So...ich hab mich ein bisschen gedrückt drum, weils mir immer noch schwer fällt, aber irgendwann dachte ich muss ich es mal erzählen, es gibt ja hier einige, die Emil und meine Familie über Jahre irgendwie begleiten. Und auch wenn ich selten hier bin...
Nunja...ihr erinnert Euch vielleicht an Emils langen Krankheitsverlauf beginnend letzten Sommer und die Frage nach der Ursache.
Dazu gibt es mittlerweile eine Vermutung meinerseits...er hat die nahenden Veränderungen in unserer Familie wahr genommen.
Im Januar diesen Jahres wurde bei meiner Mutter, aus im Grunde heiterem Himmel, unter anderem ein Gehirntumor festgestellt (bzw. mehrere Tumore). Sie ist drei Wochen nach der Diagnose verstorben.
Wie lange die Dinge in ihr wuchsen, ist unklar, letztendlich müssen Sie recht schnell gewachsen sein, zumindest in den letzten Wochen.
Ich sehe Emil noch vor mir irgendwann in den letzten Monaten, als er neben meiner Mutter auf der Küchenbank hockte, plötzlich aufstand und akribisch ihren Hinterkopf abschnupperte...
Salsa ist meiner Mutter wenige Wochen später gefolgt, der sind Tumore im Bauchraum geplatzt, die auf einem Ultraschall wenige Wochen vorher noch nicht sichtbar waren. Wir mussten sie einschläfern lassen.
Ich glaube mittlerweile, dass Emil der erste war, der verstanden hat, dass etwas nicht richtig läuft.
Niemand von uns hat irgendwas bemerkt...
Am letzten Abend, an dem meine Mutter zuhause war, war ich mit Emil zu Besuch. Da hatte sie gerade die Diagnose bekommen, war aber noch recht fit, wenn auch schon voll mit Schmerzmitteln usw..
Emil hat sich an dem Abend zu Salsa auf ihre Decke gelegt, einen Ort, den er in all den Jahren nicht betreten hat. An dem Abend haben beide Hunde das Wohnzimmer verlassen und sich gemeinsam zurück gezogen. Und so nah beieinander gelegen, wie ich es nie vorher gesehen habe...dass Salsa das zugelassen hat, hat mich damals schon irritiert.
Ich gehe davon aus, dass er wie gesagt Veränderungen wahr genommen hat und ihn das über die Maße gestresst hat. Meine Mutter war, nach mir, seine engste Bezugsperson und Salsa war sowas wie seine „Mutter“.
Die gesamte Mageneskalation die Monate vorher führe ich mittlerweile (mit) darauf zurück.
Inzwischen ist er kastriert und artig, wie noch nie in seinem Leben. Heute durfte er das erste Mal am Fahrrad ein Stück frei laufen und hat es sich nicht gänzlich verspielt. Er ist unheimlich aufmerksam und sehr bei mir.
In seinem, nun völlig veränderten, Leben findet er sich deutlich besser zurecht, als ich. Er hat eine deutlich engere Bindung zu meinem Vater entwickelt, der ihn nun regelmäßig abholt, und die zwei fangen an eine Art Männerfreundschaft zu entwickeln.
Er hat aufgehört das Haus meines Vaters zu durchsuchen, wenn er da ankommt. Die ersten Wochen mussten wir mit ihm jede Etage abgehen und Türen öffnen, das ist weg.
Er lässt kleine, weiße Autos nun passieren, ohne ihnen weinend oder schimpfend hinterher zu sehen (er merkt sich Autos, die Menschen fahren, die er gerne sehen möchte...).
Die Zeit, in der meine Mutter im Krankenhaus war, hat er ordentlich zurück stecken müssen, war viel alleine und hatte ein emotional instabiles Umfeld. All das hat sein Magen überstanden, ebenso wie den emotionalen Stress danach und bis jetzt.
Und übrigens, einer der ersten Sätze meiner Mutter nach der Diagnose war: Emil wusste es als Erster.
Ich bin selten hier, mir fehlt die Zeit und wenn ich abends vorm Fernseher sitze, handarbeite ich lieber...aber ich war so viele Jahre so viel hier und hab so viel berichtet, ich dachte, dass der ein oder andere es erfahren sollte.
Salsa hier auf die Regenbogenbrücke zu stellen, wäre eine Möglichkeit gewesen Euch auch zu benachrichtigen, aber es erschien mir damals nicht richtig, weil es so zeitgleich war und den Tod des Hundes hier zu betrauern und das viel Größere, Schlimmere, was passiert ist, unerwähnt zu lassen...das ging nicht...und es geht auch jetzt irgendwie noch nicht, sie da einzustellen erscheint mir weiterhin falsch...
So nun also auf diesem Weg, für die, die es lesen und die es interessiert.
Ob es die richtige Art ist sowas mitzuteilen, weiß ich nicht, aber ich hab in den letzten Monaten sehr gut damit gelebt auf mein Bauchgefühl zu hören und heute sagte es das hier...