Als Einstieg
Weiterführend gibt es Bücher von Ganßloser und Strodtbeck zum Thema.
Vielen Dank für den Link zu diesem sehr aufschlussreichen Artikel.
Ich weiss, es geht um Rüden, aber ich kann nur von Hündinnen reden.
Wir hatten ehemals unsere Bullterrier-Hündin Fancy im Alter von drei Jahren wegen einer Gebärmuttervereiterung zwangsläufig kastrieren lassen müssen. Wirklich kastrieren, es wurde in einer OP alles entfernt. Für einen weiblichen Hund anatomisch bedingt wahrscheinlich ein größerer Eingriff, als bei einem Rüden. Aber es bleibt ja normalerweise noch die Sterilisation, die glaube ich etwas weniger invasiv ist oder zumindest keine Organentnahme erfordert. Bin da kein Experte.
Ohne die medizinische Notwendigkeit hätten wir weder das Eine noch das Andere machen lassen. Auch Mila, Fancys Nachfolgerin, ist nicht kastriert/ sterilisiert.
Wir sind bei dieser Entscheidung schon immer der Überzeugung gefolgt, dass wir nicht mehr, als unbedingt notwendig, in die Natur eingreifen mögen.
Ausserdem ist jede Vollnarkose nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere immer auch ein Risiko.
Glaube aber, Rüden müssen zur Kastration nicht in die Vollnarkose, oder?
In den letzten Jahren kam aufgrund neuerer Erkenntnisse und Berichte bei uns auch die Überzeugung hinzu, dass Kastration und Sterilisation bei verschiedenen Krebsarten und anderen Beschwerden eine wesentlich größere Rolle spielen, als bislang angenommen. Das betrifft Männlein und Weiblein gleichermaßen.
Mila’s Läufigkeit erfordert schon jedesmal Management und Aufpassen, Einschränkungen (kein Hundepark/ Hundekontakt etc.). Zumal sie bisher auch alles andere als regelmäßig läufig wird, wodurch wir oft über sehr lange Zeiträume aufpassen müssen. Natürlich wäre es wesentlich bequemer, wenn sie sterilisiert wäre und dieser Aufwand, wie auch das Bluten, einfach entfiele.
Aber da stellen wir die Gesundheit des Hundes über unsere eigene Bequemlichkeit.
Ich finde, dass man aber dennoch nicht pauschal von Kastration/ Sterilisation abraten, oder Halter für ihre “Bequemlichkeit” mit Kopfschütteln abstrafen kann.
Kastration aus reiner Bequemlichkeit kann ich zwar für mich persönlich nicht verantworten.
Neben der Gesundheit des Hundes und der menschlichen Bequemlichkeit gibt es aber auch eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die meiner Meinung nach bei jedem einzelnen Hundehalter in diese Entscheidung hineinspielen und die auch mit Bequemlichkeit gar nicht immer etwas zu tun haben müssen.
Dazu kommt dann eben auch noch das Thema Tierschutz.
Bei uns wird der Tierschutz unter anderem auch von Seiten der Kommunen dahingehend gefördert, dass die Gebühren für die Hundehaltung sinken, wenn der Hund kastriert/ sterilisiert ist.
Aktuellen medizinischen Abwägungen hält diese Art von Förderung nach allem was ich zumindest weiss eigentlich nicht mehr stand.
Wenn man aber sieht, dass es eigentlich generell viel zu viele “Oops”-Geburten aus unkontrollierter Zucht gibt und wie viele Tiere ihr Dasein in Tierheimen fristen, dann erschließt sich einem zumindest der Gedanke hinter einer solchen Förderung.
Offensichtlich sind halt etliche Halter nicht willens oder nicht in der Lage, ungewollte Schwängerungen zu verhindern. Möglich ist das auf jeden Fall, auch ohne Kastration/ Sterilisation.
Man könnte jetzt einsteigen und über das Thema Verantwortung diskutieren und ob diese Halter überhaupt Hunde haben sollten.
Man kann aber die Halter als Verantwortliche sehen, soviel man will. Die Praxis sieht eben einfach so aus, dass jeder Halter seine eigene Philosophie zur Haltung von Haustieren hat. Danach priorisieren sich auch die Entscheidungen. Der eine Halter hat kein schlechtes Gewissen bei der Entscheidung für die Kastration, weil er die Vorteile sieht, während der andere Halter die Nachteile sieht und es daher ausschließt. Weder der eine, noch der andere Halter sieht sich selbst wahrscheinlich als verantwortungslos.
Das ist ein Thema, bei dem man nur schwer zu einem generellen “Richtig oder Falsch” gelangen kann, finde ich.