Der "Bitte sag, daß das nicht wahr ist!"-Fred

Im übrigen wollte ich mich bei allen Mitlesenden dafür entschuldigen, dass ich durch rein semantisch bedingtes Nachhaken ("global" vs. "grundsätzlich") (wieder) eine "Armutsdebatte" losgetreten habe.

Die ja letztlich auch irgendwie OT ist...
 
Und um mal BTT zu kommen:

Da ja die Rhetorik im amerikanischen Wahlkampf sehr häufig sehr deftig ist (also, nach unseren heutigen Maßstäben zumindest) - frage ich mich, wie viele der Wähler von Trump (im Gegensatz zu seinen Nicht-Wählern, denen das offenbar selbst für amerikanische Verhältnisse zu viel war) einfach von seinem Bombast die Hälfte abgezogen haben, weil sie es so gewohnt sind, und es dann für sich noch akzeptabel fanden... :kp:

Dann frage ich mich auch, inwieweit er vorher selbst geglaubt hat, dass er Präsident werden könnte - ist er so abgehoben, dass er gedacht hat, "Wird schon klappen, ich bin so toll, wie ich mich verkaufe", oder hat er gedacht: "Na, was, ich hab nix zu verlieren, jetzt kann ich ungestraft pöbeln und mich über die blöden Gesichter der anderen amüsieren"?

(Davon wird vielleicht abhängen, wie er sich ansonsten in der nächsten Zeit verhalten wird.)

Drittens finde ich es wirklich verwunderlich, dass ansscheinend, wie beim Brexit, große Teile der Presse nicht mitbekommen haben (wollen?), wie die Stimmung im Lande ist und Clinton "über Wochen" vorn gesehen haben - ich sitze hier anscheinend in meiner eigenen Blase, in der nur ab und an mal was ankommt, aber in der sah es immer so aus, als sei es sehr knapp und stünde quasi 50:50.

Aber sowas passiert vielleicht, wenn man aus Zeitgründen immer und immer wieder bei sich selbst oder den gängigen Agenturen abschreibt und nicht mehr selbst nachschaut, was an verschiedenen Stellen im Land so los ist. :kp:
(Allerdings haben die Amerikaner auch wenig Erfahrung mit Leuten, die etwa bei Umfragen ausweichend antworten, um nicht böd dazustehen o.ä., und haben das bei der Auswertung ihrer Umfragen evtl. nicht berücksichtigt?)

So - irgendwas wollte ich jetzt noch loswerden, aber nu' isses wieder weg. *seufz*
 
Drittens finde ich es wirklich verwunderlich, dass ansscheinend, wie beim Brexit, große Teile der Presse nicht mitbekommen haben (wollen?), wie die Stimmung im Lande ist und Clinton "über Wochen" vorn gesehen haben - ich sitze hier anscheinend in meiner eigenen Blase, in der nur ab und an mal was ankommt, aber in der sah es immer so aus, als sei es sehr knapp und stünde quasi 50:50.

Es war knapp: 48% gegen 47% sowie ichs in errinnerung habe. Aber mit dem bloede wahlmaenner system die die haben siehts in echt, wahlerstimmen, vielleicht ganz anders aus, das habe ich nicht auf den schirm.
 
In Wählerstimmen hat Clinton mW mit kleinem, aber schon merkbaren Vorsprung gewonnen.

Das war wohl so ne Stadt-Land-Geschichte: Durch das Wahlmännersystem sind einige dünn besiedelte Regionen quasi stimmentechnisch überrepräsentiert, und ländliche Regionen haben eher für Trump gestimmt.

Vielleicht ist das teilweise historisch bedingt, weil die aktuelle Bevölkerungsentwicklung bei der Verteilung nicht berücksichtigt wurde - ich denke aber, es hat auch den Grund, dass versucht werden sollte, dünner besiedelten Staaten mehr Gewicht zu verleihen. Die Einzelstaaten sind ja traditionell, was hier oft nicht wahrgenommen wird, sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht (also, nach meinem Gefühl stärker als unsere deutschen Bundesländer, zB), und insofern war das vielleicht Bedingung, als die Vereinigten Staaten sich vereinigt haben? - Irgendsowas.

(Dann ist es auch noch so, dass in einigen Staaten die Wahlmänner dem Ergebnis der Gesamtbevölkerung folgen können, aber nicht müssen - wie weit das hier der Fall war, weiß ich allerdings nicht. Ich denke, man hätte es gehört, wenn das passiert wäre. - Und zumindest ich würde mir in dem Fall auch die Frage stellen, inwiefern Trumps Privatschatulle was damit zu tun hätte, wenn es so wäre...)

Ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass einem Kandidaten das passiert ist.

Ist sehr seltsam, wie ich vieles am dortigen Wahlsystem seltsam finde, aber ist halt so.
 
Und ich weiß jetzt auch wieder, was ich gestern noch schreiben wollte:

Ich fand es ja fast schon unfreiwillig komisch, dass sich jetzt alle darüber aufregen, wie viel undemokratischer das Land jetzt wird, und unfreier, mit Politikern, die die Opposition unterdrücken, Verbündete als Fußvolk und das eigene Land als Selbstbedienungsladen betrachten...

Das war doch eigentlich in weiten Teilen spätestens seit GW Bush schon so, und Obama konnte das, wenn er es überhaupt versucht hat, höchstens in kleinen Teilen wieder aufdröseln oder abstellen. Die Betreffenden hatten sich da schon sehr bequem eingerichtet und haben die vorhandenen Strukturen so zu ihrem Vorteil umgemodelt, dass das kaum noch wieder abzustellen war. (Zumal ja vieles wohl auch unter 'Schutz vor Terrorismus' - lief... Da kann man ja schlecht dagegen sein, ohne sich vorwerfen lasse zu müssen, dass man sein eigenes Volk gefährdet.)

Es vertuscht jetzt halt nur keiner mehr... Der neueste Kandidat macht das jetzt ganz ungeniert öffentlich.

Aber da weiß jetzt wenigstens jeder, woran er ist.
 
Im Übrigen sehe ich die ach so schlimme Verringerung des allgemeinen lebensstandards immer noch nicht... Aber ich zähle offenbar von einem anderen Zeitpunkt aus.

Es freut mich für Dich, dass es Euch finanziell so gut geht, dass Euch das (noch) kaum berührt.
Ich denke, dass der 8,50 Jobber, der von seinen 1600.- Euro noch Sozialabgaben und Steuern zahlen, der Aufstocker und die steigende Zahl der Menschen, die mittlerweile 2 Jobs brauchen, um über die Runden zu kommen (die ich mir schließlich nicht ausdenke), das allerdings ganz anders sehen.

...
 
@Cira

Um Missverständnisse zu vermeiden:

Ich bezog mich rein darauf, was Leute, denen es nicht so supertoll geht und die zu knappsen haben, sprich, die teils so leben und arbeiten, wie du es beschreibst (dass das nicht schön ist und unglücklich machen kann, habe ich nicht abgestritten und würde mir das nie anmaßen) rein materiell besitzen, etwa an Elektronik, Auto, Computer, Klamotten, Haushaltsgeräten, Möbeln - im Vergleich zu Familien 'mit mittlerem Einkommen' in meiner Kindheit und Jugend, die sich (damals) nicht als arm und abgehängt betrachtet haben.

Es kann aber wirklich sein, dass das daran liegt, dass solche Sachen im Verhältnis zum Einkommen tatsächlich günstiger geworden sind... Wie Biggy geschrieben hat.
 
@Cira

Um Missverständnisse zu vermeiden:

Ich bezog mich rein darauf, was Leute, denen es nicht so supertoll geht und die zu knappsen haben, sprich, die teils so leben und arbeiten, wie du es beschreibst (dass das nicht schön ist und unglücklich machen kann, habe ich nicht abgestritten und würde mir das nie anmaßen) rein materiell besitzen, etwa an Elektronik, Auto, Computer, Klamotten, Haushaltsgeräten, Möbeln - im Vergleich zu Familien 'mit mittlerem Einkommen' in meiner Kindheit und Jugend, die sich (damals) nicht als arm und abgehängt betrachtet haben.

Es kann aber wirklich sein, dass das daran liegt, dass solche Sachen im Verhältnis zum Einkommen tatsächlich günstiger geworden sind... Wie Biggy geschrieben hat.


Ich denke nicht, dass Dir tatsächlich wirklich bewusst ist, wie die Entwicklung das Leben derer beeinflusst.
Du sprichst ja selbst davon, dass es ihnen nicht so toll geht und diejenigen bekommen das selbstverständlich zu spüren.

Im Gegensatz zu den elektronischen Artikeln, sind nämlich die Sachen, die man benötigt um sein tägliches Leben zu finanzieren, wie Lebensmittel, zum Teil utopisch angestiegen, so dass am Ende kaum noch etwas übrig bleibt, um sich die so preiswerten elektronischen Artikel zu leisten.
Aus welchem Grund denkst Du, braucht man zunehmend 2 Jobs, desshalb, weil sich nicht verändert hat?

Der Witz ist, 8,50 zählen heute sogar bereits als mittleres Einkommen.

Ich würde eine solche Meinung von einigen erwarten, aber es macht mich wirklich ratlos, wenn diese Entwicklung von denen negiert wird, die eigentlich genug Grips hätten, um differenzierter zu urteilen und die Masse sich vorbehaltlos dem anschließt, weil sie glauben, so jemand kennt sich aus. Desshalb auch überlegt mich gar nicht mehr dazu zu äußern. Es ärgert mich einfach zu sehr.
Da wundern mich dann übrgens auch einige Äußerungen nicht mehr.

...
 
Ich glaube nicht, dass sich die Masse anschließt.

Nur manches in einem Hundeforum zu diskutieren macht nach nicht nur meiner Erfahrung keinen Sinn.

Weshalb nicht nur ich z.B. konsequent im "Asylantenthema" nicht gelesen und diskutiert habe.

Hier müßte man nach meinem Empfinden auch die Diskussion vom Kopf auf die Füße stellen, wobei die Armut mit ihren Auswirkungen, z.B. für die Kinder" sicher ein Aspekt ist.
Man könnte sich auch mal ansehen, wo Deutschland da inzwischen in der EU steht, auch beim Lohn, bei der Bildung.....
 
Ich glaube nicht, dass sich die Masse anschließt.

Nur manches in einem Hundeforum zu diskutieren macht nach nicht nur meiner Erfahrung keinen Sinn.

Weshalb nicht nur ich z.B. konsequent im "Asylantenthema" nicht gelesen und diskutiert habe.

Hier müßte man nach meinem Empfinden auch die Diskussion vom Kopf auf die Füße stellen, wobei die Armut mit ihren Auswirkungen, z.B. für die Kinder" sicher ein Aspekt ist.
Man könnte sich auch mal ansehen, wo Deutschland da inzwischen in der EU steht, auch beim Lohn, bei der Bildung.....

Ja, mag sein, es hat mich aber betroffen gemacht, wer das alles geliked hatte und wie wenig man sich offenbar wirklich in diejenigen einfühlen kann, die bisher schon davon betroffen sind.
Dass dann sinngemäß solche Dinge kommen, wie, mein Lebensstandart ist nach wie vor gut, solche Probleme gibt es doch gar nicht, hätte ich aus dieser Ecke auch nicht ewartet.

Wobei ich mich nicht beschweren will, wir spüren es zwar mit meiner Rente und dem was ich hinzu verdiene und können keine größeren Sprünge machen, wie z.B. ein Auto, aber trotzdem geht es uns gut, im Gegensatz zu vielen anderen (auch hier in Deutschland).
Ich habe jetzt aber auch keine großen Ansprüche.

*Ziehe zweimal ein s bei deshalb ab.
Mein Hirn wird auch immer mehr zur breiigen Masse. :rolleyes:

...
 
@Cira

Du verstehst mich vollkommen falsch.

Ich kann das teilweise nachvollziehen, weil es ja leider genug Leute gibt, die so argumentieren, wie du meine Aussage jetzt auch auffasst.

Es tut mir leid, dass ich nicht besser herüberbringen kann, was ich meine - ich versuche es später nochmal.

Du liegst aber falsch, wenn du denkst, ich wüsste nicht, wie das ist, und es wäre mir einfach nie schlecht genug gegangen, um zu wissen, wie es ist, wenn man vorne und hinten mit dem Einkommen nicht auskommt.

Wenn ich alleine von meiner Arbeit leben müsste, hätte ich schon ein Problem, von den Kindern ganz zu schweigen. Dann wäre ich auch bestenfalls Aufstockerin, oder müsste mir hurtig was besser Bezahltes suchen... Was selbstredend auch nicht selbstverständlich zu finden ist...

Dass es mir selbst im Moment finanziell nach meinem Empfinden gut geht, habe ich nicht erwähnt, um zu betonen, wie toll ich doch bin und wie doof die anderen - sondern weil ich es als unredlich empfunden hätte, das in diesem Zusammenhang nicht zu erwähnen.

Natürlich kannst du daraus den Schluss ziehen, ich würde im Luxus leben (und vielleicht sogar auf die faulen Hartz-IV- Schmarotzer runterschauen), oder eben im Wolkenkukuksheim wohnen, oder was auch immer, das steht dir frei... Ich hätte es ja nicht zu schreiben brauchen. ;)

Aber vielleicht liest du auch den Rest, den ich geschrieben habe, nochmal, ohne gleich wegen einiger Reizworte direkt schnappig zu werden... Ich habe mich mehrfach auch auf andere Leute in meinem Bekanntenkeis bezogen, gerade weil ich meine augenblickliche Situation nicht für repräsentativ halte.

Und ja, es ist gut möglich, dass ich trotz allem zu kurz gedacht habe... Auch dazu kannst du aber, wenn du denn gewillt bist, schon weiter oben etwas finden...

Ich wechsele jetzt den Rechner, und hoffe, ich kann dann besser klar machen, was ich meine.
 
So - einmal die Treppe rauf und an den Rechner mit richtiger Tastatur gegangen und nochmal nachgedacht.

@Cira

Ich denke, ich weiß jetzt, wo wir aneinander vobeireden.

Die "Entwicklung", die du meinst, negiere ich absolut nicht.

Nur habe ich von der gar nicht gesprochen, als ich "Lebensstandard" schrieb. (Was möglicherweise mein Fehler ist :hallo: )

Ich bezog mich tatsächlich rein auf die materiellen Dinge (bzw. Besitztümer) und die medizinische Versorgung. Letzerer ist bürokratischer geworden, aber insgesamt nicht schlechter, und die individuellen Besitztümer, die jemand mit niedrigem oder mittlerem Einkommen sein eigen nennt - eher mehr.

Unabhängig davon, wie schwer oder leicht es ihm gefallen ist, die zu bekommen.

(Wenn ich nach der Beitragsstaffelung der Kindergartenbeiträge hier am Ort gehe, haben wir übrigens exakt ein mittleres Einkommen, das nur nebenbei. Weiß aber nicht, ob das hier auf diese Stadt bezogen ist, oder sich auf landesweite Werte bezieht.)

Wenn ich "Lebensstandard" lese, ist das für mich das materielle Niveau, auf dem jemand lebt. Was er besitzt und sich leisten kann oder sich zu leisten bereit ist.

Und da ist es für mich tatsächlich so: Ich kenne einige Leute, die mit (viel) weniger auskommen müssen als ich derzeit, und wenn ich so oder sogar mit noch etwas weniger leben müsste, wäre ich immer noch zufrieden. - Was, nehme ich an, auch daran liegt, dass ich zum Leben tatsächlich auch nach objektiven Maßstäben (bzw. verglichen mit anderen mit bekannten Leuten) nicht viel brauche, um zufrieden zu sein.

Möglicherweise denke ich aber in diesem Punkt zu kurz, bzw. für sehr viele andere Leute ist "Lebenststandard" sehr viel mehr als das.

Was du meinst, ist - für mich (und damit selbstverständlich nicht die absolute Wahrheit, nur halt meine Lesart) - etwas anderes. Und zwar Lebensqualität.

Darüber habe ich ja weiter oben schon geschrieben, und zwar in Beitrag #252, also direkt nach dem, auf den du dich in erster Linie beziehst (#250).

Vielleicht zu kurz, um wirklich deutlich zu machen, was ich darin sagen wollte, ich versuche es also noch einmal:

Für mich sind Lebensstandard und Lebensqualität zwei verschiedene Dinge.

Zur Lebensqualität ist mein Eindruck, dass es unabhängig davon, ob man sich Konsumgüter etc. leisten kann, und in welchem Ausmaß, eine hohe Unsicherheit das eigene Leben betreffend gibt. Und das in erster Linie durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt, die ich in weiten Teilen, und übrigens gerade für Akademiker, deren es ja irgendwie auch viel zu viele gibt (andererseits: Von welcher Berufsgruppe nicht), als extrem unbefriedigend empfinde.

Zeitverträge, Praktika, Werkverträge, Leiharbeit, Aufstocker-Arbeitsverhältnisse oder ein Jonglieren mit mehreren geringfügigen Beschäftigungen - am besten, wenn's nach dem Arbeitgeber geht, so weit wie's geht nicht sozialversicherungspflichtig und/oder mit Zuschuss "vom Amt"... alles ganz grausam. Und grausam unbefriedigend und auslaugend, wenn man drinsteckt. (Hab ich auch und kenne ich auch. :hallo: )

Offenbar ist es so, dass das vielen Leuten so an den Nerven zerrt, dass es ihnen für die Einschätzung ihrer Situation egal ist, wie viel sie tatsächlich besitzen. Allein die Angst, das alles vielleicht nicht behalten zu können - eben wegen der Arbeitsmarktsituation - oder eben auch die Sorge um Gas,Wasser, Strom usw. reichen aus, um alles ziemlich schrecklich zu finden.

Was ja absolut logisch ist... wie ich schon schrieb, würde ich mir nie anmaßen, zu sagen, jemand in dieser Situation "hat keinen Grund zu jammern" - ich finde es sehr verständlich, dass er das tut, eben wegen der Arbeitsmarktsituation und allem anderen.

Ich (persönlich) hätte diese Sorgen aber absolut getrennt vom Materiellen betrachtet. Was für mich eben der Lebensstandard ist.

Das andere - das ist für mich wie gesagt Lebensqualität, - und die lässt in diesem Lande bei allem in welchem Ausmaß auch immer vorhandenen oder empfundenen materiellen Wohlstand durchaus zu wünschen übrig.

Für mich: Deutlich mehr als der Lebensstandard.

Und das, nebenbei gesagt, obwohl es uns nicht nur in Sachen Grundversorgung, sondern auch in Sachen persönlicher Rechte, körperlicher Unversehrtheit etc. noch deutlich besser geht als in vielen, vielen anderen Ländern der Welt, ich wirklich dankbar bin, hier leben zu dürfen.

(Und das aus den o.g. Gründen auch immer noch wäre, wenn es mir materiell deutlich schlechter ginge.)

Ich habe jetzt grade den Faden verloren - wird vielleicht trotzdem so etwas deutlicher, was ich zu sagen versucht habe?
 
die ich in weiten Teilen, und übrigens gerade für Akademiker, deren es ja irgendwie auch viel zu viele gibt (andererseits: Von welcher Berufsgruppe nicht), als extrem unbefriedigend empfinde.

Zeitverträge, Praktika, Werkverträge, Leiharbeit, Aufstocker-Arbeitsverhältnisse oder ein Jonglieren mit mehreren geringfügigen Beschäftigungen - am besten, wenn's nach dem Arbeitgeber geht, so weit wie's geht nicht sozialversicherungspflichtig und/oder mit Zuschuss "vom Amt"... alles ganz grausam. Und grausam unbefriedigend und auslaugend, wenn man drinsteckt. (Hab ich auch und kenne ich auch

Ich verstehe was du meinst.
Nur muß halt schon mal sehen, was die Ursachen dafür sind welche Auswirkungen genau das auf die Gesellschaft hat, dann kommt man schon auch noch zu anderen Wählergruppen als den völlig in Armut lebenden.
 
@matty

Ja, das ist absolut richtig. "Hätten wir darüber gesprochen", hätte ich auch definitiv niemals mein Unverständnis über eine vorhandene Unzufriedenheit geäußert.

Aber um den Zusammenhang zwischen dem einen und anderen herzustellen, klebe ich offenbar zu autistisch am geschriebenenen Wortlaut... :verlegen:

Oder in andere Worten: Ich habe es einfach nicht gerafft.

Auch meine Schwiegermutter zB redet ständig, wenn es um "Ossis", "Flüchtlinge", "ausländische Mitbürger" und ihre eigenen Sorgen geht, grundsätzlich nur über Materielles und darüber, dass "die es ja vorn und hinten reingeschoben kriegen, während unsereins nicht weiß, wie er zurechtkommen soll" (Nochmal, um es klar zu sagen: Das stimmt bei ihr nicht, und es würde bei meiner Schwägerin nicht stimmen, wenn die halbwegs vernünftig mit ihrem Geld umgehen würde :sauer:)*

Mir war (da haben wir wieder das Problem mit der indirekten Kommunikation) nicht klar, dass in diesem Fall damit eigentlich vermutlich "etwas ganz anderes" gemeint ist.

Tut mir leid.

* Das :sauer: -Gesicht gibt's dafür, dass [Edit: Schmutzige Familienwäsche gelöscht.] Ich gestehe, das geht mich alles eigentlich nix (mehr) an, aber es nervt mich.
 
Wir kennen offensichtlich recht ähnliche Menschen, nur die "Beschuldigten" unterscheiden sich gelegentlich.;)
 
das Gesamtniveau mag höher wirken, da bestimmte Konsumgüter billiger geworden sind wie TV, Telefon und Co und Zentralheizungen in Wohnungen heute fast ebenso selbstverständlich sind wie Bäder

Übrigens nochmal dazu: Genau das meinte ich unter anderem.

Das Gesamtniveau wirkt in der Tat vermutlich allein schon dadurch höher. Das aber nicht unerheblich.

Für mich ist es eine "Verbesserung des Lebensstandards" (zur Definition s.o.), wenn es in jeder Wohnung ein Bad gibt, und nicht mehr ein Klo auf halber Treppe, mit Duschen oder Baden ein- bis zweimal die Woche in der öffentlichen Badeanstalt (wie der GG in seiner Kindheit). Und Zentral- ode wenigstens Gasetagenheizung statt Kohleofen oder Gasofen in jedem Zimmer.
Wenn sich jeder mindestens ein Handy (oder eben Festnetz oder beides) leisten kann. 8 oder 9 von 10 Leuten einen Fernseher haben, nicht nur ein oder zwei, und eine Mehrheit einen Computer mit Internetzugang. Wenn viele Leute es als selbstverständlich und Grundbedürfnis ansehen, einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren, und am besten und selbstverständlich in die Sonne (ich schreibe das ganz wertfrei und gebe zB wieder, was meine ehemaligen Klassenkameraden aus der Grundschule in der alten Heimat so machen. Die sind mehrheitlich in der Kindheit gar nicht weggefahren, und schon gar nichts in Ausland, das war viel zu teuer. Heute geht ohne Ausflug ans Mittelmeer in den Ferien gar nichts.) Wenn der ÖPNV immerhin in Form eines Bürgerbusses auch mein ehemaliges Heimatkaff erreicht hat. Wenn in weiten Teilen des Landes 6 von 10 Kindern auf's Gymnasium gehen und damit immerhin theoretisch Zugang zur Hochschulbildung haben. (Ob das immer so sinnvoll ist, sei mal dahingestellt, aber es ermöglicht mehr Leuten ein viel weiteres Ausbildungsspektrum als es noch in meiner Jugend gewesen ist).

Naja, und so weiter, und so weiter.

Einfach auf der Habenseite.

Unabhängig von den vielen anderen, ohne Zweifel teils sehr negativen Veränderungen, die in der Tat in den letzten Jahren auch über dieses Land hereingebrochen sind.

Aber, wie jetzt schon glaube ich zweimal geschrieben: Ich habe einfach nicht verstanden, dass viele Leute, die Mängel "im Materiellen" beklagen, eigentlich Mängel ganz woanders meinen, unter denen sie erheblich leiden.

Kann ich mich nur nochmal für entschuldigen.
 
So gesehen, stimmt es schon. Wenn Shoppen in weiten Kreisen zum anerkannten Hobby geworden ist, dann spielt das für viele schon eine große Rolle.
Ich kenne aber viele, denen sind Fernseher, Computer, Bekleidung nach der neuesten Mode völlig egal, aber die können nicht verstehen, dass Kultur nach einem arbeitsreichen Leben im Alter plötzlich ein unerreichbarer Luxus geworden ist, oder das es eben in vielen Großstädten, und nicht nur da, unvorstellbar ist, dass:

Wenn in weiten Teilen des Landes 6 von 10 Kindern auf's Gymnasium gehen und und damit immerhin theoretisch Zugang zur Hochschulbildung haben

Denn dann hätten wir nicht den Zustand, dass in DE wie, in kaum einem anderen EU-Land, die Bildung der Kinder von Bildungsstand der Eltern abhängt.

Darüber hinaus sind die o.g. materiellen Ausstattungen, wenn es nicht die neuesten sein müssen, für einen Appel und ein Ei zu erwerben.
 
Denn dann hätten wir nicht den Zustand, dass in DE wie, in kaum einem anderen EU-Land, die Bildung der Kinder von Bildungsstand der Eltern abhängt.

Die waren in dem Fall dann ja auch schon da, denn die Entwicklung ist ja nicht erst seit gestern so. ;)

Der Punkt ist doch eher: Von diesen 6 von 10 wären vielleicht 2 oder 3 anderswo eigentlich besser aufgehoben, und von den 4 von 10 schaffen es 2 auf keinen Fall, obwohl sie es könnten...

Aber auch wenn 6 von 10 eben rein auf NRW bezogen ist, und da sicher auch nicht überall gilt - selbst bei 4 oder 5 von 10 wären es noch deutlich mehr als "zu mener Zeit" da, wo ich groß geworden bin (2 oder maximal 3 von 10). Studium dito, nur dass ein Arbeitsplatz nach dem Studium leider alles andere als sicher ist, und ich manchmal den Eindruck habe, viel zu oft ist das Studium eigentlich nur eine Möglichkeit, junge Leute noch etwas länger vom umkämpften Arbeitsmarkt fernzuhalten - unter dem Vorwand der "besseren Ausbildung"...

Aber das ist schon wieder ein anderes Thema. Und eindeutig ein Missstand.

Darüber hinaus sind die o.g. materiellen Ausstattungen, wenn es nicht die neuesten sein müssen, für einen Appel und ein Ei zu erwerben.

Aber genau das meine ich doch!

Heute kostet vieles "einen Appel und ein Ei", was früher eine richtig wohlüberlegte Anschaffung sein musste, bzw. für sehr viele Leute auch gar nicht erschwinglich war. Und viele Leute haben es und nutzen es und haben deswegen einen höheren Lebensstandard (Definition s.o.) als zu Zeiten, wo nur wenige sich dieselben Güter und Geräte leisten konnten.

Dadurch ist, um es nochmal zu wiederholen, das Leben nicht komplett besser, schöner und leichter geworden.

Aber es ist doch auch nicht so, als sei das alles gar nichts, und gar nichts wert und als hätte sich gegenüber damals gar nichts verändert, oder "alles nur zum Schlechteren". :verwirrt:

Wenn ich die Wahl hätte zwischen Gasetagenheizung und Kohleheizung mit Eimer aus dem Keller hochschleppen, und sagen müsste, was mein Leben wie beeinflusst, würde ich jedenfalls nicht die Kohleheizung unter den positiven Punkten aufführen. Dito bei Badewanne/Dusche in der Küche (oder gar nicht) und Klo auf halber Treppe...

Ich verstehe das Argument: "Kann ja sein, dass sich das Niveau dann höher anfühlt" schlicht nicht. - Womit ich meine: Ich möchte es gerne verstehen, vielleicht kann mir ja mal jemand weiterhelfen, denn im Moment stehe ich komplett auf dem Schlauch und komme mir ziemlich ignorant und doof vor.

Für mich "fühlt" es sich nicht nur höher an, es ist höher.

Was, wie ja nun schon wiederholt festgestellt wurde, nicht heißt, dass das Leben dadurch automatisch in allen Bereichen "schöner" ist, oder die Leute glücklicher sind oder sein sollten, oder "gar keine" Probleme haben, oder finanziell völlig sorgenfrei sind, oder...

Hach, schwierig.
 
Und um es nochmal deutlich zu sagen: Genau diese Punkte meinte ich, als ich schrieb, dass sich seit den späten 1990ern (oder eher den 2000ern) "nicht mehr so viel verändert" hat oder es seitdem evtl. sogar Rückschritte gibt.

[Anmerkung: gilt in dieser Form wohl ungefiltert nur für die 'alten' Bundesländer.]

Aber beim Stand von 1970 oder 1980 oder wahrscheinlich sogar 1990 sind wir in diesen - rein materiellen - Punkten trotzdem noch nicht wieder.
 
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