BUDDY
- eine besondere Herausforderung...
Er kam mit 1,5 Jahren zu mir...die typische Vorgeschichte:
-polnischer Pass (1. Tollwutpfung mit 5 Wochen, Geburtsdatum durchgestrichen und ne Woche "vorverlegt")
-Erstbesitzer junger Türke abwechselnd mit seinem Onkel
- mit 1 Jahr Beschlagnahmung
- 5 Monate Tierheim
zusätzlich hatte er sich wohl mit 5 Monaten bei einem Autounfall das Vorderbein gebrochen, das nicht richtig versorgt wurde und schief zusammengewachsen ist.
Für eine Korrektur-OP wurde im Th gesammelt, die OP durchgeführt ... und dann festgestellt, dass Buddy mit Gips und Halskragen im TH durchdreht.
Er bekam fast 2 Wochen starke Beruhigungsmittel um die Situation irgendwie handeln zu können und die Bein-OP nicht zu gefährden .... bis er schließlich als Notfall bei mir landete ...
Ein 1,5 jähriger, unerzogener, intelligenter, selbstbewusster Rüpel mit insgesamt noch fast einem halben Jahr strengem Leinenzwang (es waren noch Nach-Ops nötig, Wundheilungsstörungen etc) .... aber Power bis über beide Ohren.
Vielleicht können sich damit einige von Euch die Situation in etwa vorstellen
Es gibt Hunde, bei denen man einfach nicht weiß, ob man Lachen, Weinen, Kopfschütteln oder ihm den Hals umdrehen soll .... Buddy ist so einer
Der häufigste Kommentar, den ich mit ihm höre: "Auf die Idee ist vorher noch keiner gekommen!"
Eine Freundin nennt ihn nur noch "Michel (von Lönneberga)", weil er ständig Streiche und Blödsinn im Kopf hat -ohne dass es aber böse gemeint wäre.
Ich finde er hat auch was von Pipi Langstrumpf : "Ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt"
- keinen Respekt vor Autoritäten , die ihn für unerziehbar halten
- tut ALLES für Leute die er/ sie mag oder respektiert- aber nur freiwillig
- sehr eigene Ideen zur "Problemlösung"
- immer selbstbewusst, vor nichts Angst und immer fröhlich -außer wenn es den Freunden schlecht geht.....
Ein anderer Vergleich wäre Rockstar:
Unglaublich viel Charme und Präsenz, ein Fanclub (hatte Buddy im TH tatsächlich ) - aber auch die Möglichkeit, dass ein Hotelzimmer verwüstet oder ein Paparazzi verprügelt wird .
Alles in allem ein Hund, der unglaublich viel Spass macht, mit dem es NIE langweilig wird, der aber doch auf Dauer etwas anstrengend sein kann.
Eben hatte ich wieder so eine Situation:
Buddy hat meine alte (14J.) Cheyenne so zum spielen bedrängt, dass ich einschreiten wollte.
Da die beiden am anderen Ende des Flurs waren und Buddy auf ein einfaches "Schluss jetzt" nicht reagiert hat, habe ich mal eben einen Schlüsselbund rüber geworfen. (Jaaaaa -auch ich mache manchmal so "böse" Sachen- allerdings nur wenn ich Hund und Situation kenne ).
Die Ablenkung hat funktioniert - allerdings anders als gedacht:
Keine Spur von Erschrecken (Cheyenne ist eh taub - die hat gar nichts gemerkt) - Buddy hat den Schlüsselbund aufgehoben, selbst noch ein paar mal in die Luft geworfen und in dann auf "Bring Schlüssel" apportiert .
Er kennt zwar "Bring", aber einen Schlüssel habe ich noch nie probiert, weill in allen Büchern steht, dass Hunde Metall nicht gern ins Maul nehmen. (Buddy liest keine Bücher )
Buddy war begeistert,dass ich ihn gelobt habe und hat innerhalb der nächsten 10 Minuten gelernt den Schlüssel in jeder Ecke der Wohnung zu suchen und zu bringen - sehr praktisch, ich werde es weiter ausbauen
(Nachtrag: das ist inzwischen unsere Variante von ZOS geworden und der Schlüssel Buddy Lieblingsapportel
)
Andere Situation:
Agilitytraining, diesen Sommer just-for-fun angefangen. Buddy springt über eine Hürde, reißt die Stange, macht eine Vollbremsung, dreht sicht um, nimmt die Stange ins Maul und trägt sie grinsend (wirklich ) rund um den Platz. Er hat erst gestoppt, als er mit Stange durch den Tunnel rennen wollte und stecken blieb . Die Lacher waren uns sicher!
Oder:
Trainerstunde: Wir wollen testen wie stark sein Spiel- und Beutetrieb ist und wie er auf Frustration reagiert.
Die Trainerin hat eine Schachtel Spielzeug und wir suchen eins aus, auf das wir ihn richtig "Heiß" machen.
Dann wird es abwechselnd von mir, von der Trainerin festgehalten, schnell bewegt, versteckt, auf den Boden gelegt, ihm wieder weggenommen...Buddy war voll konzentriert darauf.
Um zu testen wie er auf Frustration reagiert haben wir es dann so hoch gelegt, dass er nicht rankam - wir haben erwartet, dass er hochspringt, bellt, evtl. mich anschaut...und wollten sehen wie lang es dauert bis er aufgibt....
Buddy hat einmal kurz hochgeschaut, sich umgedreht und ein anderes Spielzeug aus der Schachtel geholt (die wir beide zu dem Zeitpunkt schon lang vergessen hatten) - Damit hat er dann grinsend seine Runden gedreht -
Kommentar der Trainerin: "Die Idee hatte noch keiner "
Wir wieder bei einer Trainerin (habe ich erwähnt, dass er schon drei zur Verzweiflung gebracht hat ? ) zum Vorgespräch unter anderem wegen dem Problem "Aufmerksamkeit heischendes Verhalten".
Raum mit Tisch, zwei Stühlen und ein paar Regalen mit Hundezubehör.
Die Trainerin meint: "er kann ruhig rumlaufen solang wir uns unterhalten und wir ignorieren ihn ganz egal was er macht"
ich frage nach "Sicher nichts da, womit er was anstellen oder das er kaputtmachen könnte?" - "Nee, hier laufen ständig Hunde rum, alles sicher!"
Buddy läuft ein paar Minuten entspannt, neugierig schnüffelnd durch den Raum, stellt wohl fest, dass er hier tatsächlich nichts anstellen kann - und geht zur Tür, drückt die Klinke, zieht die Tür zu sich ( er kann Türen problemlos "verkehrtrum" öffnen), bleibt mit der Pfote auf der Klinke stehen und schaut sich zu uns um : "Ich geh dann mal draußen weiterschauen "
Ich mußte ihn dann natürlich zurückgerufen...Kommentar Trainerin: "Auf die Idee kam noch keiner" - mal wieder
Das wars dann mit "wir ignorieren alles was er tut"
Da fällt mir gerade noch was zum Thema Buddy und Türen ein:
Wir sind letztes Jahr umgezogen. Haus mit riesigem Garten - natürlich extra hundesicher eingezäunt.
Der erste Ausflug in den Garten - Meine beiden raus zur Terassentür:
Cheyenne schnüffelt interessiert an jedem Busch, pinkelt mal irgenwo hin und bewegt sich entspannt in Schlangenlienien durch den ganzen Garten - kuckt hier, schnüffelt da - wie man es von einem normalen Hund erwartet .
Buddy kommt aus der Terassentür, guckt einmal kurz rund und läuft schnurgerade aufs Gartentor zu. Dort drückt er direkt die Klinke und probiert aus, ob es sich nach innen oder außen öffnen läßt (weder noch - ich hab abgeschlossen ).
Daraufhin geht er gezielt den ganzen Zaun lang, versucht ab und an seine Nase drunterher zu schieben ( Zaun geht extra bis gaaaanz runter, teilweise sogar eingegraben ).
Schließlich kommt er ans untere Gartentor und prüft auch dort direkt ob es sich irgendwie öffnen läßt (natürlich auch abgeschlossen - manchmal ist Frauchen doch schlauer )
Erst nachdem er das ein paar Wochen immer wieder erfolglos getestet hat, versucht er nicht mehr die Türen zu öffnen.
Ich würde aber nicht die Hand für ins Feuer legen daß er endgültig aufgegeben hat
Er testet einfach in jeder Situation erstmal konsequent wo die Grenzen sind - wörtlich wie hier, aber auch genauso im übertragenen Sinn.
Andere Situation - ich hoffe ich kann sie richtig beschreiben - in live war es wirklich lustig - die gleiche Situation mit einem anderen Hund wäre zu 99% nicht lustig geworden ..... mit Buddy schon
Letztes Jahr üben wir für den Hundeführerschein. Buddy ist ein 2-Jahre alter Rüpel und gerade ein halbes Jahr bei mir.
Er hat vor nichts und niemand Respekt und hält die ganze Welt (incl. Menschen und Tiere darauf) für seinen persönlichen Abenteuerspielplatz.
Anfangs hielt er sich selbst für den Mittelpunkt dieser Welt, dann hat er irgendwann eingesehen, dass ich es wohl bin - alle anderen (Menschen, Tiere, Maschinen...) nimmt er nicht wirklich ernst.
Wir üben also "Platz,bleib" an der Leine. D.h. der Hund musste auch liegenbleiben, wenn ich mich ca. 2 Meter vor ihn stelle und gleichzeitig leicht an der Leine ziehe.
Das hat bei uns auch sehr gut funktioniert. Ich konnte hin- und weg- und wieder zurückgehen, an der leine ziehen...Buddy blieb brav und auf mich konzentriert liegen.
Dann wollte der Trainer mir etwas mit Buddy demonstrieren (ich weiß nicht mehr was) und übernahm mein Leinenende.
Der Trainer selbst ist Typ Macho (nicht negativ gemeint!), vor dem die meisten Hunden und Menschen allein durch sein Auftreten und seine Ausstrahlung Respekt haben. Und bei dem selbst die meisten Rüpel in wenigen Minuten "handzahm" werden.
Er stellt sich also mit gespannter Leine vor Buddy und zieht leicht daran - Buddy dreht den Kopf zur Seite und fasst die Leine am anderen Ende (das ja genau an seinen Nase vorbeizog) und zieht dagegen....
erst noch im Liegen, dann steht er auf und hüpft wie ein Dildopp rings um den Trainer rum immernoch mit seinem Leinenende im Maul.
Der Trainer versucht alle üblichen Methoden mit ruhigem Kommando, mit energischem Befehl, mit Ignorieren, mit ablenken .... was gar nicht so einfach ist, wenn ein wildgewordenes knapp 30kg Känguruh am anderen Leinenende zieht und schlicht auf gar keine Aktion reagiert.
Buddy sieht man seinen Spass am lustigen "Tauziehen" von weitem an - dem Trainer seine zunehmende Frustration und steigenden Blutdruck (schließlich kuckt ja auch die ganze Gruppe inzwischen fasziniert zu )
Schließlich bekommt der Trainer Buddy am Halsband zu fassen und kann ihn damit zumindest stillhalten - was aber nicht heißt, dass Buddy die Leine losläßt . Also versucht er ihn am Halsband .....tja wenn ich jetzt schreibe "zu erwürgen" hört sich das nicht mehr lustig an, trifft es aber am ehesten.
Buddy hatte aber wirklich (!) deutlich sichtbar zu keiner Zeit Stress oder einen Ansatz zur Aggression - im Gegensatz zum Trainer - er zog aber weiter mit aller Kraft dagegen und und drehte und wendete sich wie ein Aal.
Auf jeden Fall nahm ich in diesem Moment dem Trainer die Leine ab, sagte zu Buddy ganz entspannt "Lass den Quatsch, sitz, aus" - Und Buddy setzte sich, spuckte die Leine aus und sah mich vorwurfsvoll an : "Frauchen, du bist ein Spielverderber - es fing gerade an lustig zu werden !"
Seither freut er sich jedesmal, wenn er den Trainer sieht und zieht wedelnd hin - "Da ist der Kumpel mit dem man so toll Tauziehen spielen kann "
Ich weiß nicht, ob die Freude auf Gegenseitigkeit beruht - auf jeden Fall hat der Trainer mir nieeee wieder die Leine aus der Hand genommen - und den Hundeführerschein haben wir dann fast komplett mit "sehr gut" bestanden.
Buddy kann daheim bei mir aber auch wirklich lieb und sehr sensibel sein - was mir keiner glaubt,der ihn sonst kennt .
Ich hatte ihn gerade ein paar Wochen und er war eigentlich ein vollkommen unausgelasteter (Gipsbein/Leinenzwang), unerzogener, hyperaktiver Rüpel .
Dann hat mich die Grippe einen Tag richtig erwischt - Fieber, Kopfweh, das volle Programm.
Ich konnte mich gerade so morgens ne kurze Runde zum Gassigehen rausschleppen und bin dann gleich wieder ins Bett gefallen...
Ich befürchtete schon, dass Buddy in der Zeit die Wohnung auf den Kopf stellt oder alle 5 Minuten aufs Bett hüpft um mich zu aktivieren.
Von wegen - das Sensibelchen legte sich gaaaaanz ruhig ans Fussende und bewegte sich komplett 6 Stunden nicht von der Stelle!
Cheyenne legte sich zwar auch mal zu mir, stand aber immer mal auf um zu trinken, sich ins Wohnzimmer zu legen etc..
Buddy blieb regungslos liegen -auch wenn ich mal kurz ins Bad oder was trinken gegangen bin - bis ich mich schließlich selbst für die Nachmittagsrunde aus dem Bett schleppte
Ein typischer Fall von "Harte Schale - weicher Kern"
Heute wieder ein schönes "Buddy-Erlebnis":
Heute abend nach dem Essen...ich sitze gemütlich vor dem Fernseher, die Hunde liegen so rum.
Plötzlich steht Buddy auf, Nase in der Luft, wild nach oben schnüffelnd... ich hab mich erst gewundert, was das denn nun soll, dann ist mir eingefallen, dass ich ein paar Schweineohren (Weihnachtsgeschenke für morgen) oben auf den Wohnzimmerschrank gelegt habe (einer der wenigen Buddysicheren Plätze).
Buddy wird immer aktiver.. läuft links, läuft rechts, stellt sich auf die Hinbterbeine, versucht über das Sofa näher ran zu kommen...
"Ne, Buddy keine Chance, die gibts erst morgen"
Als er merkt, dass er keine Chance hat allein ran zu kommen, öffnet er mit der Pfote die angelehnte Tür seiner Box (Plastiktransportbox, steht mit im WZ und ist sein Platz, wenn er sicher irgendwo bleiben muss) und legt sich rein.
Dabei guckt er mich von unten gaaaaaanz lieb an - schau mal was für ein liiiiieber Hund ich bin
"Ok, Buddy - da kann ich nicht widerstehen - also ist einfach heute Weihnachten
Hundebeschäftigung àla Buddy:
Keine Ahnung wo er die gefunden hatte, aber heute kam Buddy aus meinem Abstellraum mit einer Tüte Kabelbinder in den Flur gelaufen, die er ganz stolz präsentierte und schüttelte.....
dummerweise war die Tüte schon offen und das ganze Sortiment flog im Flur herum, verschiedene Größen, alle einzeln....
Erst fing ich an jeden einzeln aufzuheben, gebückt, auf Knieen...dann dachte ich mir: Buddy, Du hast sie verstreut-Du hebst sie auch auf!
Also bewaffnete ich mich mit einem Becher Trockenfutter, zeigte auf einen Kabelbinder und sagte "Bring Kabelbinder" (ich glaube DAS Kommando hat so noch kein Hund gehört )
Nach 2-3 mal zeigen hatte er kapiert was ich wollte, sammelte alle Kabelbinder ein und tauschte sie gegen Futterbrocken...
Das ging zwar langsamer als wenn ich sie selbst aufgesammelt hätte, aber mein Rücken war geschont und der Hund beschäftigt.
Er ist wie beschrieben ja auch recht eigenständig und kreativ in der Problemlösung .
Vor ein paar Tagen gab er mir wieder ein schönes Beispiel dazu.
Normalerweise stehen bei mir immer zwei gefüllte Wassernäpfe - bei zwei Hunden ist schnell mal einer leer.
Dass beide leer sind kommt eigentlich nie vor, da ich sie immer im vorbeigehen kontrolliere und ggf. fülle.
Cheyenne klappert und schleckt auch seeeeehr geräuschvoll, falls ihr Lieblingsnapf leer ist (obwohl der volle ein paar Meter daneben steht).
Buddy dagegen hat sich gedacht: Selbst ist der Hund - wozu brauche ich Frauchen wenn die Näpfe leer sind ?
Er schaut nur im Vorbeigehen rein (jeden längeren Blick hätte ich bemerkt, da ich direkt daneben saß), sieht dass beide Näpfe leer sind und läuft dran vorbei....
er läuft zum WZ raus und ich denke er will sich nur einfach in den Flur legen.
Eine Weile später höre ich komische Schlabbergeräusche und gehe nachsehen....Buddy hat (ganz leise) die Badtür geöffnet und den Kopf im Klo stecken. Das hat er weder vorher noch nacher jemals gemacht.
Und ich war mal wieder am Kopfschütteln über seine sehr eigene Problemlösung.
wird fortgesetzt -Buddy stellt fast jeden Tag was neues an