Und jetzt erzähl mir nicht, dass DU als TA wochenlang zu Hause sitzt und am heulen bist weil einer deiner Patienten gestorben ist... Bullshit! Dann wäre kein TA mehr einsatzfähig
Würde ich nicht erzählen - wohl aber, dass ich mich bemühe für jedes Tier (Nicht unbedingt für den Besitzer - das KANN ein Unterschied sein) das beste zu tun.
Und die wenigsten Kollegen machen um 17 Uhr die Praxistür zu und vergessen alles - viele sitzen dann noch über Fachliteratur zu einem besonderen Fall und trauern auch um Patienten, denen sie nicht helfen konnten (gerade bei Stammkunden) ... nur sicher nicht wochenlang.
Genau das ist der Punkt (abgesehen von jahrelanger Erfahrung mit verschiedensten Erkrankungen), warum ein TA eben oft einen neutraleren Blick auf wahrscheinliche und unwahrscheinliche Krankheitsursachen und sinnvolle oder nicht sinnvolle Untersuchungen und Behandlungen hat .
Wenn man emotional zu tief drinsteckt verliert man nämlich den objektiveren Blick - das geht mir bei meinen eigenen Tieren nicht anders ... da schwankt man immer zwischen der Hoffnung "wird schon nicht so schlimm sein" und der Befürchtung "was, wenn gerade bei meinem die Komplikationen eintreten, die es nur bei jedem 100000sten gibt" und klammert sich an jeden noch so unwahrscheinlichen Strohhalm (warum machen wohl auch in der Humanmedizin immer wieder "Wunderheiler" Schlagzeilen, die Schwerstkranken mit dubiosen "Therapien" das Geld aus der Tasche gezogen haben? Obwohl jeder mit gesundem Menschenverstand, der nicht in der Situation steckt nur den Kopf drüber schüttelt, wie man sowas glauben kann)
Als TAH hast Du sicher auch genug Fälle mitbekommen, in den Besitzer ein offensichtlich leidendes und todkrankes Tier immer weiter behandeln lassen wollten, weil sie sich nicht trennen konnten und sich an wenige bessere Momente geklammert haben ...
oder im anderen Fall Erkrankungen, die leicht durch eine OP oder Infusionstherapie geheilt werden könnten, die Besitzer dem Tier eine Narkose oder einen kurzen stationären Aufenthalt "nicht antun" wollten und das Tier dann lieber einschläfern oder weiter leiden lassen ...
In beiden Fällen ist ein neutraler Blick auf Chancen und Risiken -für das Tier !- mehr Wert als alles emotionale Heulen
P.S. auch Anaplasmose lässt sich in kurzer Zeit diagnostizieren, wenn man von Anfang an solide Diagnostik betreibt, das Wahrscheinlichste ausschließt und dann die selteneren Möglichkeiten in vernünftiger Reihenfolge abarbeitet - dazu braucht es keine Internetgeheimtips ... aber selbstverständlich kann man auch von hinten mit den seltensten Möglichkeiten anfangen und sich dann zu den häufigeren vorarbeiten ... oder einfach direkt ALLES testen