Ich lob mir meine Locken, da kann ich die Spitzen selbst schneiden und keiner merkt, wenn es schief ist. "Das liegt an den Locken", und fertig.
Heute morgen bin ich mal kurz ausgerastet. Sagt noch jemandem der Begriff "Furie des Monats" etwas? Das war ich.
Hier wird gerade Glasfaser gelegt. Ich wohn in einer wirklich kleinen, engen Straße, die einmal im Bogen um einen Block geht und somit von zwei Seiten befahren werden kann. Heißt, wenn am einen Ende jemand umzieht, ein Baustellenfahrzeug rumsteht oder sonstwas, komm ich am anderen Ende noch raus. Normalerweise...
Heute morgen musste ich dann feststellen, dass irgend ein Planungsgenie festgelegt hatte, die Straße wird an beiden Enden gleichzeitig bearbeitet, sprich: Man hatte einfach beide Enden dicht gemacht, Bagger hingestellt, Pflaster aufgerissen etc. Und mein Auto mitten drin. Natürlich gab es keine Vorwarnung, sonst hätte ich am Vorabend ja außerhalb der Siedlung geparkt, wär zwar auch ein Nerv gewesen, aber nur ein kleines. Ich bin also zu den Bauarbeitern auf der einen Seite der Straße hin und hab gefragt, wie sie sich das vorstellen, wenn ich jetzt rausfahren muss. Antwort: Freundliches Lächeln und "Nix Deutsch."
Okay, bin ja flexibel, also marschier ich zur anderen Baustelle und frage da, wie wir mein Auto jetzt rauskriegen. Ratet mal. Genau: "Nix Deutsch!"
Auf meine nun schon nicht mehr so freundlich vorgetragene Frage, wer denn hier Deutsch spricht, wurde zögerlich auf ein Auto gedeutet, da drin saß wohl der Vorarbeiter. Der sprach dann auch Deutsch und meinte, das wäre ja alles üüüüüüberhaupt kein Problem, ich solle bitte zurück zur Baustelle gehen und mit den Jungs dort sprechen (wie denn, wenn die nix Deutsch und ich nix osteuropäische Sprachen?
), die würden dann die Straße räumen und ich könnte rausfahren. Joah, hatte ich schon versucht, aber ich liebe Wiederholungen, also auf ein Neues. An der betreffenden Baustelle wurde ich direkt mit einem bestimmten "English, please!" unterbrochen, der gute Mann meinte wohl, ich könne kein Englisch und er sei somit aus dem Schneider. Sein Pech, dass ich es inzwischen ziemlich eilige hatte und noch dazu studierte Englischlehrerin bin.
Mein Englisch war auf jeden Fall besser als seins, er war ziemlich wenig erfreut, weil er mich mit dem Trick nicht losgeworden war, und ich bekam zu hören, dass man ja jetzt gerade schon mitten bei der Arbeit wäre und das alles ja gegen Spätnachmittag sowieso erledigt sei... Übersetzt: Stell dich mal nicht so an. Da war er bei mir genau richtig. Von meinem nun folgenden Wutanfall hat er zwar nur die Hälfte verstanden, aber offenbar war ich so laut, dass der Vorarbeiter nun auch aus dem Auto stieg und um die Kurve gelaufen kam. Der hatte dann offenbar so viel Angst vor mir, dass er seine Männer rüde angewiesen hat, den Baustellen-LKW ziemlich zügig wegzufahren, damit ich mit dem Auto raus könne. Mit ihm wollten die dann auch noch diskutieren, aber sein Überlebensinstinkt war scheinbar größer, denn er setzte sich durch, der LKW wurde bei Nachbarn in der Einfahrt geparkt und ich konnte rausfahren.
Später hab ich außerhalb der Siedlung geparkt, beim Supermarkt auf dem Parkplatz, und mich gefreut, dass mein Nachbar so clever gewesen ist, im Sommer eine Lücke in die Hecke und den Gestrüppstreifen hinterm Garten zu schneiden, so dass wir vom Supermarktparkplatz nur über die Hauptstraße müssen und dann in unserem Garten stehen. Aber ernsthaft, wer plant so was? Einfach mal ne komplette Straße dicht zu machen und dann voller Überzeugung davon auszugehen, dass sich die Hausmütterchen schon nicht so aufregen werden... Da sind sie hintergekommen.