Ich möchte nur mal einwerfen, dass sich meine ehemals vorbehaltlos positive Meinung zu Flüchtlingen nicht "einfach so" oder aufgrund der medialen Berichterstattung geändert hat, sondern dass ich durchaus engsten Kontakt zu Menschen habe, die damit arbeien müssen.
Meine Mama arbeitet beim Sozialamt in einer Stadt mit einer der größten Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes. Meine Mama arbeitet seit inzwischen ca. 25 Jahren mit Asylbewerberun und Asylanten. Ihr Lebensgefährte zeitweise ebenfalls (wenn auch in einem anderen Kontext, meine Mama als Sozialarbeiterin, er als Hausmeister/Nachtwächter etc. in Containerdörfern). Ich bin damit aufgewachsen, habe meine Mama als Kind oft in die Einrichtungen begleitet (in den Schulferien), habe dort Bekanntschaften mit Kindern und Familien geschlossen und manchesmal bitter geweint, wenn ich von einer Abschiebung erfahren habe. Unser altes Spielzeug haben wir dort gespendet.
Darüberhinaus arbeitet mein Vater seit über 30 Jahren beim Jugendamt und das inzwischen auch auf einem Posten, auf dem er jetzt mit minderjährigen Flüchtlingen zu tun hat. Auch sein Engagement (ehrenamtlich hat er jahrelang eine Initiative geleitet, um rechtradikalen Jugendlichen einen Ausstieg aus der Szene zu erleichtern).
Ich habe eine sehr positie Grundhaltung zu diesen Menschen und bin definitiv eher links orientiert, wenngleich ich die letzten Jahre völlig unabhängig von Flüchtlingsströmen die Entstehung einer Parallelgesellschaft und die mangelnde Integrationsbereitschaft viele, z.T. schon jahrzehnte hier lebender "Ausländer" beklagt habe. Und ich habe 10 Jahre lang in direkter Sichtweite zu einem Containerdorf gewohnt und hatte dabei nie ein schlechtes Gefühl. Ich habe in diesen 10 Jahren ein einziges mal eine sehr sehr schlechte Erfahrung gemacht, wo mein Mann mich zum Glück rausholen konnte. Ich weiß tatsächlich nicht, wie das sonst geendet wäre. Dennoch habe ich das immer für einen bedauerlichen Einzelfall gehalten, der mir genau so mit einem Deutschen hätte passieren können und ich bin zeitweise sogar nachts im Containerdorf unterwegs gewesen, um dort Katzenfallen aufzustellen (wilde Katzen einfangen) ohne dass mir nochmal etwa ähnliches geschehen wäre (wenn man manche Beschreibungen aus rechten Gazetten liest, war das ja schon nahezu todesmutig).
Das mal zu meinem Hintergrund. Jetzt sind es aber meine Mama und mein Papa, die mir auch sagen "Deine Grundwerte (die sie mir ja auch vermittelt haben!) in allen Ehren, aber du bist zu naiv. Wir können das nicht schaffen. Wir sind am Limit, eigentlich schon drüber...!" Meine Mutter sagt, gegen das was jetzt abgeht, war es Anfang der 90er ein Witz. Sie erzählt mir von überzogenen Ansprüchen vieler Asylbewerber, die schon an Realitätsverlust grenzen. Von der Hilflosigkeit nahezu aller Beteiligten. Von horrenden Kosten. Mein Vater erzählt von Jugendlichen, die einer konstruktiven Arbeit mit ihnen kaum zugänglich sind. Das sind Leute "an der Front".
Sie widersprechen durchaus einigen Horrorszenarien, wie den schilderungen, dass man sich gerade als Frau quasi nicht gefahrlos unter Flüchtlingsmännern bewegen kann. Meine Mama sagt, ihr ist noch nie ein S.exueller Übergriff bekannt geworden in den von ihr betreuten Unterkünften. Wohl gibt es gewisse recht unsympathische Gruppen unter den Flüchtlingen, die sich regelmäßig Prostituierte kommen lassen. Ob diese dann bezahlt werden und das Geld behalten dürfen und ob die freiwillig arbeiten, entzieht sich der Kontrollmöglichkeit weitgehend. Aber was man in manchen Blättern liest von täglichen Vergwaltigungen auf Toiletten etc. kann sie nicht bestätigen. Sie sagt, klar wird sie regelmäßig anzüglich und herablassens behandelt. Körperlich attackiert wurde sie in den 25 Jahren zweimal. Einmal davon hat ein anderer Flüchtling ihr aus der Situation geholfen und den anderen zurechtgewiesen. Ich halte also auch nichts davon den Teufel an die Wand zu malen, wie ja manche Leute das tun, die uns einen Zuzug von Millionen Vergewaltigern und Kinderschändern prognostizieren. Aber ich finde das lapidare Beiseitewischen der Bedenken bzgl. der Massen an Zustrom und auch der mitgebrachten kulturellen Werte aus den Herkunftsländern wirklich übel. Wir haben es hier nicht mal geschafft, die mangelnde Integration ganter Generationen von seit vielen Jahren hier lebender und z.T. hier geborender Menschen hinzubekommen. Und jetzt will man uns erzählen, wenn man nur will, kann man das alles mit mehreren Millionen neuen Menschen wuppen.
Ich habe übrigens AUCH Angst, dass richtig fiese rechte Gruppen jetzt zu starken Aufwind bekommen. Dazu zähle ich allerdings nicht die AFD, aber z.B. die Rechte in Dortmund, Legida... Dass jedoch eine Situation eintritt, in der Menschen mit "ausländerfreundlichem" Gedankengut um ihr Leben fürchten müssen, halte ich für DEUTLICH unrealistischer als dass es zu massivem Problemen im Zusammenleben mit den vielen muslimischen allein einreisenden Männern kommt (sei es in Bezug auf Werte der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, der Meinungsfreiheit, der Freiheit auch offen homosexuell zu leben etc.).