Jo, die wilden 60er und 70er.
Hm, wenn wir spielen wollten, gingen wir in den Wald. Ohne Zeckenschutzimpfung. Wir schauten nach, ob der Fuchs noch da war in seinem Bau. Wir bastelten uns selbst aus Ästen Pfeile und Bogen und spielten Indianer. Wir hatten geheime Verstecke, bauten Baumhütten (üble Verschläge) wie Tarzan. Damals gab es noch offene wilde Schrottplätze, da fand man Ersatzteile führs Fahrrad, bebilderte Heftchen oder auch mal ein Auto ohne Motor, dass wir den Berg raufschoben und dann runterfuhrn.
Ein Bauernhof war ein Abenteuerland, so viel Platz zum Verstecken und Spielen. Man konnte dort auch Mutproben ablegen, wie von einem Heustadel runterzuspringen.
Und wenn wir Hunger hatten, klauten wir Äpfel oder Maiskolben oder Rhabarber oder fischten mit den blossen Händen Forellen aus dem Bach.
Es war auch die Zeit, wo man sich noch auf Weihnachten freuen konnte und alles irgendwie einen Zauber hatte.
Es war auch die Prä-EU-Zeit, wo es normal war, dass sich die Leute mit der Milchkanne selbst noch ihre Milch jeden Tag vom Bauernhof holten. Auch daran ist niemand gestorben.
Privilegierte Kids hatten ein Go-Kart oder später ein Bonanza-Fahrrad.
Grosse Hunde, Schäferhunde oder Bernhardiner liefen frei rum, manche begleiteten auch die Kinder in die Schule und gingen dann alleine wieder heim. Es gab auch bis zur 6. Klasse keine Schulbusse, geschweige denn, dass irgend ein Elternteil die Kinder mit dem Fahrrad holte und die zwei Kilometer ging also jeder zu Fuss oder fuhr mit dem Fahrrad. Selbst in die nächste Schule, ca 4 Kilometer fuhren viele noch mit dem Fahrrad.
In den Schulen gab es noch nicht diesen Leistungswahn. Für Kinder in landwirtschaftlichen Betrieben war es normal, dass sie zu Hause mitarbeiten mussten.
Ja, es kam schon mal vor, dass man sich gekloppt hat. Und es hat niemanden gekümmert, wenn man ein paar Tage lang mit einem blauen Veilchen rumlief. Es wurde schon hart gerauft, wir kloppten uns schon als 10jährige mit den Fäusten, aber damals gab es auch noch einen Ehrenkodex. Wenn sich zwei mit den Fäusten bekämpften, hielten sich die andern raus und niemand wäre auf die Idee gekommen, auf jemanden einzutreten, der am Boden lag.
Auch in der Schule konnte es schon mal vorkommen, dass einem Lehrer die Hand ausrutschte. Wenn mans genau nahm, traf es allerdings selten den Falschen und Theater draus wurde jedenfalls nicht gemacht. Und ein Lehrer, der wirklich was drauf hatte, der wurde von uns eh respektiert.
Es gab keine Markenklamotten...
Wir lasen Donald Duck, Superman, Sigurd und Zack 2000. Ronco war in den 70ern eine beliebte Westernromanserie. Als das Fernsehn kam sahen wir Schweinchen Dick, dass ja später wg der gewalttätigen Darstellungen rausgenommen wurde und bekamen neue Helden: Lassie, Flipper oder Pan Tau oder Tarzan zB. Dann kam der Lederstrumpf. Ja, und dann kam der Seewolf. Das war damals schon eine Sensation. Straßenfeger sagte man damals.
In der Schule gab es eigentlich nur einen Film, das war "High Noon", den durften wir uns dort aber jedes Jahr einmal ansehn.