Ich halte es tatsächlich für kontraproduktiv, sich immer wieder nur auf die Unterschiede zu berufen und einende Aspekte mehr oder weniger unberücksichtigt zu lassen.
Ich halte es hingegen für kontraproduktiv, die Unterschiede nivellieren zu wollen.
Natürlich habe ich das Glück, in eine Gesellschaft hineingeboren worden zu sein, die ein stabiles soziales Gefüge und viel persönliche Freiheit bietet, was meine Religion oder eben auch Nichtreligion betrifft.
Da ich hier sozialisiert wurde, ist diese Freiheit für mich selbstverständlich.
Mir ist aber auch klar, dass die Sozialisation in anderen Teilen der Welt ganz anders aussieht. Besonders auch da, wo eine andere Religion die Sozialisation prägt. Mädchen, die kein Anrecht auf eine Schulbildung haben, Beschneiden von Frauen, Todesstrafe für Kinder, Todesstrafe für Homosexuelle, gesetzliche Strafen für außerehelichen Geschlechtsverkehr, Verheiratung von Kindern.
Alles Dinge, die für mich hier Sozialisierte überhaupt nicht mehr vorstellbar sind. Auch wenn ich weiß, dass es bei uns auch noch nicht so lange her ist, dass z.B. Homosexuelle kriminalisiert wurden.
Ebenso wird es Menschen geben, die unsere Freiheiten und Werte unvorstellbar finden.
Wenn diese Kulturen aufeinanderprallen, ist es für mich nicht verwunderlich, dass sich daraus Probleme ergeben. Natürlich sind Menschen verschieden. Einige werden mit der anderen Lebensweise leichter zurechtkommen, andere werden sich schwer tun mit den anderen Werten und Gebräuchen.
Eine Anerkennung, dass es diese Probleme geben könnte, könnte auch den Weg freimachen, um Lösungen zu finden. Ich hatte allerdings eine Zeitlang die Vorstellung, dass selbst das Eingestehen, dass es Probleme geben könnte, nicht erwünscht war. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass sich da langsam etwas verändert.