Religion

Diese Aussage schiebe ich jetzt mal freundlich auf die vorgerückte Stunde, ansonsten hätte ich sie als Beleidung auffassen müssen.

Ich stimme mit @lektoratte überein, die da schrieb:

Und möchte hinzufügen: Für dich mag „liberal“ das andere Ende deiner Skala sein. Für andere stellt es sich als Wischi-Waschi dar, weil sie denken, da schwenkt jemand sein Fähnchen mit dem Wind. Dabei ist aus meiner Sicht eine konsequente liberale Haltung die Mitte der Skala. Aus der heraus man möglichst vorurteilsfrei die verschiedensten Positionen betrachtet und darin eine Balance zu finden versucht. Die nach Möglichkeit auch weltlich und geistlich miteinander zu einem harmonischen Ganzen verbindet. Das ist alles andere als einfach und bequem. Es ist jedenfalls aufwendiger und unbequemer als einfaches Schubladendenken.

Deswegen kann ich dir auch hier nicht zustimmen:

Wie oben geschrieben, es ist nicht der leichtere Weg, auch diesen Weg muss man mit Hingabe bewusst gehen und auch dieser Weg hat seinen Preis.


Das ist mir viel zu pauschal geurteilt. Um das zu beurteilen, müsste man das ganze Leben eines jeden Einzelnen kennen und ihm obendrein noch in den Kopf gucken können. Kann ich nicht, deshalb halte ich mich an: „Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.“

Zumal offenbar auch die Thora zur Frage, wie weit Verzicht gehen soll, eine Balance fordert. Nämlich: So viel Freude an der Reichhaltigkeit des Lebens, wie es Gott ehrt und so viel Verzicht, wie es Gott ehrt.


Ich möchte noch einmal näher darauf eingehen, damit du mich verstehst.

Ich schreibe nur aus einer Sichtweise. Ich kenne verschiedene, von liberal bis -. Aber ich schreibe aus einer Sicht.

Für mich ist liberal nicht das Ende einer Skala, sondern Teil einer Theorie die bei Chabad verbreitet ist.

Sie besagt, das ist die Grundlage die wir zuerst ansehen müssen, dass es unumstößliche Gebote gibt. Und bevor du einen weltlich liberalen Einwand rufen möchtest, bitte ich dich, sie einmal stehen zu lassen. Es sind unter anderem die Gebote zur Sittsamkeit, Speisevorschriften, Eheverpflichtungen. Alles einzeln aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, aber sie sind bekannt. Diese Gebote und Verbote werden als gegeben angesehen. So weit so gut.

Bei Chabad hat alles und da sind wir in der Kabbala zwei Seiten die sich gegenüber stehen. Gott hat die Seele so geschaffen, dass die Pflichten und Gebote eine Wohltat für uns sind und uns auf den richtigen Weg bringen. Nun besagt die Theorie der zwei Seiten jedoch, dass wir auch die Kehrseite in uns haben. Eine Abneigung und Unlust gegen die Gebote und Pflichten.

Bei Christen sind das soweit ich weiß die niederen Instinkte? Wollust? Oder der Teufel der dich verführt?

Bei Chabad ist es die Gegensätzlichkeit. Die Gebote und Pflichten ziehen die Seele an und sie stoßen sie ab. Somit entsteht ein innerer Konflikt, der jeden Tag auf´s Neue ausgefochten werden muss. Sich dem zu stellen gilt als spirituelle Arbeit. Der Rebbe hat sogar gesagt, dass Menschen die diesen Kampf sehr deutlich spüren, die einen starken Widerwillen gegen die Gebote in sich tragen, eine sehr starke Seele haben. Das muss sie sein, um sich diesem Widerwillen zu stellen.

Der liberale Jude ist in dieser Theorie jemand, der sich seiner spirituellen Arbeit entzieht. Er flüchtet sich in Ablenkungen wie Materialismus oder eine säkulare Gesellschaft. Vielleicht hat er eine starke Seele. Der Rebbe faszinierte sich für solche Menschen. Aber diese Menschen haben noch keinen Zugang zu ihrer Seele.
Der 'Liberale' ist in dieser Theorie das genaue Gegenteil von dem, was du ihm zuschreibst. Er bringt nichts in Einklang, sondern steht mit beiden Beinen auf nur einer Seite.
Der orthodoxe Jude hingegen ist derjenige, der immer wieder mit beiden Seiten ringt. Der spirituell und weltlich in Einklang bringen will, der mit Willen und Widerwillen kämpft, der sich immer fragt wie die Gebote gemeint sind und wie er sie erfüllen soll.
 
  • 30. April 2024
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Hi HSH-Halter ... hast du hier schon mal geguckt?
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Gelten die mosaischen Gebote für Katholiken nicht mehr? Warum halten sie sich nicht an die Speisegesetze?

Nein, bis auf die 10 Gebote gelten keine der alten Regeln mehr für Christen.

Wie war das noch gleich... ich versuche mal, das aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Bitte aber um Entschuldigung, weil ich selbst ja gar nicht getauft bin, dass es vielleicht ein wenig vage bleibt:

Die christliche Interpretation ist so: Gott hatte den Juden aufgegeben, ihre Identität zu bewahren, bis der Messias kommt, und ihnen dafür viele Regeln gegeben.

Dann, wenn er kommt, werden die Bücher neu geschrieben und es gibt einen neuen Bund zwischen ihm und den Menschen.

(Angekündigt in Jer 31,31-34)

In christlicher Interpretation waren diese Gebote ausschließlich dafür da, die Geburt des Messias zu ermöglichen, und sie haben ihren Zweck in dem Moment erfüllt, wo er gekommen ist.

Für die Christen ist nun mit Jesus der Messias gekommen, und der hat ihnen neue Regeln aufgegeben, und ihm hat Gott gesagt, dass die alten Regeln nicht mehr gelten. Dieser "neue Bund" wurde durch das letzte Abendmal geschlossen, und seither feiern sie die Feste ihrer eigenen Religion und folgen den Geboten ihres eigenen Bundes, während sie den alten Bund als gelöst betrachten.

Warum sollten sich Christen an die Speisegebote und die Mitzwot halten? Sie sind keine Juden (mehr).

Und die Regeln ihrer eigenen Religion können sie ja durchaus unterschiedlich streng interpretieren und einhalten.

Was für die Juden ja übrigens anscheinend ja genauso gilt. - Was mir zu sagen scheint, dass auch dort gar nicht mal so klar ist, was denn nun der richtige Weg ist, 613 Gebote und Vorschriften hin oder her.
 
Nein, bis auf die 10 Gebote gelten keine der alten Regeln mehr für Christen.

Wie war das noch gleich... ich versuche mal, das aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Bitte aber um Entschuldigung, weil ich selbst ja gar nicht getauft bin, dass es vielleicht ein wenig vage bleibt:

Die christliche Interpretation ist so: Gott hatte den Juden aufgegeben, ihre Identität zu bewahren, bis der Messias kommt, und ihnen dafür viele Regeln gegeben.

Dann, wenn er kommt, werden die Bücher neu geschrieben und es gibt einen neuen Bund zwischen ihm und den Menschen.

(Angekündigt in Jer 31,31-34)

In christlicher Interpretation waren diese Gebote ausschließlich dafür da, die Geburt des Messias zu ermöglichen, und sie haben ihren Zweck in dem Moment erfüllt, wo er gekommen ist.

Für die Christen ist nun mit Jesus der Messias gekommen, und der hat ihnen neue Regeln aufgegeben, und ihm hat Gott gesagt, dass die alten Regeln nicht mehr gelten. Dieser "neue Bund" wurde durch das letzte Abendmal geschlossen, und seither feiern sie die Feste ihrer eigenen Religion und folgen den Geboten ihres eigenen Bundes, während sie den alten Bund als gelöst betrachten.

Warum sollten sich Christen an die Speisegebote und die Mitzwot halten? Sie sind keine Juden (mehr).

Hat nicht Jesus gesagt, er sei nicht gekommen, sie aufzuheben? Verzeih wenn ich falsch liege, ich bin nicht bibelfest.

Nehmen wir an er hat sie aufgeheben, dann war es ein schlechtes Beispiel. Nehmen wir ein anderes. Nehmen wir die Zeugen Jehovas und ihren Missionierungsdienst. Ist das nicht etwas, das Jesus ausdrücklich verlangt hat? Gehe von Tür und Tür und verbreite die Botschaft.
Ein bibelfester Diskussionspartner könnte gewiss dutzende Gebote und Verbote im NT finden, die heute nicht mehr eingehalten werden. Nicht von Katholiken und nicht von anderen Gruppen.

Und die Regeln ihrer eigenen Religion können sie ja durchaus unterschiedlich streng interpretieren und einhalten.

Das finde ich schwierig. Stellen sie sich damit nicht über ihren G-tt, wenn sie sich anmaßen seine Worte zu korrigieren?

Was für die Juden ja übrigens anscheinend ja genauso gilt. - Was mir zu sagen scheint, dass auch dort gar nicht mal soo klar ist, was denn nun der richtige Weg ist, 613 Gebote und Vorschriften hin oder her.

Je nachdem wen du fragst ist das völlig klar. ;)
 
Das finde ich schwierig. Stellen sie sich damit nicht über ihren G-tt, wenn sie sich anmaßen seine Worte zu korrigieren?

Das tun sie ja nicht. Sie lesen sie und erfüllen sie so, wie sie sie verstehen.

Luther zB hat sich nie angemaßt, Gott zu korrigieren. Der hat Jahre gebraucht und Bücher gewälzt, um bibelfest begründen zu können, was er empfahl. Etwa eher eine Rückkehr zu dem, was in den Anfangszeiten der Christenheit mal gegolten hatte. Der hatte maximal Übersetzungen der heiligen Schrift korrigiert. Oder gewisse Dogmen der katholischen Kirche. Oder die theologische Theorie zum Ablasshandel, die ihn zu Recht mMn wirklich sauer gemacht hat.

Wenn er etwas korrigieren wollte, dann menschliche Fehlauslegungen.

Für die christlichen Kirchen ist der Missionierungsgedanke übrigens keineswegs außen vor. Das wird nur nicht mehr unbedingt von jedem einzelnen Gläubigen verlangt, von der Kirche als solcher aber schon. Weswegen es immer noch Missionswerke gibt, und auch Christen, die Missionare werden.

Die Stelle, an der Christus sagt:

17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.

Ist aus Matthäus 5. Und die wird allgemein (meines Wissens) so interpretiert, dass durch sein Kommen "das Gesetz erfüllt ist und die Bedingungen gelten, die eben von Gott für den Fall, dass der Messias kommt, vorgesehen sind". Denn dann, wenn er gestorben und wiederauferstanden ist, "ist alles geschehen".

Und ab dann gilt eben der neue Bund (besiegelt und immer wieder erneuert durch die Eucharistie - das Abendmahl), der weniger von äußeren Vorschriften als von der inneren Gewissensverpflichtung gekennzeichnet ist. Oder so. :kp:

Denn zeitlich später, in Epheser 2:15, 16, heißt es dann (über das Zusammenfinden von Juden und Nichtjuden in christlichen Gemeinden) :

15 Er hat das Gesetz, das in Gebote gefasst war, abgetan, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache 16 und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst.

Dass er "das Gesetz, das in Gebote gefasst war, abgetan" hatte, muss in der Bergpredigt schon sinngemäß passiert sein. Hätte er das nicht getan, hätten ja niemals Nicht-Juden sich ihm anschließen können. Was sie aber im Grunde von Anfang an oder sehr früh schon durften.

So meine ich es zumindest verstanden zu haben.
 
Das tun sie ja nicht. Sie lesen sie und erfüllen sie so, wie sie sie verstehen.

Luther zB hat sich nie angemaßt, Gott zu korrigieren. Der hat Jahre gebraucht und Bücher gewälzt, um bibelfest begründen zu können, was er empfahl. Etwa eher eine Rückkehr zu dem, was in den Anfangszeiten der Christenheit mal gegolten hatte. Der hatte maximal Übersetzungen der heiligen Schrift korrigiert. Oder gewisse Dogmen der katholischen Kircheö. Oder die theologische Theorie zum Ablasshandel, die ihn zu Recht mMn wirklich sauer gemacht hat.

Für die christlichen Kirchen ist der Missionierungsgedanke übrigens keineswegs außen vor. Das wird nur nicht mehr unbedingt von jedem einzelnen Gläubigen verlangt, von der Kirche als solcher aber schon. Weswegen es immer noch Missionswerke gibt, und auch Christen, die Missionare werden.

Die Stelle, an der Christus sagt:

Ist aus Matthäus 5. Und die wird allgemein (meines Wissens) so interpretiert, dass durch sein Kommen "das Gesetz erfüllt ist und die Bedingungen gelten, die eben von Gott für den Fall, dass der Messias kommt, vorgesehen sind". Denn dann, wenn er gestorben und wiederauferstanden ist, "ist alles geschehen".

Und ab dann gilt eben der neue Bund, der weniger von äußeren Vorschriften als von der inneren Gewissensverpflichtung gekennzeichnet ist. Oder so. :kp:

Denn zeitlich später, in Epheser 2:15, 16, heißt es dann (über das Zusammenfinden von Juden und Nichtjuden in christlichen Gemeinden:(


Dass er "das Gesetz, das in Gebote gefasst war, abgetan" hatte, muss in der Bergpredigt schon sinngemäß passiert sein. Hätte er das nicht getan, hätten ja niemals Nicht-Juden sich ihm anschließen können. Was sie aber im Grunde von Anfang an oder sehr früh schon durften.

So meine ich es zumindest verstanden zu haben.

Danke für deine Erläuterung. Das ist sehr interessant.

Aber dann läßt es sich nicht mit dem Judentum vergleichen. Bei uns sind die Spielregeln eindeutiger. Es gibt keinen Messias, der alles aufgehoben hat.
 
Aber dann läßt es sich nicht mit dem Judentum vergleichen. Bei uns sind die Spielregeln eindeutiger. Es gibt keinen Messias, der alles aufgehoben hat.

Nein, das lässt es sich in der Tat nicht - oder nur, indem man gebotenen Abstand zwischen den beiden beachtet, denke ich mittlerweile

Es hat gemeinsame Wurzeln, von daher gibt es sicherlich einige Parallelen. Aber vieles ist auch deutlich anders.

Da kommt man, gerade wenn man Ähnlichkeiten voraussetzt, beim gegenseitigen Verständnis schnell an Grenzen.

So - ich muss ins Bett. In 4 Stunden klingelt der Wecker und der Hund muss noch raus.

Gute Nacht! :hallo:
 
Du ziehst weltliche Vergleiche zur Religion und urteilst über etwas, das du nicht kennst. Darf ich erfahren warum?

Wieso meinst du, dass sie über etwas urteilt, was sie nicht kennt?

Ich kann jetzt nur für die katholische Kirche hier am Ort sprechen, und auf die treffen diese Worte hundertprozentig zu. Auch das ist "Religion". Oder anders: Nicht nur deine Religion ist eine Religion.

Danke @lektoratte - genau so etwas meinte ich.

Ich muss aber gestehen, ich finde diese ganze Sektiererei sehr befremdlich. Die eine Gruppierung (innerhalb derselben Religion) ist "besser" als die andere, weil sie sich strenger an Regeln hält. Ein Rabbi ist nicht gut, weil er einen Pulli trägt.
Ich weiss nicht - für mich (!) sind das Äußerlichkeiten. Was ist mit den Inhalten? Mit den Werten für die eine Religion steht? Sind die Regeln alles, was eine Religion, einen Glauben, ausmachen?
 
Was ist mit den Inhalten? Mit den Werten für die eine Religion steht? Sind die Regeln alles, was eine Religion, einen Glauben, ausmachen?

Ich glaube, das kommt sehr stark auf die Religion und auf die Auslegung an.

Soweit ich das beurteilen kann, spielt in der katholischen Kirche die äußere Form, das Ritual und dessen Bedeutung, eine deutlich größere Rolle als bei den Protestanten. Diese setzen eher auf die inneren Werte - was ich persönlich, wie ich es verstehe - tatsächlich näher am Urchristentum finde, denn auch Jesus selbst verweist ja von der äußeren Form auf die inneren Werte von Gottes Geboten und Gesetzen.

Da prallen dann wirklich Weltbilder aufeinander. Im Katholizismus sollen prachtvolle Kirchen, Bilder, Altarschmuck die Menschen bereits heute auf die Herrlichkeit Gottes hinweisen und davon überzeugen. Im Protestantismus lenkt das nur von der eigentlichen Idee ab. Schön und harmonisch darf es mittlerweile sein, protzig aber nicht.

Schlussfolgerung der Katholiken: "Die Protestanten können es nicht richtig bzw. sind zu bequem, es richtig zu machen."
Schlussfolgerung der Protestanten: "Die Katholiken können das gar nicht anders, die sehen den Glauben vor lauter Weihrauch gar nicht mehr..." :p

Wer da nun Recht hat... - keine Ahnung. Was man als richtiger empfindet oder mehr mit Religion verbindet, hängt sicher auch davon ab, was man als erstes als richtig kennen gelernt hat.
 
Danke @lektoratte - genau so etwas meinte ich.

Ich muss aber gestehen, ich finde diese ganze Sektiererei sehr befremdlich. Die eine Gruppierung (innerhalb derselben Religion) ist "besser" als die andere, weil sie sich strenger an Regeln hält. Ein Rabbi ist nicht gut, weil er einen Pulli trägt.
Ich weiss nicht - für mich (!) sind das Äußerlichkeiten. Was ist mit den Inhalten? Mit den Werten für die eine Religion steht? Sind die Regeln alles, was eine Religion, einen Glauben, ausmachen?

Wir reden und verstehen uns doch nicht.

Die Regeln und Gebote sind Inhalt und Wert der Religion.
Die Traditionen zu begehen ist der äußere Rahmen. Aber sprechen wir über Gebote und Regeln, sind wir längst bei den Inhalten, beim Kern.

Außerdem und da tust du es @lektoratte gleich versucht ihr eure christliche Sozialisation über das Judentum zu stülpen. Das ist nicht möglich. Taten haben im Judentum eine viel größere Bedeutung als im Christentum. Natürlich philosophieren auch Juden gerne, vor allem bei Chabad diskutiert man die Dinge gerne zu Tode. Aber "Das Wesentliche ist die Tat" ist ein jüdisches Sprichwort.

Die Taten sind bereits im allgemeinen Judentum von großer Wichtigkeit. Weil es Tradition ist. Weil ihr Begehen sie und das jüdische Volk erhalten. Aus unterschiedlichen Gründen.

Auch weil Mitzwot nicht nur Regeln und Verbote sind, wie ihr sie euch gerade vorstellt. Zu Spenden ist eine Mitzwot. Meine Schwiegereltern hatten eine Zedeka in der Küche stehen, das ist eine kleine Dose in die man jeden Freitag Geld wirft um es zu spenden. Wenn die Dose voll war sind meine Schwiegereltern losgedackelt und haben es einem Verein bespendet. Das geht auch moderner, per Dauerauftrag.

Bei Chabad glaubt man außerdem, dass Taten das verbindende Element sind. Das geht auf Kabbala zurück. Ein Zauber der Worten und Taten innewohnt. Über Taten und Wiederholungen, über Gebete gelangst du zu Spiritualität.

Dann wird bei Chabad das Gebot der Unterwerfung betont, Kabbalat Ol Malchut Schamayim, das jüdische Volk hat versprochen sich den Geboten und der Tora zu unterwerfen. Das kann man kritisieren, wenn man mag.

Und als letztes Element sieht man die Regeln und Gebote bei Chabad als etwas, das für die Menschen gemacht ist. Das ihnen gut tut. Warum soll ich mich mit Händen und Füßen gegen etwas wehren, das in Wohlwollen für mich gemacht wurde? Die Speisegebote sollen der körperlichen Gesundheit beitragen, Schabbat ist für die Seele und so geht es weiter.
 
Für mich macht das mit den Regeln total Sinn.

Routine ist gut für Menschen, das weiß ab man auch heute. Es gibt Sicherheit und in schlechten Zeiten hat man etwas zum festhalten. Seine Routine und Regeln. Zusätzlich noch die Gesundheit, die so in früherer Zeit erhalten wurde und evtl noch heute. Teilweise hat die Einhaltung der Regelns etwa mit Meditation/Konzentration auf eine Sache zu tun. Beten ist ja auch irgendwie wie Meditieren.

Ich kenne mich mit dem Judentum kaum aus, aber für mich macht es Sinn. Ich finde auch, dass alle Religionen erstaunlich viele Parallelen haben.
 
@HSH-Halter Danke – sehr interessant. Inzwischen kann ich dich besser verstehen und demnach liegen wir nicht gar so weit auseinander. Abgesehen davon, dass mein Regelwerk nicht so umfassend ist. Es ist mir klar, dass Umfang und Strenge des Regelwerks bestimmen, um wie vieles es schwieriger ist, spirituell und weltlich in Einklang zu bringen.

Mit der Gegensätzlichkeit und dem daraus folgenden inneren Konflikt bin ich ganz bei dir. Der Mensch trägt beides in sich, das Gute und das Böse. Es ist seine Aufgabe, sich unablässig diesem Kampf zu stellen und sich nach Kräften darum zu bemühen, das Böse in sich niederzuringen.

Menschen sind nicht gleich stark und selbst die stärkste Seele kann nicht immer im Kampf Gut gegen Böse erfolgreich sein. In meiner christlich geprägten Theorie zählt nicht so sehr das Ergebnis der Bemühungen, sondern wie sehr ich mich bemühe. Und wie sehr mir meine Fehler und Verfehlungen reuevoll bewusst sind. Ich darf auf Gnade und Vergebung hoffen. Ich darf auch darauf hoffen, dass Gott mir bei diesem Kampf hilft.

Im Vaterunser heißt es: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“

Mit „liberal“ meinen du und ich etwas ganz Verschiedenes. Immer wieder mit beiden Seiten zu ringen ist für mich selbstverständlich und im Kern nicht an orthodox, liberal, säkulär, atheistisch gebunden. Für mich ist das jedes Menschen Pflicht, nur die zu beachtenden Gebote und Verbote sind unterschiedlich streng und unterschiedlich umfangreich.

Liberal ist für mich u.a., menschliche Schwächen mit in die Sichtweise einzubeziehen. Wie gut wir Gebote und Verbote beachten können, das darf an der Stärke des Charakters bzw. der Seele des Einzelnen festgemacht werden. Nicht immer liegt es in unserer eigenen Macht, daran etwas zu ändern. Deshalb ist Vergebung so wichtig. Ich habe z.B. lange mit dem Gebot „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ gerungen und mit der Frage, ob das nicht unvollständig ist ohne die Forderung „Eltern sollen ihre Kinder ehren“. Sei’s drum, irgendwann konnte ich mich zur Vergebung durchringen. Aber nichts desto trotz meine ich, dieses Gebot sei in dieser Form ein bröseliger Stein.

Liberal im Sinne von tolerant muss ich sein, wenn ich auf Mitmenschen blicke: Mit viel Bedacht abwägen, bevor ich urteile z.B., denn von außen ist es für einen Menschen schwer zu beurteilen, ob jemand nicht will oder nicht kann. Und schon gar nicht kann ich beurteilen, ob ihm Gott verzeiht.


P.S. Übrigens wollte ich dich mit meiner „Abhandlung“ über mein Verständnis von liberaler Haltung nicht überzeugen. Ich konnte es nur nicht unwidersprochen so stehen lassen. Aber das dürfte nun geklärt sein :)
 
@HSH-Halter

ußerdem und da tust du es @lektoratte gleich versucht ihr eure christliche Sozialisation über das Judentum zu stülpen.

... sprach derjenige, der sich darüber echauffierte, dass Katholiken keine Speisegebote mehr einhalten... :p

Ich versuche gar nichts zu stülpen - worüber denn auch?

Die einzige Religion, die ich etwas besser kenne, ist halt das Christentum, und ich kann nur Parallelen suchen, um vielleicht das eine oder andere nachzuvollziehen. Oder auch nicht.
Da verhalte ich mich nicht anders als du.

Vom Judentum weiß ich zu wenig, um das für sich alleine betrachten zu können.
 
Natürlich.

Um sich besser zu verstehen, hilft also nur, sich gegenseitig "zuzuhören" - und nicht gleich von "überstülpen" zu reden, wenn die andere Seite das eigene Geschriebene erstmal anhand der eigenen Sozialisation zu beurteilt.

Es steckt ja auf keiner Seite böse Absicht dahinter.
 
Natürlich.

Um sich besser zu verstehen, hilft also nur, sich gegenseitig "zuzuhören" - und nicht gleich von "überstülpen" zu reden, wenn die andere Seite das eigene Geschriebene erstmal anhand der eigenen Sozialisation zu beurteilt.

Es steckt ja auf keiner Seite böse Absicht dahinter.

Aus der eigenen Sozialisation zu beurteilen wirkt schnell wie verurteilen, insbesondere wenn nach Inhalten und Werten gefragt wird, als gäbe es sie nicht. Und das bei einem Glauben der voll von Inhalten und Werten ist.

Mir ist natürlich bewusst, dass ich die Diskussion schneller als Angriff verstehe, als du. Für mich ist das weniger eine Sachdiskussion, bei der ich über etwas rede, neben dem ich stehe. Ich stehe darin. Meine Lebensentscheidungen, um die hier jeder weiß, bedeuten nicht dass ich mich inhaltlich distanziert habe.
 
Für mich macht das mit den Regeln total Sinn.

Routine ist gut für Menschen, das weiß ab man auch heute. Es gibt Sicherheit und in schlechten Zeiten hat man etwas zum festhalten. Seine Routine und Regeln. Zusätzlich noch die Gesundheit, die so in früherer Zeit erhalten wurde und evtl noch heute. Teilweise hat die Einhaltung der Regelns etwa mit Meditation/Konzentration auf eine Sache zu tun. Beten ist ja auch irgendwie wie Meditieren.

Ich kenne mich mit dem Judentum kaum aus, aber für mich macht es Sinn. Ich finde auch, dass alle Religionen erstaunlich viele Parallelen haben.

So ist es.
 
Ich glaube das Hauptproblem ist wirklich, dass ungläubige Menschen alles verstehen wollen und nicht einfach vertrauen können, dass es richtig ist.
Sich Gott nicht hingeben können und immer wieder hinterfragen.

Aber Gläubige Menschen vertrauen darauf, dass Gott weiß was richtig ist und deshalb befolgen sie die Regeln.

Solche Diskussionen sind meist schwierig.
 
Aus der eigenen Sozialisation zu beurteilen wirkt schnell wie verurteilen, insbesondere wenn nach Inhalten und Werten gefragt wird, als gäbe es sie nicht. Und das bei einem Glauben der voll von Inhalten und Werten ist.

Meine Frage dazu entspringt deiner Betonung auf - sorry, für mich - rein formaler Aspekte.
Siehe deine Verurteilung von Rabbi Simon (von dem du das Video verlinkt hattest). Den findest du nicht gut, weil er einen Pulli in der Predigt trägt.
Ich könnte verstehen, wenn du ihn nicht magst, weil er schlecht predigt. Kenn ich auch aus christlicher Sicht. Aber: weil er einen Pulli trägt? Ernsthaft?
Das ist - wieder nur für mich - doch kein Qualitätsmerkmal?
Wichtig ist doch, was er sagt!
Worte haben doch keinen anderen Inhalt, nur weil der Sprechende sein Outfit ändert?
Wenn du das so siehst, bist du doch derjenige, der vermittelt, der Inhalt, der Wert ist ohne Form nicht vorhanden?
Ich finde das sehr widersprüchlich.
 
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