Au Backe...
Nun kenn ich deine Mutter zwar nicht, aber - kann es sein, dass sie Angst hat, dass das auf sie selbst zurückfällt, irgendwie?
Dem Mann von meiner SchwiMu ging es letztes Jahr nach 30 Jahren in derselben Firma ähnlich. Und weil die am Ende nur noch 5 oder 6 Leutchens gewesen waren, gab es nichtmal ne Abfindung.
Meine SchwiMu arbeitet noch (als Briefzustellerin) - und hat mir am Telefon erstmal einen langen, etwas wirren Vortrag darüber gehalten, warum sie ihren Mann jetzt "trotzdem nicht rausschmeißen" würde, man habe sich ja so lange schon, und miteinander arrangiert, und er würde ihr ja auch viel helfen und so.... - Da hab ich auch im ersten Moment gedacht, ich fall vom Glauben ab.
Mein Mann und sein Stiefvater reden zwar seit gut 20 Jahren kein Wort mehr miteinander, aber objektiv betrachtet unterstützt der sie, wo er nur kann, nimmt alle ihre Eskapaden hin, hilft ihr vorn und hinten, seit sie krankheitsbedingt nicht mehr so kann - auch schon zu der Zeit, als er noch Arbeit hatte.
Ich hab dann nur gefragt: "Wollte er dich denn rausschmeißen, als du mal keine Arbeit hattest?"
Worauf sie nur rumdruckste und meinte: "Naja, nee, das würde er ja nicht machen, und da kann ich dann doch auch nicht... - auch wenn er jetzt ja keine Arbeit mehr hat."
Irgendwie ist bei ihr im Kleinhirn ganz tief eingegraben, dass arbeitslose Männer Taugenichtse und Versager sind, und eine Frau gut daran tut, so einem nicht noch hinterherzulaufen. - Was natürlich noch aus einer Zeit stammt, als so gut wie jeder Arbeit finden konnte, der nur wollte.
An sich weiß sie genau, dass das heute nicht mehr so ist. Aber diese fixe Idee von ihr ist noch wesentlich älter.
Sie
wollte ihren Mann im Grunde nicht rausschmeißen (und de facto wär sie ohne ihn aufgeschmissen) - aber sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, sie muss sich dafür
rechtfertigen.
Vielleicht geht es deiner Mutter so ähnlich, und sie versucht so, ihn dazu zu bringen, schnell wieder in Arbeit zu kommen? (Abgesehen davon, dass es auch wirklich schwierig ist, wenn jemand, der 15 Jahre über nur morgens und abends zuhause war, plötzlich den ganzen Tag in der Wohnung rumhängt... Als mein Vater in den Ruhestand ging, meinte meine Mutter nach 2 Wochen zu mir, sie sei reif für die Klappse.)
Ich weiß natürlich, dass das nicht so einfach geht - du hast ja geschrieben, wie er sich anstrengt, um wieder einen Arbeitsplatz zu finden.
Ich denke, deine Mutter
könnte das auch wissen. Wenn sie trotzdem nur meckert und persönlich verletzend wird, kann es gut sein, dass sie entweder ganz was anderes an deinem Vater stört als die Arbeitslosigkeit (etwa, dass er den ganzen Tag zuhause ist, wie gesagt - da hat's bei meinen Eltern über ein halbes Jahr heftig geknirscht im Gebälk, bis die sich drauf geeinigt hatten, wer was wann wie macht...
)
Oder sie meckert mit deinem Vater, meint aber im Grunde jemand anderen. Vielleicht gab's bei ihr als Kind mal Probleme wegen Arbeitslosigkeit der Eltern, und sie hat sich vorgenommen: "Sowas mach ich niemals mit!" Nur kann man sich das ja nicht immer aussuchen...
Gibt es denn schon was Neues bei dir wegen einer Wohnung für dich?