt vor einem läuft, um eben die Drehbelastung auf die LWS durch die seitliche Führung zu vermindern).
Also, vielleicht hast du Recht, und ich mach alles viel zu kompliziert.
Also, ich bin eher das Gegenteil von einem Bewegungswunder. Eher so Marke "und sie bewegt sich doch"
. Also, vielleicht hab ich völlig überflüssige Bedenken.
Oder jeder andere könnte das, nur ich nicht.
Um es mal ganz klar zu sagen: Ich bin nicht die Superfrau, die alles kann und alles weiß, und sich ganz toll hier durch alles durchgefunden hat. Nicht mal im Rückblick.
Ich bin eher die Frau, die eigentlich so einen Hund schon darum niemals hätte aufnehmen sollen, weil sie ihm
körperlich nicht gewachsen ist.
Deren Timing hundsmiserabel ist, deren Körpersprache den meisten Hunden unverständlich (die sich aber dann natürlich einen Hund aussucht, der schon mit der Körpersprache normaler Leute so seine Probleme hat
), die im Krisenfall rechts und links nicht auseinanderhalten kann und im Zweifel über ihren spackenden Hund fällt... und die nicht in der Lage ist, einen Leinenruck, so sie mit ihm arbeitet (geht ja jetzt wegen Garris Diagnose eh nicht mehr) mehr als fünfmal in einer halben Stunde präzise anzuwenden, womit irgendwann passiert, was passieren muss: Der Hund stellt sich "taub".
Aber die natürlich in einer Gegend wohnt, wo in jedem dritten Haus ein "Der tut eigentlich nix" bei "Der hat noch Welpenschutz"-Leuten wohnt.
[Und die sich jetzt auch noch ein Kind anschaffen musste...]
Und die eigentlich die letzten drei Jahre besser dran getan hätte, ernsthaft ein anderes Zuhause für diesen Hund zu finden - was nicht nur am Hund gescheitert ist, sondern auch daran, dass der ihr mehr gefehlt hätte, als vermutlich umgekehrt.
Und die immer gehofft hat, es ginge schon irgendwie weiter - was zwar bisher auch irgendwie gestimmt hat, aber eigentlich als einzige Strategie zur Krisenbewältigung ganz schön dämlich ist. Denn irgendwann kommt der Punkt, da geht es vielleicht nicht mehr.
Ehm - was jetzt natürlich gar nix mit dem Joggergurt zu tun hat (da wär ich wirklich dankbar für einen Bericht aus der Praxis... ich stell mir das eher risikoreich vor, genau wie wenn ich mir das Baby vor den Bauch binde, aber vielleicht hab ich ja ganz falsche Vorstellungen?)...
Aber ich habe heute meinen desillusionierten Tag.
Nicht, weil Garri irgendwas gemacht hätte oder nicht. Sondern weil er einfach hier nur ein mäßig schönes Leben hat. Zwar schon eins, das ihm in gewisser Weise guttut. Aber es fehlt hier einfach so viel, was andere Hunde haben können (und wenn's nur ist, weil sie wo wohnen, wo nicht der ganze Ort von Autobahnen und Bahnlinien umgeben ist und
wie auf einer Insel liegt...)
Und jetzt eben noch ein bisschen mehr.
Ich denke gerade: "Man müsste es noch einmal mit Training versuchen. Irgendwie. Dieses Mal richtig. Dieses Mal mache ICH alles richtig."
Aber ich habe das schon gefühlte so oft gemacht. Und im Endeffekt hat nichts was dauerhaft geholfen. Entweder, weil der Hund seine Grenzen hat, oder ich, oder vermutlich wir beide.
Was also, wenn mein Mann Recht hat?
Wenn da wirklich nicht mehr zu machen ist (also, von uns nicht) uns nichts übrig bleibt, als den Hund bis an sein Lebensende quasi aufzubewahren - und das in einer Gegend, die dafür alles andere als geeignet ist?
Während er woanders, bei jemandem, der seinen Hundeverstand auch praktisch umsetzen kann (und darauf kommt es doch letztlich an) vielleicht wirklich glücklich leben könnte?
Jaa, ich weiß, auf einen Spacko, der zu allem fähig aber zu nix zu gebrauchen ist, und noch dazu krank, hat niemand gewartet. Aber vielleicht, ganz vielleicht, wäre er nicht mehr halb so spackig, wenn er jemand anders gehören würde... "jemandem, der sich mit sowas auskennt". Dann wäre ich mit meinem wohlgemeinten aber eher mittelmäßig ausgeführten Engagement
Schuld daran, dass er immer noch so ist, wie er ist.
Das macht mir echt - naja, nicht Sorgen. Aber Gewissensbisse.
Und jetzt kann ich mich nicht mal mehr gescheit um ihn kümmern. Also, noch schlechter als vorher.
Nur weil ich dachte: "Irgendwie krieg ich das schon hin!"
Bah, entschuldigt. Ich versinke nicht im Selbstmitleid, aber ich könnt mich grad ohrfeigen... und das nervt eventuelle Leser vermutlich genauso.
Aber das musste mal raus, das geht mir schon ne ganze Weile im Kopf herum. Und irgendwie scheint es meine Denke zu blockieren.
Was anderes seh ich schon gar nicht mehr... ich muss das mal ausbreiten.
Und aufdröseln. Vielleicht geht mir ja dann noch ein logischer Fehler auf oder mir fällt irgendwann doch noch ne Lösung ein...
LG,
Lektoratte