Zeugen Jehovas argumentieren ähnlich und meinen damit, dass andere Christen wie die Protestanten sich nur die Rosinen herauspicken.
In der Bibel gäbe es viele Pflichten, die eher unangenehm oder mit viel Arbeit verbunden sind. Beispielsweise der Predigtdienst, das intensive Bibelstudium, der Verzicht auf Völlerei, kein S.ex vor der Ehe, etc.
Die "falschen Christen" halten sich aus Bequemlichkeit an nichts davon, nennen sich aber trotzdem Christen. Das finden Zeugen einerseits heuchlerisch und meinen andererseits, dass sie selbst viel mehr Opfer bringen und viel mehr für ihren Glauben leisten, als andere.
Aus Sicht der Zeugen stimt das auch. Sie sind sehr "fleißig". Ein richtiger Zeuge zu sein kostet dich wöchentlich viele Stunden, manche schaffen es daher nur halbtags arbeiten zu gehen. Und es bedeutet immer wieder Verzicht und Selbstkasteiung. Man kommt immer wieder an Punkte, wo man etwas gerne tun würde oder gerne hätte. Zum Beispiel einen Film sehen der gerade in den Kinos ist, an Silvester mit den Freunden feiern gehen oder mit jemandem schlafen den man gerade kennengelernt hat. Auch Kleinigkeiten wie ein weiteres Bier zu trinken, obwohl man schon leicht beschwipst ist. Und an all diesen Punkten üben diese Leute dann Selbstbeherrschung und verbieten es sich, weil Gott das nicht will.
Das heißt diese Leute haben eine Woche aus stundenlangem Bibelstudium (wie lernen für die Uni), der Versammlung obwohl man vielleicht keine Lust hat, Predigtdienst obwohl es einem sehr unangenehm ist und viele Menschen unfreundlich sind, ganz ganz viel Verzicht in allen möglichen Situation.
Und am Ende der Woche stehen sie dann vor einem Protestanten, der aus ihren Augen nichts "geleistet" und sich allem hingegeben hat (Völlerei, S.ex, verbotene Filme und Videospiele) und trotzdem sagt, er sei ein guter Christ und käme auch ins ewige Leben/Paradies/Himmel.
Wenn man sich in den Zeugen hineinversetzt kann man gut verstehen, dass er darüber den Kopf schüttelt.
Ich könnte mir vorstellen, dass es für dich
@HSH-Halter ähnlich ist.
Nichtsdestotrotz gibt es viele unterschiedliche Wege und Auslegungen. Selbst das was du für richtig hälst ist nur eine Gruppe unter vielen. Judentum als Obergruppe, Orthodox eine weitere Obergruppe, die Chassdischen noch eine Obergruppe und irgendwie im Gewirr aus verschiedenen Strömungen sind dann Satmar, Chabad und Co.
Sind alle anderen falsch? Oder sind es vielleicht alles erlaubte und gangbare Wege gläubig zu sein?
Da du dich hier sowieso nicht überzeugen läßt, wieso sprichst du nicht einmal mit einem Rabbi? Der aus Oldenburg ist dir zu liberal, das habe ich verstanden. Trotzdem hat er die Befähigung Rabbi zu sein und hat die heiligen Schriften studiert. Selbst wenn du ihn für zu liberal hälst, kann er dir mit seinem Wissen vielleicht weiter helfen.
Was ich außerdem nicht verstehe
@HSH-Halter wenn man nach Chabad googelt, findet man einerseits diese sehr strengen chassidischen Regeln. Andererseits steht überall, dass die Kabbala eine sehr große Bedeutung bei Chabad hat. Du selbst hast geschrieben, es könne sein, dass man wiedergeboren wird. Um die Kabbala zu verstehen muss man vermutlich Jahre investieren, aber alles was ich auf den ersten Blick finde ist komplett frei von einem chassidischen "Sünden-Denken". Überall steht, dass Seelen Erfahrungen sammeln müssen, es keine Verfehlungen gibt, die Frage nach richtig und falsch nur zwischen der Seele und Gott verhandelt werden kann, man auch bei "Sünden" nicht in der Hölle landet sondern gereinigt wird oder reinkarniert. Alles sehr friedvoll, frei und spirituell. Hast du dich mit der Kabbala mal beschäftigt?
Mein Eindruck ist, du versteifst dich zu sehr auf diese Regeln. Auch weil du sie mit Volk und Tradition gleichsetzt. Was ja okay ist. Traditionen sterben aus, wenn sie keiner mehr lebt, das stimmt. Aber ich finde du vernachlässigst dabei die spirituelle Ebene.