"Bei Geschichte ist es immer wichtig, von welchem Anfang man sie erzählt"
Da hatte Frau Vollmer völlig Recht. Dann fängt sie jedoch 1989 an und lässt die Geschichte Russlands im 18. und 19. Jahrhundert völlig außen vor. Ganz zu schweigen von der Revolution von 1917 und dem Sowjetimperialismus.
Ja.
Ich finde es tatsächlich immer wieder erstaunlich, dass man sich selbst nicht an das hält, was man anderen vorwirft.
Wenn man 1989 anfängt, lässt man nicht nur das 18. und 19. Jahrhundert weg, oder die Gräueltaten der Russen im 2. Weltkrieg, sondern dann muss man auch das Budapester Memorandum von 1994 nicht erwähnen.
Während „Putinfreunde“ gerne auf den Minsker Abkommen herumreiten, war doch 1994 gar nichts?
Ich weiß, ich sollte das vielleicht nicht, aber ich schreibe mal, was mich extrem an solchen Statements wie die von Charlene nervt.
Das ist für mich schlicht Bauernfängerei.
Es fällt kein schlechtes Wort über Putin, keine einzige Kritik, keine Zuweisung von Verantwortung (an Russland).
Stattdessen klatscht man den Lesern irgendwelche komischen Quellen hin und behauptet Dinge („es gab keine Massenvergewaltigungen“), verweist auf die nicht existente Pressefreiheit (die russischen Pressegesetze werden nicht erwähnt), stellt Meinungen irgendwelcher älterer Leute (meist mit dem Zusatz Ex- oder a.D.) als Fakt dar, verweist auf Fehler anderer (z.B. durch die Aufzählung möglichst vieler Kriege; aber aufpassen: Tschetschenien oder Georgien dürfen nicht aufgezählt werden) als Beweis dafür, dass die USA schuld wären (wer einen Krieg anfängt, hat sicher alle Kriege angefangen) und das alles wird dann garniert mit:
„Warum empfindet ihr das als Stimmungsmache?
Findet ihr Kriege in Ordnung?“
Ich kann ja nur für mich sprechen. Aber ja, ich liebe Krieg. Mein Traum ist der von einem nuklearen Winter
Ich frage mich irgendwie immer noch, welchen Rechtfertigungsgrund kann es denn bitte geben, in ein fremdes Land einzumarschieren, ganze Städte zu zerbomben, Landstriche auf Jahre mit Minen zu verseuchen, zig Menschen und Tiere sterben und leiden zu lassen? Ach ja: „aber die anderen haben auch...“ - ist keine Antwort auf diese Frage.
Und die Frage, wie ein angegriffenes Land einen Friedensvertrag schließt und unter welchen Bedingungen, sollte das angegriffene Land entscheiden. Und ja, das ist in diesem Fall die Ukraine. Und ja, die Ukraine ist (glücklicherweise noch) souverän.
Es gibt unter Putinfreunden so einige Begriffe, die inflationär gebraucht werden. „Russophob“ ist so ein Wort, oder dass der Westen „hysterisch“ reagiert. Was auch gerne genutzt wird, ist die Behauptung ein anderes Land sei in Wirklichkeit gar nicht „souverän“. Mal ein aktuelles Beispiel – Lukaschenko vor einigen Tagen:
„Die Amerikaner saßen dort (in Polen). Da gibt es keine Souveränität oder Unabhängigkeit. Es gibt keine Wahlen. Die Polen das sind keine dummen Menschen, aber wer hört ihnen zu?
Das ist so ein totalitäres Land, das nirgends hingehen kann (…). Polen, das ist die Hyäne Europas. Die Litauer, sie und die Polen hassen sich. Tja und die Amerikaner haben sie vereint. Sie bereiten sich auf einen Kampf mit uns vor. Okay, sollen sie es versuchen.“
Wahrscheinlicher sind wir hier im Grunde auch ein totalitärer Staat. Ich glaube auch, dass Anton Hofreiter ein amerikanischer Agent sein könnte
Wie gut, dass man in Putin so einen Menschenfreund hat, da kann man ggf. immer noch in Russland um Asyl bitten, wenn es hier zu schlimm wird. Putin mag ja andere Nationalitäten sehr gerne und würde niemals alle über einen Kamm scheren.
„Als ich Putin fragte, warum er in Tschetschenien nicht nur Terroristen bekämpfe, sondern Krieg führe gegen ein ganzes Volk, entgleisten seine Gesichtszüge und er brüllte wütend los: Diese Frage sei eine Unverschämtheit. Jeder wisse doch, dass die Tschetschenen ein Volk von Verbrechern sind. Nur ich wisse das offensichtlich nicht.“