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Das einzige Verhalten, dass nennenswert als verändert bezeichnet werden kann ist, wenn überhaupt, das Hüteverhalten, aber wie Du selber schon erkannt bzw. nachgegooglet hast, ist auch hier trotz Jahrhunderte langer Selektion nicht gelungen, das angeborene Jagdverhalten nachhaltig zu verändern. Dieses Verhaltensmuster ist ihm eben nicht in der Form, wie es gewünscht ist, angeboren, er würde es trotzdem nicht von Natur aus perfekt zeigen, wie das nunmal bei angeborenem Verhalten nunmal der Fall ist.
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Vielleicht bin ich ja zu doof, aber den von mir fett markierten Satz verstehe ich einfach nicht. Angeborenes Verhalten ist nur dann als angeborenes Verhalten zu definieren, wenn es von Natur aus perfekt gezeigt wird?
Nur als Beispiel: Jagdverhalten von Beutegreifern gilt doch wohl als angeboren, oder? Also ein frisch geschlüpftes Krokodil ist doch der geborene Jäger, oder?
Warum muß ein Babykrokodil dann erst noch die richtigen Jagdtechniken erlernen, um zum Erfolg zu kommen? Wenn doch angeborenes Verhalten von Natur aus perfekt vorhanden ist?
LG
Markus
Du hast Recht es nicht zu verstehen, wie ich es in der Passage bzw. in dem Absatz erklärt habe. An anderer Stelle habe ich den Unterschied zwischen quantitativer und qualitativer Veränderung durch Zucht innerhalb einer Population bzw. einer Rasse erklärt und zwar, dass angeborenes Verhalten nur in seiner Quantität, aber nicht in seiner Qualität verändert werden kann. Ein Kangal zeigt das Verhalten, dass ihm rassebedingt und erbkoordiniert angeboren ist und zwar die Fähigkeit etwas zu hüten/ zu beschützen, das ihm der Mensch zum Hüten/Schützen gegeben hat, oder im ungünstigen Fall sich selber aussucht, was er hüten und schützen wird. So gesehen ist das Hüteverhalten bei diesen Rassen insofern angeboren, dass sie im Gegensatz zu anderen Rassen Jagdverhalten in ihren einzelnen Komponenten so abgeändert zeigen können, dass sie statt zu hetzen und zu reißen, die Herde hüten und schützen.
Jagdverhalten ist zum Beispiel bei jedem Hund angeboren und die Verhaltensmuster sind bereits zum Zeitpunkt seiner Geburt festgelegt. Auch das rassespezifische Jagdverhalten einzelner Rassen ist angeboren und auch die einzelnen Komponenten des Verhaltensmusters sind innerhalb einer Rasse nicht in ihrer Qualität veränderbar. Der Dackel hat bereits als frisch geborenes Tier bereits in sich die Informationen, die es braucht, um wie ein Dackel jagen zu können und nicht wie ein Schäferhund. Dieses Verhalten ist erbkoordiniert und angeboren. Der Dackelwelpe wird auch dann dackeltypisches Jagdverhalten in perfekter Ausführung zeigen, wenn er es nicht gezeigt bekommt. Er wird zwar nicht so jagen können, wie der Dackel, der von seinem Halter/Jäger das gewünschte Jagdverhalten gezeigt bekommt, aber dennoch so, wie es speziell Dackel tun.
Durch selektive Zucht lassen sich die Komponenten der Verhaltensmuster nicht verändern. Ich kann durch selektive Züchtung nicht darauf hoffen, dass sich das besonders "gute" Jagdverhalten, welches sich vielleicht dadurch zeigt, auf welche spezielle Weise sich der spezielle Dackel anschleicht, oder sich besonders flach machen kann ... vererben lässt, wenn es kein "normales" bzw. häufig beobachtes Verhalten einer Population ist. Ich kann als Züchter zum Beispiel nur darauf hoffen, dass der Dackel, der sehr häufig und zuverlässig eine Komponente des Dackeltypischen Jagdverhaltens zeigt, Nachkommen produzieren wird, die ebenfalls häufig und mit der selben Wahrscheinlichkeit die Komponenten aus dem dackeltypischen Verhalten zeigen wird. Also zum Beispiel ein Dackel, der zuverlässig in den Bau kriecht, wird hoffentlich einige Dackelnachkommen produzieren, die das auch zuverlässig machen werden. Es wird natürlich passieren, dass der Plan aufgrund anderer Faktoren garnicht gelingen wird, oder nur bei einigen Nachkommen in unterschiedlicher Ausprägung.