Natalie - ich drücke die Daumen.
Und ich denke, du solltest mal innerlich (noch) einen Gang zurückschalten... Okay, ich weiß, wie schwer das ist - ich muss da ja grade von reden...
ABER: ich wette, du kennst in deinem Umkreis aus Krabbelgruppe, Kindergarten etc.
mindestens zehnmal so viele Mütter, deren zweite Kinder total gesund sind, auch in "deinem" Alter. Und sogar in
meinem Alter.
Dramatische Geburtsverläufe, verwachsene Plazentas und Gott weiß was noch alles - die gibt es. Aber
nicht am laufen Band.
Ich kenne hier herum (wie ich ja nicht müde werde, zu betonen
) zig späte Mütter, die meisten mit zwei oder mehr Kindern. Und die Kinder sind gesund. Durch die Bank. Und bei den meisten ist der Abstand nicht so groß, dass da x Fehlgeburten hätten zwischen sein können, weil man, als sich endlich Nachwuchs eingestellt hat, nicht so lange mit dem zweiten Kind hätte warten wollen. Da liegen idR 2-3 Jahre zwischen, udn die Leute sind so nach anderthalb Jahren das Projekt 2. Kind angegangen.
Aber ich verstehe deine Bedenken. Gerade wenn der Abstand zwischen den Kindern relativ groß ist, kriegt man wohl automatisch solche: "Willst du das wirklich alles nochmal durchleben?"-Gedanken. Immerhin hat sich gerade alles eingependelt und läuft einigermaßen problemlos, Kind geht in die KiTa und man selbst hat wieder bisschen Zeit für sich selbst und merkt gerade, wie schön auch das ist... ging mir nicht anders.
Wohlgemerkt:
Obwohl ich unbedingt noch ein zweites Kind wollte. (Und dank KsCaros und deiner Hilfe familienplanungstechnisch aus dem Vollen schöpfen konnte und das auch getan habe.
)
Ich glaube, der innere Schweinehund (oder zumindest der Teil von einem, der es gern etwas ruhiger hätte) neigt dann auch dazu, die anstehenden möglichen Probleme mit Kind 2 grotesk zu überhöhen - ähnlich wie bei manchen Leuten bei Kind 1. Ist vielleicht gar nicht so unpraktisch: Wenn man auch bei einem "Worst case"-Szenario immer noch sagt: "Ja, will ich trotzdem!", will man es wohl tatsächlich...
Der Fabi war ja sehr viel krank - ich hab mich also durchaus gefragt, ob ich zwei so anfällige Kinder wuppen könnte... und hab dann gedacht, naja, entweder, mit dem Fabi wird es in der Schulzeit besser, wie alle immer gesagt haben - oder es sind dann eben zwei den ganzen Winter krank und mehr zuhause als in der Schule oder der KiTa... kenn ich ja schon...
Massive Ängste vor der Belastung durch ein behindertes Kind hatte ich, als die Diagnose Trisomie 21 recht konkret im Raum stand. - Ich würde mal sagen, begründet.
Wie aufwendig so etwas ist, wusste ich im Grunde ja schon vom Spacko, und da habe ich mich ehrlich gefragt, ob ich das noch einmal packe und noch einmal will.
Wenn ich ganz ehrlich bin, wollte ich alles andere als das. Und ich glaube, das ist eine ganz normale menschliche Reaktion. Ein krankes oder behindertes Familienmitglied zu haben, ist eine Belastung, schon allein wegern der dauernden Sorgen, die man so hat, und weil es ja nich ganz gut werden
kann. Wer da sagt: "Das macht mir alles nix aus!" - Der pfeift entweder im dunklen Wald, um sich selbst Mut zu machen - oder er ist ein Meister der Verdrängung.
Du siehst also, du bist nicht allein - und ich bin ganz sicher, dass wenn du einmal schwanger bis und bleibst, alles gut gehen wird.
Ich denke übrigens in der Rückschau, ich hätte es trotzdem gemacht. Erstens hatte es mich so viele Energie gekostet, tatsächlich nochmal schwanger zu werden, dass ich dieses Kind nicht aufgeben konnte. Da wäre ich dran kaputt gegangen.
Und zweitens, davon mal ganz abgesehen: Man kann ja wohl schlecht 5 Jahre seines Lebens einem schwer behinderten Hund widmen, weil es kein anderer tut - und beim eigene Kind sagt man dann: "Sorry, hab keinen Bock mehr, weil mich das so ausgelaugt hat!" - Ey, wie verdreht ist das denn? - Das Kind hat sich seine Entstehung ja auch nicht ausgesucht - und wäre in diesem Fall mit einiger Wahrscheinlichkeit auch nicht so schwer beeinträchtigt gewesen, dass man gesagt hätte: "Das ist kein Leben, oder nur ein schmerzhaftes und kurzes."
Wie gut das dann geklappt hätte, wäre ein anderes Thema gewesen - mir ging es nach dem Spacko-Desaster zwar schon wieder etwas besser, aber ich war im Vergleich zu jetzt doch psychisch immer noch relativ schlecht beieinander, und im Endeffekt hätte ich dann wohl mit zwei therapiebedürftigen Kindern dagesessen... Aber das war damals noch nicht abzusehen.
Versucht hätte ich es also auf jeden Fall.
Aber ich war ohne Frage gottfroh, dass es anders gekommen ist.