Hallo ihrs, und besonders diejenigen, die den Spacko persönlich kennen.
brauche mal euren geschätzten Rat.
Ausgangslage, für Uneingeweihte:
Wir haben seit 3 Jahren einen Dobermann aus dem Tierschutz mit allerhand Problemen.
Viele davon sind auf einen Hirnschaden aufgrund einer alten Schädel-Hirn-Verletzung zurückzuführen. Infolge derselben sieht und hört er nicht besonders gut, hat auch motorisch einige Probleme.
In ungewohnten Situationen reagiert er deswegen extrem unsicher und hektisch.
Bei Begegnungen mit Artgenossen ist er überfordert und reagiert irgendwo zwischen aggressiv und panisch (in einem Maße, das die meisten Hunde komplett ignorieren, weil es offenbar normales Hunderverhalten überschreitet und sie es nicht einschätzen können), zu Menschen ist er lieb.
Kindererfahrung hatte er bisher nur begrenzt. Babys und Krabbelkinder auf Besuch hat er bislang stets ignoriert, mit einem Kleinkind hatten wir anfangs mal einen etwas unglücklichen Zwischenfall, Versuche in letzter Zeit, nach 3 Jahren harter Arbeit, sind aber rundweg positiv ausgefallen.
Vor etwas über einer Woche bin ich nun selbst Mutter geworden.
Aufgrund eines Kaiserschnitts und einiger Komplikationen (Muskelfaserriss oder Anriss im Bauch) war ich recht lange im Krankenhaus und bin immer noch extrem eingeschränkt - und bin Dienstag recht plötzlich entlassen worden, nachdem sich herausstellte, was die Ursache für meine Schmerzen war (fällt so unter sehr schmerzhaft, aber nicht gefährlich).
Am Wochenende vor der Entlassung gaben sich hier die Verwandten von auswärts die Klinke in die Hand.
Das war nicht nur für meinen Mann und den Hund sehr stressig, alle gut gemeinten Vorbereitungen wie "Kleidungsstücke oder Windeln mit nach hause nehmen" usw. haben auch nicht stattgefunden, weil es erst hieß, ich müsste noch ne Woche länger bleiben, und wir das in Ruhe machen wollten, sowie die Baggage bis auf meine Eltern wieder weg war.
Zuhaus angekommen, spielte sich bereits in den ersten 10 Minuten folgende Szene ab:
1) Hund begrüßte mich begeistert, schnupperte dann näher an mir und ignorierte mich von da an komplett (Er kam auch im laufe des Abends mehrfach an, schnupperte und drehte wieder ab - rieche ich durch die Entbindung anders?)
2) Hund begrüßte alle anderen sehr ausgedehnt.
3) Meine Mutter holte den Kleinen aus dem Kindersitz und wollte ihn in den Kinderwagen legen (der dummerweise so niedrig ist, dass der Spacko hineinsehen kann).
Hund schnupperte neugierig, und in dem Moment fing der Lütte an, mächtig zu brüllen.
In dem Moment musste ich dann mal geschmeidig mein Bein dazwischen stellen und kriegte den Hund grad noch am Nacken zu packen, und konnte ihn so dran hindern, in den Wagen zu springen.
Toller Einstand.
Danach rannte er ständig dem Kind hinterher mit dem "Wann krieg ich es endlich in den Napf gelegt?"-Blick.
Ich weiß (theoretisch), dass man einfach so tun sollte, als wäre nichts, und den Hund überall mit einbeziehen, ihn schnuppern und schauen lassen soll, wie er will, aber den Nerv hatte ich danach ehrlich gesagt nicht mehr.
Am nächsten Tag ging es schon etwas besser, er schnupperte mal, leckte am Kind, wenn ich es auf dem Arm hatte und ihm hinhielt, nahm vorsichtig Kontakt auf - aber sowie es anfing, Geräusche von sich zu geben, ging es wieder los.
Nachmittags konnte er schon ruhig dabei liegen, wenn ich gestillt habe, abends musste ich ihm einmal kräftig vor die Brust treten, weil er auf das Kind loswollte, als ich es schreiend auf dem Arm hatte, und mich hingesetzt habe.
Er knurrt oder bellt dabei nicht, und ich bin mir nicht sicher, was er machen würde, wenn er dran käme - wenn das Kind schreit, fiepst er und wird extrem aufgeregt, fängt an, hin und herzulaufen, versucht, wenn es im Stubenwagen liegt, irgendwie hineinzugucken oder dranzukommen (und er ist groß genug, um den Kopf reinzustecken). - Ich kann das Verhalten ganz schlecht deuten.
Er kommt mir dann so hin- und hergerissen vor.
Er will halt immer mitgehen, will wissen, was ich im Kinderzimmer mache - aber wenn ich wickele, und das Kind schreit, würde er vermutlich versuchen, auf den Wickeltisch zu springen.
Vorgestern Nacht ging dann die Tür vom Schlafzimmer auf (die ich sonst immer angelehnt gelassen habe, damit Garri sich melden kann, wenn er mal raus muss, im Moment aber richtig zu mache, weil der Hund dann mindestens zwei Anläufe braucht, um sie zu öffnen, und ich dann wach bin), und der Hund kam ins Schlafzimmer und stand wohl (sagte mein Mann, ich hab nichts davon mitgekriegt) minutenlang vor dem Stubenwagen und starrte hinein - zum Glück hat der Kleine tief und fest geschlafen und machte keinen Mucks.
Mein Mann hat den Hund ohne großes Theater wieder in seinen Korb geschickt, ist aber seitdem verständlicherweise noch besorgter als vorher, zumal der Spacko sich die Türen aufmachen kann.
Das hat er - auch bei schreiendem Kind - bisher zwar noch nicht versucht, aber jetzt muss halt immer einer oben sein, wenn der Hund in seinem Korb liegt. (das Schloss an der Tür zum Schlafzimmer ist dummerweise kaputt und die Tür lässt sich nicht abschließen)
Ich finde zwar, dass es im Moment jeden Tag ein bisschen besser geht und der Hund sich etwas sicherer zeigt, aber das Geschrei irritiert ihn immer noch ziemlich, und er guckt auch mich immer ganz seltsam an.
Ich hab gedacht, ich könnte meinen Hund ganz gut lesen und krieg schon raus, wie er mit dem Kind einzuschätzen ist - allerdings hab ich klar unterschätzt, wie emotional verstrickt ich selbst als Mutter bin.
Ich bin wirklich etwas ratlos. Garri ist nicht bösartig, und bisher hat er auch nicht dazu geneigt, Ressourcen zu verteidigen.
Er hat aber einen ausgeprägten Jagdtrieb, neigt zu Übersprunghandlungen und es gibt Situationen, wo er insgesamt ausgesprochen triebgesteuert reagiert. Das macht mir Sorgen.
Und ich bin im Moment reichlich schlapp und kopfleer und frage mich, wie ich hier am besten vorgehen sollte.
Für jeden Tipp dankbar grüßt
Lektoratte
brauche mal euren geschätzten Rat.
Ausgangslage, für Uneingeweihte:
Wir haben seit 3 Jahren einen Dobermann aus dem Tierschutz mit allerhand Problemen.
Viele davon sind auf einen Hirnschaden aufgrund einer alten Schädel-Hirn-Verletzung zurückzuführen. Infolge derselben sieht und hört er nicht besonders gut, hat auch motorisch einige Probleme.
In ungewohnten Situationen reagiert er deswegen extrem unsicher und hektisch.
Bei Begegnungen mit Artgenossen ist er überfordert und reagiert irgendwo zwischen aggressiv und panisch (in einem Maße, das die meisten Hunde komplett ignorieren, weil es offenbar normales Hunderverhalten überschreitet und sie es nicht einschätzen können), zu Menschen ist er lieb.
Kindererfahrung hatte er bisher nur begrenzt. Babys und Krabbelkinder auf Besuch hat er bislang stets ignoriert, mit einem Kleinkind hatten wir anfangs mal einen etwas unglücklichen Zwischenfall, Versuche in letzter Zeit, nach 3 Jahren harter Arbeit, sind aber rundweg positiv ausgefallen.
Vor etwas über einer Woche bin ich nun selbst Mutter geworden.
Aufgrund eines Kaiserschnitts und einiger Komplikationen (Muskelfaserriss oder Anriss im Bauch) war ich recht lange im Krankenhaus und bin immer noch extrem eingeschränkt - und bin Dienstag recht plötzlich entlassen worden, nachdem sich herausstellte, was die Ursache für meine Schmerzen war (fällt so unter sehr schmerzhaft, aber nicht gefährlich).
Am Wochenende vor der Entlassung gaben sich hier die Verwandten von auswärts die Klinke in die Hand.
Das war nicht nur für meinen Mann und den Hund sehr stressig, alle gut gemeinten Vorbereitungen wie "Kleidungsstücke oder Windeln mit nach hause nehmen" usw. haben auch nicht stattgefunden, weil es erst hieß, ich müsste noch ne Woche länger bleiben, und wir das in Ruhe machen wollten, sowie die Baggage bis auf meine Eltern wieder weg war.
Zuhaus angekommen, spielte sich bereits in den ersten 10 Minuten folgende Szene ab:
1) Hund begrüßte mich begeistert, schnupperte dann näher an mir und ignorierte mich von da an komplett (Er kam auch im laufe des Abends mehrfach an, schnupperte und drehte wieder ab - rieche ich durch die Entbindung anders?)
2) Hund begrüßte alle anderen sehr ausgedehnt.
3) Meine Mutter holte den Kleinen aus dem Kindersitz und wollte ihn in den Kinderwagen legen (der dummerweise so niedrig ist, dass der Spacko hineinsehen kann).
Hund schnupperte neugierig, und in dem Moment fing der Lütte an, mächtig zu brüllen.
In dem Moment musste ich dann mal geschmeidig mein Bein dazwischen stellen und kriegte den Hund grad noch am Nacken zu packen, und konnte ihn so dran hindern, in den Wagen zu springen.
Toller Einstand.
Danach rannte er ständig dem Kind hinterher mit dem "Wann krieg ich es endlich in den Napf gelegt?"-Blick.
Ich weiß (theoretisch), dass man einfach so tun sollte, als wäre nichts, und den Hund überall mit einbeziehen, ihn schnuppern und schauen lassen soll, wie er will, aber den Nerv hatte ich danach ehrlich gesagt nicht mehr.
Am nächsten Tag ging es schon etwas besser, er schnupperte mal, leckte am Kind, wenn ich es auf dem Arm hatte und ihm hinhielt, nahm vorsichtig Kontakt auf - aber sowie es anfing, Geräusche von sich zu geben, ging es wieder los.
Nachmittags konnte er schon ruhig dabei liegen, wenn ich gestillt habe, abends musste ich ihm einmal kräftig vor die Brust treten, weil er auf das Kind loswollte, als ich es schreiend auf dem Arm hatte, und mich hingesetzt habe.
Er knurrt oder bellt dabei nicht, und ich bin mir nicht sicher, was er machen würde, wenn er dran käme - wenn das Kind schreit, fiepst er und wird extrem aufgeregt, fängt an, hin und herzulaufen, versucht, wenn es im Stubenwagen liegt, irgendwie hineinzugucken oder dranzukommen (und er ist groß genug, um den Kopf reinzustecken). - Ich kann das Verhalten ganz schlecht deuten.
Er kommt mir dann so hin- und hergerissen vor.
Er will halt immer mitgehen, will wissen, was ich im Kinderzimmer mache - aber wenn ich wickele, und das Kind schreit, würde er vermutlich versuchen, auf den Wickeltisch zu springen.
Vorgestern Nacht ging dann die Tür vom Schlafzimmer auf (die ich sonst immer angelehnt gelassen habe, damit Garri sich melden kann, wenn er mal raus muss, im Moment aber richtig zu mache, weil der Hund dann mindestens zwei Anläufe braucht, um sie zu öffnen, und ich dann wach bin), und der Hund kam ins Schlafzimmer und stand wohl (sagte mein Mann, ich hab nichts davon mitgekriegt) minutenlang vor dem Stubenwagen und starrte hinein - zum Glück hat der Kleine tief und fest geschlafen und machte keinen Mucks.
Mein Mann hat den Hund ohne großes Theater wieder in seinen Korb geschickt, ist aber seitdem verständlicherweise noch besorgter als vorher, zumal der Spacko sich die Türen aufmachen kann.
Das hat er - auch bei schreiendem Kind - bisher zwar noch nicht versucht, aber jetzt muss halt immer einer oben sein, wenn der Hund in seinem Korb liegt. (das Schloss an der Tür zum Schlafzimmer ist dummerweise kaputt und die Tür lässt sich nicht abschließen)
Ich finde zwar, dass es im Moment jeden Tag ein bisschen besser geht und der Hund sich etwas sicherer zeigt, aber das Geschrei irritiert ihn immer noch ziemlich, und er guckt auch mich immer ganz seltsam an.
Ich hab gedacht, ich könnte meinen Hund ganz gut lesen und krieg schon raus, wie er mit dem Kind einzuschätzen ist - allerdings hab ich klar unterschätzt, wie emotional verstrickt ich selbst als Mutter bin.
Ich bin wirklich etwas ratlos. Garri ist nicht bösartig, und bisher hat er auch nicht dazu geneigt, Ressourcen zu verteidigen.
Er hat aber einen ausgeprägten Jagdtrieb, neigt zu Übersprunghandlungen und es gibt Situationen, wo er insgesamt ausgesprochen triebgesteuert reagiert. Das macht mir Sorgen.
Und ich bin im Moment reichlich schlapp und kopfleer und frage mich, wie ich hier am besten vorgehen sollte.
Für jeden Tipp dankbar grüßt
Lektoratte