So - einmal die Treppe rauf und an den Rechner mit richtiger Tastatur gegangen und nochmal nachgedacht.
@Cira
Ich denke, ich weiß jetzt, wo wir aneinander vobeireden.
Die "Entwicklung", die du meinst, negiere ich absolut nicht.
Nur habe ich von der gar nicht gesprochen, als ich "Lebensstandard" schrieb. (Was möglicherweise mein Fehler ist
)
Ich bezog mich tatsächlich rein auf die materiellen Dinge (bzw. Besitztümer) und die medizinische Versorgung. Letzerer ist bürokratischer geworden, aber insgesamt nicht schlechter, und die individuellen Besitztümer, die jemand mit niedrigem oder mittlerem Einkommen
sein eigen nennt - eher mehr.
Unabhängig davon, wie schwer oder leicht es ihm gefallen ist, die zu bekommen.
(Wenn ich nach der Beitragsstaffelung der Kindergartenbeiträge hier am Ort gehe, haben wir übrigens exakt ein
mittleres Einkommen, das nur nebenbei. Weiß aber nicht, ob das hier auf diese Stadt bezogen ist, oder sich auf landesweite Werte bezieht.)
Wenn ich
"Lebensstandard" lese, ist das für mich das
materielle Niveau, auf dem jemand lebt. Was er besitzt und sich leisten kann oder sich zu leisten bereit ist.
Und da ist es für mich tatsächlich so: Ich kenne einige Leute, die mit (viel) weniger auskommen müssen als ich derzeit, und wenn ich so oder sogar mit noch etwas weniger leben müsste, wäre ich
immer noch zufrieden. - Was, nehme ich an, auch daran liegt, dass ich zum Leben tatsächlich auch nach objektiven Maßstäben (bzw. verglichen mit anderen mit bekannten Leuten) nicht viel brauche, um zufrieden zu sein.
Möglicherweise denke ich aber in diesem Punkt zu kurz, bzw. für sehr viele andere Leute ist "Lebenststandard" sehr viel mehr als das.
Was du meinst, ist -
für mich (und damit selbstverständlich nicht die absolute Wahrheit, nur halt meine Lesart) - etwas anderes. Und zwar Lebensqualität.
Darüber habe ich ja weiter oben schon geschrieben, und zwar in Beitrag #252, also direkt nach dem, auf den du dich in erster Linie beziehst (#250).
Vielleicht zu kurz, um wirklich deutlich zu machen, was ich darin sagen wollte, ich versuche es also noch einmal:
Für mich sind
Lebensstandard und
Lebensqualität zwei verschiedene Dinge.
Zur
Lebensqualität ist mein Eindruck, dass es unabhängig davon, ob man sich Konsumgüter etc. leisten kann, und in welchem Ausmaß, eine hohe
Unsicherheit das eigene Leben betreffend gibt. Und das in erster Linie durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt, die ich in weiten Teilen, und übrigens gerade für Akademiker, deren es ja irgendwie auch viel zu viele gibt (andererseits: Von welcher Berufsgruppe nicht), als
extrem unbefriedigend empfinde.
Zeitverträge, Praktika, Werkverträge, Leiharbeit, Aufstocker-Arbeitsverhältnisse oder ein Jonglieren mit mehreren geringfügigen Beschäftigungen - am besten, wenn's nach dem Arbeitgeber geht, so weit wie's geht nicht sozialversicherungspflichtig und/oder mit Zuschuss "vom Amt"... alles ganz grausam. Und grausam unbefriedigend und auslaugend, wenn man drinsteckt. (Hab ich auch und kenne ich auch.
)
Offenbar ist es so, dass das vielen Leuten so an den Nerven zerrt, dass es ihnen für die Einschätzung ihrer Situation
egal ist, wie viel sie tatsächlich besitzen. Allein die Angst, das alles vielleicht nicht behalten zu können - eben wegen der Arbeitsmarktsituation - oder eben auch die Sorge um Gas,Wasser, Strom usw. reichen aus, um
alles ziemlich schrecklich zu finden.
Was ja absolut logisch ist... wie ich schon schrieb, würde ich mir nie anmaßen, zu sagen, jemand in dieser Situation "hat keinen Grund zu jammern" - ich finde es sehr verständlich, dass er das tut, eben wegen der Arbeitsmarktsituation und allem anderen.
Ich (persönlich) hätte
diese Sorgen aber
absolut getrennt vom Materiellen betrachtet. Was für mich eben der
Lebensstandard ist.
Das andere - das ist für mich wie gesagt
Lebensqualität, - und die lässt in diesem Lande bei allem in welchem Ausmaß auch immer vorhandenen oder empfundenen materiellen Wohlstand durchaus zu wünschen übrig.
Für mich: Deutlich mehr als der Lebensstandard.
Und das, nebenbei gesagt,
obwohl es uns nicht nur in Sachen Grundversorgung, sondern auch in Sachen persönlicher Rechte, körperlicher Unversehrtheit etc. noch deutlich besser geht als in vielen, vielen anderen Ländern der Welt, ich
wirklich dankbar bin, hier leben zu dürfen.
(Und das aus den o.g. Gründen auch immer noch wäre, wenn es mir materiell deutlich schlechter ginge.)
Ich habe jetzt grade den Faden verloren - wird vielleicht trotzdem so etwas deutlicher, was ich zu sagen versucht habe?