Natalie schrieb:
Einige wenige fallen mir ein, die irgendwann so konsequent waren und auch öffentlich ihre Meinung revidiert bzw. sich entschuldigt haben.
Eine davon ist z.B. Gabi. Anfangs Fürsprecherin des Hofes, heute selbst große Kritikerin...
Hallo Natalie
also -
Fürsprecherin des Hofes - war ich nie. Du wirst von mir auch keine Jubelrufe zu Sugar damaliger Rettung finden, ich war noch nie ein "Rohn-Fan".
Ich habe anfangs nur versucht, objektive Fakten herauszukriegen, was aus mehreren Gründen nicht ganz einfach war. Das war auch noch die Zeit, als noch die Staatsanwaltschaft ermittelte und sich einige Zeugen verständlicherweise noch ziemlich bedeckt hielten.
Zum anderen habe ich bei Besuchen von ähnlichen Einrichtungen nur zu oft erlebt, dass viele Dritte ihre Tiere dort gerne "abstellen", ohne sich auch nur um geringsten darum zu kümmern wie es ihnen dort wirklich geht und auf Sicht gehen wird. Die meisten sehen sich solche Höfe noch nicht einmal selbst an. Die Betreiber können oft nicht nein sagen und da ist Elend für die Tiere wirklich vorprogrammiert. Es widerstrebt mir zutiefst, in solchen Fällen die Schuld einzig auf die Betreiber abzuwälzen. Nicht hinter vorgehaltener Hand und öffentlich schon gar nicht.
Für mich war also vor allem die
Abgrenzung wichtig - zwischen dem Graubereich einer engagierten Tierschützerin, die sich möglicherweise übernommen hat, angesichts von täglichem Elend nicht "nein" sagen konnte und von Dritten ausgenutzt wurde - und einem absichtlichen eigenständigem Handeln, das eben nichts mehr mit Dritten oder mit Elend zu tun hat.
Was mich immer ein wenig misstrauisch gemacht hat, war, dass alle Erklärungen für Vorkommnisse seitens des Hofes keinerlei zusammenhängenden Sinn ergaben. Ich vermisste den roten Faden, es gab für alles eine ANDERE Art von Erklärung. Zum Schluss waren es ja ohnehin nur noch die "bösen Kritiker" - obwohl die schlimmsten aller Ereignisse und Misstände ja lange Zeit VOR den öffentlichen Vorwürfen passiert waren.
Wenn etwas keinen rechten Sinn ergeben will, dann gehe ich her und versuche es genau andersherum. Also nahm ich einfach mal - zunächst nur hypothetisch - an, es wäre genau so, wie es von Kritikern immer und stetig und durchgängig behauptet wird. Das gab sofort einen roten Faden, wenn auch keinen schönen.
Den letztendlichen Ausschlag gab, wie bei so vielen anderen auch, der Hof selbst:
Das Buch "
Man nennt mich Hundeflüsterin", das im Grunde die ganze Wahrheit enthält: zahllose Hunde in Zwingern mit verzweifelten Augen, kaputten Krallen und Zähnen, Liegeschwielen, geduckte angstvolle Haltungen und Beschwichtigungen. Von Hunden die seit Monaten oder Jahren auf dem Hof sind.
Ansonsten: eine für mich geradezu schreiende Inkompetenz in Sachen Hundeverhalten. Ratschläge, bei denen sich versierte Hundetrainer und -halter einfach nur an den Kopf greifen, sinnfreies Aufzählen von wirr zusammengetragenen Fakten. Kurze knappe Merksätze die mehr als nur tief blicken lassen.
Die DVD "
Dogsense", deren Inhalte und Bilder die gleiche Sprache sprechen. Kurze Einblicke in die "Arbeit" einer "Hundeflüsterin", die alles andere als "Einfühlsamkeit" ín Hundeverhalten dokumentieren. Ein Meisterwerk an Schnittkunst.
Und:
Geschichten von Hundeschicksalen, die in der Mehrzahl jeder Grundlage entbehren. Und - was noch weit schlimmer ist - zu Lasten der Tiere geht. Es ist kein Kavaliersdelikt, von einem Hund zu behaupten, er wäre so gefährlich gewesen, dass er eingeschläfert hätte werden sollen, wenn dem nicht so ist. Dass die Vermittlungsraten bei derartigen "Märchen" nicht gerade herausragend sind, ist wirklich kein Wunder.
Und - damit fällt die "Entschuldigung" für die engagierte Tierschützerin, die sich angesichts von zu viel Elend überfordert sah und zwar endgültig und ein für alle mal. Einen Hund wie Max/Tshai aufzunehmen, der eine absolut astreine Vita hinter sich und einfach nur "Pech" hatte - ist kein Elend. Ebensowenig zählen die 4 Herdenschutzhunde zu Elendsfällen, und zig andere Hunde auch nicht. Man brachte sie nicht auf den Hof, weil es ihre "einzige" Chance war - sondern, weil man einer Frau Rohn mehr VERTRAUTE als anderen. Und KEINER dieser Hunde wäre jemals auf dem Hof gelandet, wenn die Menschen Frau Rohn nicht ein derart großes und blindes Vertrauen entgegengebracht hätten.
Und wofür?
Dieses Vertrauen fusst auf diesen schönen Geschichten, die sich wie kleine Wunder anhören. Alle wundersamen Fähigkeiten der "Hundeflüsterin" haben damit zu tun, dass Hunde vorher "gefährlich" waren - und es bei einer Rohn nicht mehr sind.
Abgesehen davon, dass die "Gefährlichkeit" bei den meisten Hunden nichts als angedichtet ist - warum fällt niemandem auf, dass so etwas keine Therapie bedeutet und auch niemals bedeuten kann? WENN ein Hund Verhaltensstörungen aufweist und man therapiert sie, dann sind sie weg oder deutlich gebessert und zwar grundsätzlich. Was hätte ein tatsächlich aggressiver Hund davon, wenn sich ihm (angeblich) eine einzige Person gefahrlos nähern kann, wenn es nicht sein Halter ist?
Wenn aber eine Christiane Rohn weder überragende und noch nicht einmal durchschnittliche Fähigkeiten hat - was bleibt dann noch? Wenn sie NICHT die begnadete Hundeflüsterin ist, die sie vorgibt zu sein, auf was warten dann all diese Hunde in ihren traurigen Zwingern seit
Jahren, was sie anderswo nicht haben könnten?
Darauf, dass die fehlenden Unterlagen für den Bauantrag für das neue Hundehaus vielleicht doch noch irgendwann nachgereicht werden? Ein Hundehaus, das wieder nur Zwingerhaltung - für 20 Hunde - vorsieht? Und weil das Hundehaus nicht gebaut werden kann - bleiben die Hunde eben in ihren Minizwingern sitzen - ein Provisorium, das seit über 3 Jahren Hunde in ihrem natürlich Bewegungsfreiraum einengt, die eine CHANCE bekommen sollten !!!
Ach ja, ich weiss. Es ist ja besser geworden... die Hälfte der Tiere ist weg, wohin weiss man bei den meisten nicht. Ein paar davon wurden sofort wieder ersetzt (zB die Kaninchen). Die Hunde in der Halle kriegen Luft und es sind auch nur noch halb so viele wie letztes Jahr. Die doppelt besetzten Außenzwinger wurden vergrößert. Sugar und Baghira dürfen wenigstens zwischendrin mal raus und machen dabei einen "guten Eindruck".
Man stelle sich einfach mal nur die Frage, ob man all diese Dinge auch dann akzeptieren würde, wenn es um den eigenen Hund gehen würde...
Und diese Frage muss ich für mich selbst mittlerweile so vehement und eindeutig mit einem klarem NEIN beantworten. Ich würde nicht wollen, dass sie starr und bewegungslos in einem Zwinger sitzt und "freundlich guckt" - oder sich ständig im Kreis dreht, ihre eigenen Körperteile anknabbert oder die Wände senkrecht hochläuft. Dass man ihr eine Gefährlichkeit andichtet, die sie nicht hat und Besuchern oder Presseorganen Schreckensgeschichten über ihr angebliches Verhalten erzählt. Dass man keine Zeit hat, ihren Wassernapt nachzufüllen - aber jederzeit die, Besucher über den Hof zu verfolgen. Dass sie keine regelmässigen und ausreichenden Sozialkontakte zu anderen Tieren, Artgenossen und Menschen hat. Dass innerhalb weniger Monate ihre Zähne kaputtgehen oder Verletzungen und Krankheiten nicht oder nicht adequat behandelt werden. Dass sie um menschliche Zuwendung buhlen muss oder sich an Menschen hängt, die sie nicht haben wollen. Dass man ihr eine Chance verwehrt, weil es ein Mensch ist, der ihr Elend bemängelt. Dass einmal im Monat eine Traube von Menschen vor ihr steht, die sie nur aus der Ferne bestaunt - wie ein seltsames Wesen von einem anderen Stern und nicht als Hund, der dringend eine Chance und ein Zuhause braucht.
Und dass niemand auch nur den Hauch einer Chance hätte, einen derartigen Zustand schnellstens zu beenden.
Traurige Grüße
Gabi