Natürlich ist das mit den Hormonen richtig - irgendwie müssen Gefühle ja entstehen und vermittelt werden. Wir sind nunmal Lebewesen, die auf Biologie basieren, und alles, was in uns passiert, passiert mit Hilfe biologischer Vorgänge auf chemischer Basis. Also Biochemie.
Genau so, wie alles, was in einem Computer passiert, aufgrund von Physik und Chemie passiert.
Und genau wie ein Computer "Hardware-Fehler" haben kann, kann das auch der Körper, und wenn dann Prozesse betroffen sind, die auch das Verhalten und Fühlen beeinflussen - ist auch der Charakter betroffen. Das ist so. Und das macht eben z.B. das tückische an psychischen Erkrankungen aus. Dass Betroffene diese unter Umständen aus diesen Gründen selbst gar nicht bemerken
können...
Und trotzdem ist das, was unsere Gefühle, Gedanken und Schlussfolgerungen angeht, auch wenn es natürlich auf Biochemie basiert, deutlich mehr als "nur Biochemie".
Was heißt das denn auch?
Dass man zB "sein Kind oder seinen Partner ja nur liebt, wegen Prolactin und Oxytocin, und sich sonst total egoistisch verhalten würde"? - Ahem? Diese Hormone sind kein Fremdkörper, sondern ein Teil von dir! Und die werden nicht für nix ausgeschüttet.
Wenn's so einfach wäre, würden die Leute keine k.o.Tropfen mehr in der Disco verteilen, sondern Oxtocin-Nasenspray, und schon könnte jede mit jedem. So
ist das aber nicht.
Dein ganzes Ich - und dazu gehört dein Magen genauso wie dein Gehirn, und auch die Hormone - ist sozusagen ein verschränkter Regelkreis. Bzw. mehrere...
In anderen Worten: Es ist nicht so, dass du zufällige einen Hormonflash erlebst, während dir jemand über den Weg läuft, und dem verfällst du dann als Opfer deiner Hormone..
Sondern du lernst jemanden kennen und irgendwas an ihm sagt dir (und zwar nicht nur aufgrund deiner Hormone, biochemischer Kompatibilität usw., sondern auch aufgrund deiner Lebenserfahrung - im jüngeren Alter überwiegt sicherlich das erste, später das zweite...
), dass "der" der Richtige für dich ist.
Und
dann werden, um diese Beziehung zu stabilisieren, die Hormone ausgeschüttet. Was ja auch durchaus in fortpflanzungstechnischer Hinsicht Sinn macht. Das ist aber kein Grund, es schlecht zu reden... warum das passiert, ist doch egal, angenehm fühlt sich das doch auch an, wenn man gar keine Kinder mehr will, oder?