Mein direkter Nachbar, z.Z. ohne bezahlte Arbeit, hilft ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission und ist gerade in den letzten Wochen aktiver im Einsatz als er es mitunter zu berufstätigen Zeiten war. Die meisten derzeit am Bahnhof aktiven Helfer sind ohne Arbeit, sonst hätten sie gar nicht die Möglichkeiten, sich so zu engagieren.
Mein Nachbar war schon immer großer Schwedenfan, spricht die Sprache, hat in finanziell besseren Zeiten jeden Urlaub dort verbracht und in den 20 Jahren, die wir uns schon kennen, immer davon geträumt, vielleicht irgendwann mal seine Zelte hier abzubrechen und ganz nach Schweden zu gehen. Und natürlich, ich kann es ihm nicht verdenken, drehen sich seine Gedanken gerade jetzt wieder um das Thema, wenn gerade er Menschen auf der Flucht dabei hilft, die Züge Richtung Schweden zu finden. Er hat schon gescherzt, dass er vielleicht jetzt einfach seinen Pass wegschmeißen sollte, um sie zu begleiten...... und er wird es jetzt nicht tun, genauso wie er es nie getan hat. Warum? Weil Zuhause eben Zuhause ist und es hier auch in schlechten Zeiten Aufgaben für ihn gibt. Müsste er Deutschland verlassen, ist er der erste, von dem ich wüsste, wohin es ihn ziehen würde, aber freiwillig und ohne Druck wird auch er es nicht tun. Genauso wird es den Allermeisten gehen, die derzeit keine Möglichkeiten haben, in ihrem Zuhause zu bleiben. Wenn man schon nicht dort bleiben kann, dann wenigstens dort stranden, wo man sich eine Zukunft überhaupt vorstellen kann.
Sorry für den Roman, der nicht wirklich hilfreich ist. Aber ich fand, der Thread kippte gerade wieder und ich wollte die Anspannung ein wenig auflockern.