Ausbildung im Axel Spriner Verlag

N

Nadine

... wurde gelöscht.
Das habr ich unter gefunden:

Nur für die, die hart im Nehmen sind, zu empfehlen

Ein Erfahrungsbericht von Xaide über Axel Springer Verlag AG (Ausbildung) (16.02.2001)

Xaides Urteil


Verdienst (Ausbildung)


Qualität der Ausbildung


Sozialleistungen


Übernahmechancen


Pro:
guter innerbetrieblicher Unterricht, viele Abteilungen zu durchlaufen, interessante Projekte zwischendurch

Kontra:
ungerechte Behandlung der Azubis, gesteurte Konflikte zwischen den Berufsgruppen, stellenweise Intrigen und sogar Mobbing, harter Drill


Ich weiß, ich weiß, die Ausbildung im Axel Springer Verlag hat nach außen hin einen sehr guten Ruf. Leider ist dies aber nur oberflächlich betrachtet der Fall. Ich weiß das sehr genau, denn ich bin dort selbst für 3 Jahre fast buchstäblich durch die Hölle gegangen. Ich werde später noch genauer darauf eingehen, aber erstmal ein paar Fakten:

In Berlin gibt es das Verlagshaus in der Axel-Springer-Straße, in dem die kaufmännische Berufsausbildung (nachfolgend KBA genannt) ihren Sitz hat und das Druckhaus in Spandau, in dem die technische Berufsausbildung (nachfolgend TBA genannt) vor Ort ist. In der KBA werden jedes Jahr Verlagskaufleute und Kaufleute für Bürokommunikation ausgebildet. Alle 2 bis 3 Jahre werden Mediendesigner, Kaufleute für audiovisuelle Medien, Fachangestellte für Medien und Informationsdienste und Bürokaufleute ausgebildet. In der TBA werden vorrangig Drucker, aber auch E- Elektroniker und Industrie-Mechaniker ausgebildet.

Ich beziehe mich hier ausschließlich auf die kaufmännische Berufsausbildung und auf meinen Ausbildungsberuf der Kauffrau für Bürokommunikation. Ein Ausbildungsjahrgang besteht meistens zum überwiegenden Teil (etwa 10 Personen) aus Verlagskaufleuten (da Abitur für diesen Beruf Voraussetzung ist, sind diese alle um die 20 Jahre), einem kleineren Teil aus den sogenannten "Büroberuflern" (das sind die Kaufleute für Bürokommunikation und die Bürokaufleute, die in der Regel insgesamt um die 5 - 7 Personen sind), die "nur" einen Realschulabschluß aus Voraussetzung haben und demnach bei Antritt der Ausbildung um die 16 Jahre sind, und zu einem ganz kleinen Teil (meist ein oder 2 Personen, auch Abi-Votaussetzung, deswegen auch um die 20 Jahre) aus den restlichen Ausbildungsberufen, je nachdem, was in diesem Jahr gerade ausgebildet wird.

In allen Berufen wird nach dem dualen System ausgebildet, das heißt, dass die Ausbildung sowohl in der Berufsschule, als auch im Betrieb selbst stattfindet. Bei den "Büroberuflern" handelt es sich um das OSZ für Bürowirtschaft und Verwaltung in Berlin-Lichterfelde.

Nun aber möchte ich zur Praxis kommen, auf die ich mich hier hauptsächlich beziehe. Sämtliche Azubis der KBA durchwandern im Laufe der 2 1/2 bzw. 3 Jahre verschiedene Abteilungen des Verlages. Pflichtabteilungen für alle Ausbildungsberufe sind z. B. die Anzeigenabteilung, der Vertrieb, die Buchhaltung und der Einkauf bzw. das Materiallager. In meinem Ausbildungsberuf sind noch verschiedene Sekretariate (wie Betriebsratsbüro und Verwaltung) Pflicht. In jeder Abteilung bringt man 2 - 3 Monate zu.

Ergänzend zur Ausbildung gehört der innerbetriebliche Unterricht, den ich an dieser Stelle berechtigt loben kann. Der innerbetriebliche Unterricht bietet zusätzliche verlagsspezifische Vorträge an, die direkt von den Mitarbeitern, die damit arbeiten, gehalten werden und von diesen meist detailliert und liebevoll vorbereitet werden. Der Plan für den Innerbetrieblichen Unterricht erscheint jedes halbe Jahr und wird von der KBA geplant und organisiert. Er findet immer an den Tagen statt, an denen kein Auszubildender Berufsschule hat und ist für alle Azubis Pflicht.

Jetzt zu den Dingen, die ich als negativ bewerten muss. Zum ersten wäre da der Leistungsdruck, der auf die jungen Menschen ausgeübt wird. Es wird einem stets und ständig vorgehalten, man sei ein Springer-Azubi und repräsentiere den Verlag und müsse deshalb besse als alle anderen sein. Das halbjährliche Berufsschul-Zeugnis wird grundsätzlich in Einzelgesprächen bewertet. Während der Ausbildung wird den Azubis einiges abverlangt. Nach jeder abgeschlossenen Abteilung muss man sich einer Beurteilung unterziehen, in der u. a. das Persönlichkeitsprofil und das Lernverhalten bewertet werden. Die Bewertung muss natürlich in der KBA abgegeben werden, worüber natürlich wieder akribisch Buch geführt wird. Außerdem muss über jede Abteilung ein Abschlussbericht verfaßt werden, in dem die Aufgaben der Abteilung und alle möglichen Fakten enthalten sein müssen. Auch dafür gibt es natürlich eine Check-Liste. Nach jedem Seminar (innerhalb der Ausbildung finden drei große statt) wird um ein Feedback gebeten, in dem es meist sowieso nur um Selbstbeweihräucherung geht und in dem ernsthafte Kritik nicht wirklich willkommen ist und nur dazu dient, sich unbeliebt zu machen. Das Berichtsheft muss akribisch geführt werden und jeden Monat zur Unterschrift in der KBA, alle 2 Monate zur Unterschrift beim Betriebsrat und jedes halbe Jahr zur Unterschrift in der Berufsschule vorgelegt werden. Wird irgendein Termin von irgendeiner der oben erwähnten Check-Listen versäumt oder ist das Heft nicht so geführt, wie es erwartet wird, oder gibt es sonst auch nur ansatzweise einen Grund (manchmal gibt es nicht mal einen), folgt sofort ein Einzel-Gespräch im Büro des Ausbilders (nachfolgend, mit spöttischem Unterton, der "Meister" genannt), der seine Position übrigens mehr als genau nimmt und sich in meinen Augen darin sonnt, den Azubis gegenüber am längeren Hebel zu sitzen. Einzel- Gespräche werden von ihm sehr gern als Druckmittel genommen und auch Ermahnungen und Abmahnungen, in Einzelfällen sogar der komplette Rausschmiss von Auszubildenden bereitet ihm offenbar Vergnügen. Hierzu muss ich sagen, dass diese strengen Maßnahmen nicht bei allen Auszubildenen gleichermaßen angewendet werden. In Wirklichkeit ist es so, dass es eine Auslese der Auszubildenden gibt, die mit Vorliebe eingeschüchtert, seelisch gequält und (ich gehe sogar so weit) gemobbt werden. Das klingt unglaublich? Ich weiß, aber leider ist es genau so.

Des weiteten wird den "Büroberuflern" sehr gern klar gemacht, dass sie gegenüber den anderen Auszubildenden nur zweitklassig sind. Die KBA selbst macht keinen Hehl daraus, dass die Realschüler nicht ernst zu nehmen sind. Die interessanten Ausbildungsabteilungen und andere Aktivitäten (wie ein 3-monatiger Aufenthalt im Axel-Springer-Verlag Ungarn) bleibt den Verlagskaufleuten vorbehalten. Dies ist auch nicht sehr schwer, da die 16-jährigen, die frisch aus der Schule kommen noch garnicht gelernt haben, sich zu behaupten und sich daher sehr schnell einschüchtern lassen. Diejenigen, die das Pech haben, sich in der Ausbildung den Unwillen des "Meisters" auf sich zu ziehen, laufen bis zu ihrem Ausbildungsende (und teilweise darüber hinaus) Spießruten im Verlag. Der "Meister" ist ein Meister im Intrigenspinnen und "Steine-in-den- Weg-räumen". Das alles passiert natürlich nur hinter dem Rücken und immer hinter vorgetäuschter Freundlichkeit, die ich persönlich das "Tyrannosaurus-Rex-Lächeln" getauft habe. Das Schlimme ist, dass Fehler, die einem Azubi nun mal passieren können, durch kleine dazugedichtete Halbwahrheiten aufgebauscht werden, bei denen man nie das Gegenteil beweisen kann und gegen die man somit auch nicht vorgehen kann. Auch der Betriebsrat kann nichts dagegen tun, obwohl ihm die Schwierigkeiten schon seit Jahren bekannt sind. Der Verlierer ist am Ende der ohnehin schon gebeutelte Auszubildende, der womöglich im halben Verlagshaus einen schlimmen Ruf hat und ein Negativ-Image hinter sich her zieht, dass er lange nicht los wird.

Abschließend muss ich sagen, dass die Ausbildung dort ein knallhartes Brot ist, bei dem am Ende nichts übrig bleibt als eine angekratzte Seele und die Erkenntnis, dass man sich durchbeißen muss. Meine abgeschlossene Ausbildung ist an sich zwar hochwertig, aber der Preis, den ich dafür bezahlt habe, ist mir zu hoch. Eine gute kaufmännische Ausbildung hätte ich in vielen anderen Ausbildungsstätten leichter haben können. Das Schlimme ist, dass es dem "Meister" zu allerletzt um das Wohlergehen der Azubis, sondern ausschließlich darum geht, am Ende des Jahres wieder ein Zertifikat der Industrie- und Handelskammer "für hervorragende Ausbildung" nebem dem Fahrstuhl - für alle sichtbar - aushängen zu können (in meinen Augen der blanke Hohn).

Fazit: Für alle die, die tough und hart im Nehmen (oder gute Schleimer) sind, ist die Ausbildung zu empfehlen. Allen anderen, besonders den angehenden Kaufleuten für Bürokommunikation und Bürokaufleuten, rate ich, sich lieber anderweitig umzusehen, denn für euch gibt es genug Alternativen.

Liebe Grüße von einer gebeutelten Ex-Springer-Azubine,

Jenny

Ausbildungsdauer:*
3 Jahre

Verdienst (Ausbildung:(*
DM 1000 - DM 1500

Qualität der Ausbildung:*
gut

Sozialleistungen:*
überdurchschnittlich

Übernahmechancen:*
durchschnittlich

Empfehlenswert:
nein

Bewertung:***

Liebe Grüße

Nadine
imgProxy.asp
 
  • 23. April 2024
  • #Anzeige
Hi Nadine ... hast du hier schon mal geguckt?
  • Gefällt
Reaktionen: Gefällt 26 Personen
#VerdientProvisionen | Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
Wenn dir die Beiträge zum Thema „Ausbildung im Axel Spriner Verlag“ in der Kategorie „Off-Topic“ gefallen haben, du noch Fragen hast oder Ergänzungen machen möchtest, mach doch einfach bei uns mit und melde dich kostenlos und unverbindlich an: Registrierte Mitglieder genießen u. a. die folgenden Vorteile:
  • kostenlose Mitgliedschaft in einer seit 1999 bestehenden Community
  • schnelle Hilfe bei Problemen und direkter Austausch mit tausenden Mitgliedern
  • neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • Alben erstellen, Bilder und Videos hochladen und teilen
  • Anzeige von Profilen, Benutzerbildern, Signaturen und Dateianhängen (z.B. Bilder, PDFs, usw.)
  • Nutzung der foreneigenen „Schnackbox“ (Chat)
  • deutlich weniger Werbung
  • und vieles mehr ...

Diese Themen könnten dich auch interessieren:

Buddy04112018
In der TA Praxis durfte ich eine, ebenfalls weil sie zu nett war, ausgemusterte Polizei-Mali-Hündin kennenlernen. Ein Träumchen :girl_pinkglassesf:
Antworten
3
Aufrufe
1K
Yuma<3
Y
LA-Dobi
Antworten
25
Aufrufe
3K
guglhupf
guglhupf
bxjunkie
Der Jagdaufseher hier hat mir das mit dem Fuchs mal so erklärt: Ist es ein gutes Jahr für Wühlmäuse, ist es auch ein gutes Jahr für Füchse. Der Fuchs kann viele Jungen aufziehen, ohne sich übermäßig an den Gelegen von Bodenbrütern (oder den Haushühnern) vergreifen zu müssen. Zusätzlich sorgen...
Antworten
31
Aufrufe
3K
Fact & Fiction
Fact & Fiction
MyEvilTwin
Also meine Stunde schlägt dann nicht, ich bin Rechtshänderin, aber deswegen habe ich mein Hundepack ja auch rechts, falls sie doch eskalieren habe ich rechts mehr Kraft. Naja, falls es mich doch nochmal auf den Hupla verschlägt werde ich mich wohl einfach an die Gepflogenheiten anpassen. Deine...
Antworten
29
Aufrufe
3K
IgorAndersen
IgorAndersen
W
Ja - und auf Veranstaltungen wird dann eben auch alles geübt bzw. vorgeführt, nicht bloß eines - daher dann auch der Anzug. Den wird der Helfer ja nicht zwischendrin schnell an- und wieder ausziehen. Ja, schon - aber die Art und Weise, wie die Antwort kommt, sagt ja .- zumindest in manchen...
Antworten
64
Aufrufe
7K
lektoratte
lektoratte
Zurück
Oben Unten