So schön, von euch zu lesen! Ich bin totaler Emil-Fan!
Und habe größten Respekt.
Danke!! Und schön Dich zu lesen.
Wie geht's bei Euch so? Was ist so passiert in den letzten Jahren?
Das Emiltier ist ehrlich gesagt das Beste, was mir passieren konnte, auch wenn es häufig hart war und auch immer noch speziell ist manchmal...
So kriegt man zB immer ein flottes Küsschen, wenn man eine ZOS-Suche beendet. Das werde ich nicht mehr raus bekommen, ich sage "Schluss" und das Tier rast grinsend hoch und küsst mich. Wozu auch immer das gut sein soll...
Freilauf ist immer noch ein schwieriges Thema. Er ist im Normalfall sehr gut abrufbar, fliegt weiterhin begeistert zu einem, beseelt vom Rennen schätze ich, das ist immer noch sein Größtes.
Leider ist er weiterhin unzuverlässig was das Hetzen angeht.
Im Sommer diesen Jahres hat er entdeckt, dass in den Wiesen Mäuse leben. Er springt dann kängurumässlg hoch, dreht sich in der Luft, fliegt in eine andere Richtung (ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie das physikalisch möglich ist ) und landet zielsicher auf der Maus. Beim ersten Mal war und bin ich sicher, dass er wirklich in erster Linie drauf getreten ist...
So starben im Sommer vier-fünf Mäuse und wir hatten eine neue Baustelle. Auch auf Mäuse fliegen ist jagen und damit verboten.
Manchmal überrascht er einen dann aber auch. Die letzte Maus fing er am äußersten Ende der Schleppleine, Hund flog, landete, hob Nase aus dem Gras, hatte Maus in Schnauze. Ich brüllte "aus", es folgte ein kurzer Moment des Unverständnisses, dann ließ er sie fallen. Mit hängendem Kopf und bebend stand er da und starrte auf seine Beute, aber er ließ sie liegen, auch wenn sein ganzer Körper was anderes machen wollte ganz offensichtlich.
Abrufen hab ich mich dann nicht mehr getraut, bin also zu meinem bebenden Hund hin gegangen und hab ihn abgeholt.
Aber dass er sie wirklich auf 20 Meter Entfernung ausgab und liegen ließ, darauf bin ich bis heute stolz!
Ähnliches hatten wir mit einer Ente vor ein paar Monaten. Er tobte mit einem anderen Hund an einem Graben lang, beide steckten den Kopf in den Uferbewuchs und als meiner wieder raus kam, trug er eine Ente im Maul. Ich brüllte aus, er ließ Ente fallen und ließ sie wieder wegrennen. Ihr war ganz offensichtlich nichts passiert, er wollte sie anscheinend nur "sichern" (also in Form von Beute sichern versteht sich) vor dem anderen Hund. Nicht witzig, ohne Frage, aber das "aus" sitzt...
Aber so rennt er meist weiterhin mit festgehaltener Schleppe...sicherer ist es.
Mit anderen Hunden ist er weiterhin ein Schatz und ein Vorbild für Deeskalation. Da sind wir uns ziemlich ähnlich, ich bin ja von Berufswegen sehr auf Deeskalation getrimmt und bin es gewohnt, mich auf dünnem Eis zu bewegen. Wenn ich ihn in kritischen Situationen mit anderen sehe, muss ich manchmal an mich mit bestimmten Klienten denken, wenn man jede Bewegung seines Körpers kontrollieren und gezielt einsetzen muss, jeder Blickkontakt gut durchdacht sein muss und jedes Wort vorsichtig eingesetzt werden muss, ich beherrsche das und der Köter in seiner Welt auch. Faszinierend!!
Zum Glück beherrscht er es aber auch Grenzen zu setzen mittlerweile. Er ist nicht auf Prügeleien aus (hatten wir noch nie), aber er kann ohne Unterstützung jetzt Hunde auf Abstand halten, die er nicht über die Deeskalationsschiene kriegt. Am Liebsten ignoriert er sie aber.
Er liebt den Garten, das war wirklich eine gute Anschaffung (das Haus auch, vor allem aus meiner Sicht, ich schätze er findet den Garten noch einen Ticken besser).
Ich war jetzt einige Tage krank, da hat der Garten uns gute Dienste erwiesen.
Ich liebe seine Ideen manchmal. Während ich jetzt krank war, hat er irgendwann eine getrocknete Rindernase bekommen zur Beschäftigung. Es gab ein irres Theater deswegen, er trug sie hin und her, weinte, war unzufrieden und ich genervt. Irgendwann hab ich ihn ins Körbchen geschickt, ohne Rindernase, schlafen, Frauchen in Frieden lassen. Schlafen war nicht, Frieden damit auch nicht, er blieb im Körbchen, quietschte aber und seufzte und war unzufrieden. Irgendwann dachte ich, dass er vielleicht mal muss und da mir so elend war, öffnete ich die Gartentür. Statt raus zu schießen, rannte der Hund zurück zu seiner Rindernase, schnappte sie sich und sauste begeistert mit ihr an mir vorbei. Er haute sich in den Garten und frass sie. Scheinbar war das von Beginn an der Plan gewesen: die Rindernase fresse ich im Garten.
Leider war es ziemlich kalt draußen, Hund kam alle paar Minuten mit Nase und eiskalt wieder rein, wärmte sich kurz auf, dann verschwanden er und die Rindernase wieder.
Von der Idee her süß, wenn auch nervig
Salsa geht's übrigens auch gut. Sie ist jetzt 11,5 Jahre und hat ein bisschen Herzprobleme und ab und an Rücken, ist aber mit Massagen in den Griff zu bekommen. Das Herz mit Tabletten.
Beide sind ein Herz und eine Seele, wobei Salsa weiterhin das Sagen hat. Es gibt aber null Konflikte oder zumindest keine beidseitigen. Vor einigen Tagen war Salsa zu Besuch und lag in Emils Körbchen. Sie versank in den Kissen (da ist Emil ganz windhundlike, es muss weich liegen) und war offensichtlich schwer zu sehen. Emil jedenfalls sah sie nicht und trat beinah drauf, als er in sein Körbchen wollte.
Mein Hund machte einen Satz rückwärts, schlug einen Buckel, legte die Ohren an, klemmte den Schwanz ein und begann wie wild zu züngeln. Er war das personalisierte schlechte Gewissen.
Salsa schaute müde hoch, stand auf, streckte sich und zog um aufs Sofa. Die nächsten Minuten dominierte das personalisierte schlechte Gewissen in Form von Emil. Er kam gefühlt 100 Mal unterwürfig bei Salsa an, versuchte ihr die Mundwinkel zu lecken, umschwänzelte sie, biederte sich an...Salsa schlief über der Entschuldigungsarie dann ein und ich schickte den Hund dann schlussendlich in seinen Korb, er würde sich vermutlich heute noch anbiedern
Wir sagen immer, Salsa müsste nur eine Augenbraue heben und Emil würde stramm stehen. Jetzt wissen wir, dass es noch schlimmer ist
Aber es macht das Zusammenleben natürlich echt entspannt. Die zwei sind unheimlich lieb miteinander und man muss sich keine Sorgen um Ressourcen oä machen.
Könnte höchstens sein, dass sie ihm mal eine pfeffert, weil ihr das Anbiedern auf den Sender geht-ich könnte es verstehen nach diesem Auftritt
Ja, also insgesamt: ohne Frage schwieriger Hund, das steht wohl fest, aber der großartigste Hund der Welt, den man auch mit noch mehr Worten nicht annähernd beschreiben könnte...ein sehr charaktervoller und facettenreicher Hund, aber das war ja eigentlich von Beginn an klar und Grundlage unserer Probleme...